Folge #10: Eine Reise in 28 Fragen

- Marie

 

“Findet mich das Glück?”,

frage ich mit vor Erstaunen weit aufgerissenen Augen.

Meine Stimme schallt dabei in die Stuhlreihen gefüllt mit Menschen.

Doch sehen kann ich das Publikum nicht. Das Scheinwerferlicht blendet.

Ich zitiere den Titel der Fragensammlung von Peter Fischli und David Weiss. Dabei spreche ich aus, was mich in diesem Moment als 16-Jährige im Herzen häufig umtreibt:

 

Werde ich ein glückliches Leben haben?


Theater spiele ich heute nicht mehr.

Fragen stelle ich immer noch. Jetzt sogar beruflich. 

Mein Leben dreht sich seit ich ein Kind war um Fragen.

Von „Wann sind wir endlich da?“ im Auto meiner Eltern auf dem Weg in den Italienurlaub bis zu „Was werde ich wenn ich groß bin?“ beim Nachdenken auf der Schaukel. Viele wichtige Stationen in meinem Leben wurden von Fragen geleitet, zum Beispiel “Wie sieht es auf der anderen Seite der Erde aus?” (Schüler*innenaustausch nach Australien), “Warum sind Menschen so, wie sie sind?” (Psychologiestudium) und “Was bedeutet gute Arbeit für mich?” (Selbständigkeit).

Meinen Kunden versuche ich mit Hilfe von Fragen zum Nachdenken und Veränderung anzuregen und einer Lösung näher zu bringen. Zu Weihnachten habe ich mal einen Fragengenerator geschenkt bekommen. In meinem Bücherregal reihen sich Fragensammlungen wie die von Fischli und Weiss aneinander. Und meine Tagebucheinträge bestehen häufig aus einer Liste von Fragen, die ich mir gerade stelle.

Fragen sind für mich magisch. Sie sind wie Schlüssel, die uns Türen zu ganz neuen Möglichkeitsräumen öffnen. Sie laden uns ein innezuhalten, zu sehen was da ist und vor allem in neue Richtungen zu denken. Noch spannender wird es, wenn wir diese Räume gemeinsam mit anderen betreten. Den Moment und auch die Unsicherheit teilen, welche nach einer Frage kommt. Der Moment, in dem wir grübeln: “Gute Frage, wie stehe ich eigentlich dazu?” 

Wenn wir einander Fragen stellen, bekommen wir Einblicke in das Innere unseres Gegenübers, lernen sie oder ihn besser kennen und - das ist für mich die wahre Magie - fühlen uns am Ende (hoffentlich) verbundener.

 

Gemeinsam Fragen zu beantworten ist fast wie einen gemeinsame Reise machen. Anfangs aufregend, manchmal schwierig und immer ein Abenteuer, das zusammenschweißt.

 

In Zeiten von Corona, in denen gemeinsames Reisen weiterhin schwierig bleibt, laden wir euch daher ein, gemeinsam Fragen zu beantworten. 

Während der letzte Monate haben  Cosima und ihre Mitbewohner*innen eine 28-day-journey aus 28 Fragen kreiert, die anregen, inspirieren, öffnen. Es gibt bisher drei verschiedene Sets mit Fragen. Das unten verlinkte Fragenset ist von Cosima zusammen gestellt und auf Deutsch. Das Ziel ist es, mit Menschen in Verbindung zu bleiben, die man gerade nicht sehen kann, und andere und vielleicht ganz neue Gesprächsthemen zu erkunden, um nicht zum zehnten Mal am Tag über Corona reden zu müssen. 


Eine Reise in 28 Tagen - so funktioniert's: 


1) Gemeinsam starten
Mit wem würdest du gerne die 28 Fragen beantworten?
Schicke dieser Person den Link.
Dann entscheidet euch für ein Startdatum und klickt beide an diesem Tag auf “Person hinzufügen” (en: "add person") und gebt den Namen eures Gegenübers ein. Ab jetzt wird jeden Tag eine neue Frage für euch an dieser Stelle erscheinen. Die Fragen sind ein Geschenk von Cosima und ihrer WG an alle, die Lust auf Verbindung haben. Daher ist die Nutzung der App kostenlos und ihr müsst euch dafür nirgends anmelden oder eure Kontaktdaten eingeben. 

2) Eine Frage pro Tag
Jeden Tag wird auf dieser Seite eine neue Frage auftauchen. Geht auf die Seite, um die neue Frage für den Tag zu sehen. Teilt eure Antworten miteinander. Am Telefon, als Sprachnachricht, E-Mail, What’sApp-Nachricht, beim Abstands-Spazierengang, beim Kaffee trinken auf Distanz oder wie auch immer ihr gerade mit Menschen im Kontakt stehen könnt und wollt. 


Zum Schluss bleibt nur eine Frage: Worauf wartet ihr?

Zu den Fragen:



Wir bleiben zuhause...

...mit anderen Menschen oder  auch allein. Was macht das mit uns? Mit unserer Liebe, unseren Beziehungen, unseren Freundschaften?  Wie steht es um Sex in Quarantäne, Dating auf Distanz, Flirten nur noch digital? Absofort jeden Abend Dinner for One oder nur noch Pärchenabend?

Wir - Cosima und Marie - schreiben unter dem Titel “Liebe in Zeiten von Corona” darüber, was wir und andere durch Quarantäne, Kontaktbeschränkung und Social Distancing mit Partner*innen, Familie, Freunden*innen, Affären, Liebhaber*innen und Flirts erleben. Wir wollen über die Herausforderungen reflektieren, Sehnsüchte erkunden, Sorgen teilen, Momente der Isolationsromantik feiern und am Ende auch ein bisschen über uns und den ganz normalen Alltagswahnsinn lachen. 

Die Kolumne erscheint jede Woche Mittwoch und Sonntag auf cusilife.

 
 

Cosima studiert Philosophie und schreibt auf ihrem Blog cusillife über (Selbst-)Liebe und Polyamorie. Marie ist Psychologin und arbeitet als freiberufliche Prozessbegleiterin und Organisationsentwicklerin. Trotz ihrer 5,5 Jahre Altersunterschied haben sie sich früher als Zwillinge in Clubs rein geschmuggelt. Jetzt schreiben sie gemeinsam über die Liebe in Zeiten von Corona.

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