Warum ich Polyamorie wirklich geil finde – ein Kommentar zu Kommentaren

Warum ich Polyamorie wirklich geil finde – ein Kommentar zu Kommentaren

"Frauenschwarm – Wo steht der deutsche Feminismus“ So wird das Porträt von Margarete Stokowski im SZ Magazin betitelt. Dadurch bin ich auf ihre Kolumne auf Spiegel Online gestoßen. Von ihrem Buch „Untenrum frei“ hatte ich schon gehört, jetzt liegt es bei mir auf dem Bett. 

Margarete? Frau Stokoswki? Hört sich beides komisch an. Naja, also Margarete Stokoswki ist bekennende Feministin und schreibt über strukturellen Sexismus, die kleinen und großen Machtgewebe in unserer Gesellschaft, manchmal lustig, manchmal zynisch. 

Aber laut, ehrlich, mutig. In ihren Kolumnen spricht sie Sachen an, die nicht neu sind, aber die sich viele immer noch nicht anhören wollen. Besonders gelungen fand ich die Episode „Schöne Feministinnen“. So weit, so ok. 

Scrollt man jedoch ein bisschen weiter runter kommt – das Gruselkabinett Kommentarspalte!

Wie auch im Portät erwähnt, bekommt sie viel Zuspruch. Doch was da manche Menschen von sich geben „als Kommentar“ bringt mich in kurzer Zeit durch eine Achterbahn der Emotionen und Gesichtsausdrücke.

Zwischen Empörung, Wut, Trauer und am Ende ringe ich mir irgendwie ein Lachen ab, weil es manchmal anders nicht zu ertragen ist! 

Zum Beispiel - ein Kommentar zu Gleichberechtigung von Frauen: Bis es weh tut
"Wieder werden hier Behauptungen über Benachteiligung von Frauen aufgestellt, die frei erfunden sind. Wenn eine Frau den gleichen Beruf ergreift wie ich als Mann (Zahnarzt) kann sie auch genauso viel Geld verdienen wie ich. Sie muss sich auch von keinem (Ehe-) Mann unterdrücken lassen. Dies ist ein freies Land. Niemand zwingt sie Kinder zu bekommen, um ihre Karriere zu gefährden. Niemand zwingt sie, sich einem Mann sexuell zu unterwerfen. Sie kann alleine bleiben wenn sie meint ein Mann unterdrücke sie. Frauen sind immer freiwillig mit Männern zusammen, jedenfalls in Deutschland. Manche Frauen ärgern sich lediglich über den Verrat ihrer Geschlechtsgenossinnen. Das ist alles. Frauen sind nicht solidarisch miteinander, das ist ihr Problem. Das wird sich auch nie lösen lassen. Die Biologie läßt sich nicht betrügen."

Es wäre schön einfach sagen zu können, naja die Menschen sind halt dumm und unreflektiert, aber diese Aussage ist genau das: dumm und unreflektiert! Viele Menschen lassen ihr Empathievermögen gern mal an der Tür, bevor sie Wörter ins Internet ballern. Soll ich trotzdem noch empathisch sein? 
Es gibt ihre Kolumne nun mal, weil wir noch in patriarchalen Strukturen leben, weil wir von Geschlechtergerechtigkeit in vielen Bereichen noch weit entfernt sind, weil es Privilegien und Machtstrukturen gibt, die einige so gerne weiter bestehen sehen würden! Und wer das nicht sehen will, erklärt lieber die Anklägerin für verrückt, als das System. 

Hin und wieder bekomme ich auch ein paar Kommentare, die ... naja Kopfschütteln auslösen. Aber bei weitem überwiegen, die vielen positiven und lieben Worte! Danke dafür 🙂
Doch es wird Zeit mal ein bisschen, was raus zu lassen. 


Also alle Lauchs da draußen aufgepasst, jetzt schreib ich euch nämlich mal nen Kommentar:

Während sich Margarete anhören musst nur Mal richtig durchgefickt zu werden, notfalls auch mit Spargel*, muss ich mir anhören endlich aufzuhören meine innere Einsamkeit der angeblichen Ungebundenheit durch Rumficken zu betäuben. 
Ungeachtet, dass ich seit über zwei Jahren mit meinen beiden Freunden zusammen bin und mich sehr gebunden fühle. Obwohl das eigentlich egal wäre. 
Dies zeigt, dass „wir“ Frauen es doch nicht richtig machen können. Wer sich über das System beschwert muss nur mal richtig gefickt werden, weil uns das all die Ungerechtigkeiten des Alltags vergessen lässt? 
Und wer seine Sexualität auslebt, der sucht nur vergeblich nach etwas, was eigentlich nur die wahre Liebe bringen kann. 
BULLSHIT! 
Ein für alle Mal: Wie viel, wen und warum ich ficke, ist meine Sache. 
Danke, ich brauche keine Fremddiagnose über meine Verachtung der Treue, so wie du sie verstehst.

Sogar gut recherchierte Artikel über Polyamorie betiteln durch ‚Sex mit anderen ohne Betrügen‘ in jeglichen Variationen. And I get it. 

Sex sells, oder so?!

Die Vorstellung eine Beziehung zu haben und eine Freifahrtsschein, um nebenbei mal jemand anderen zu vögeln, klingt erstmal toll für viele. Hier schreibe ich über die meistens Vorurteile, die mir zu Polyamorie begegnen.
Allerdings funktioniert so menschliche Verbindung nicht. 
Die Idee von Polyamorie ist für mich (unter anderem) mich mit dem ganzen Krams, der damit einhergeht auseinanderzusetzten!

Es geht um ein offenes Herz, um Verbindung, um Spaß, um Ehrlichkeit, um Vertrauen und ja manchmal auf um Sex.

Und vor allem das Anerkennen von hey, da gibt es mehr Menschen, die ich liebe, mag und attraktiv finde. Und als ob das, das Geilste daran wäre. Ja, ich feiere es, dass ich mit einem meiner Partner Dreier und Vierer haben kann, dass er mir alle Orgasmen der Welt wünscht und sich freut wenn ich mit anderen Menschen schlafe. Aber das wirklich Geile daran ist, dass wir unsere eigenen Märchen schreiben. Wir brauchen keinen Relationship Escalator**, um auf dem Plateau der Gefühle anzukommen.

Es sind die Momente, wenn wir alle am Küchentisch frühstücken, kuscheln und diese Liebe im Raum hängt. Es sind die Tage, an denen ich fünf verschiedene Menschen kuschle und küsse und ich weiß alle kennen und mögen sich. Es sind die Momente, in denen mich andere Menschen fragen, wie wir denn unsere Beziehung geöffnet haben, weil es ja anscheinend ganz gut klappt.

Es sind die Momente, in denen ich mit Liebeskummer wegen einem Freund, in den Armen meines anderen Freunds liege.

Es sind die Momente, in denen ich weiß, wir entscheiden uns für einander, nicht weil da sonst niemand ist, sondern obwohl es andere Menschen in unserem Leben gibt.  Es sind die Momente in denen ich weiß, dass ich mein Leben so leben kann, wie ich will. Es ist geil, weil wir hinterfragen, wie uns idealisierte Romantik an uns und unseren Beziehungen zweifeln lässt und wie wir versuchen das hinter uns zu lassen. Es ist geil, weil ich schon als Teenager über Mehrfahrbeziehungen fantasiert habe und es jetzt leben kann. Ohne Heimlichtuerei. Weil ich mich neu verlieben kann ohne meine jetzigen Lieben zu verlassen. Die Frauenfußballnationalmannschaft sagt in ihrem neuen Imagefilm, ihre Vorbilder sind sie längst selbst: hell yeah!
Es ist geil, weil ich ein Vorbild für andere sein kann. 

Ich will nicht missionieren. Monogamie ist genauso geiler shit, wie andere Formen von Beziehung. Und das sag ich in fast allen meinen Artikeln. Just fyi. 
Aber dann sagt mir doch bitte nicht, wen ich zu ficken oder nicht zu ficken habe. 
Und „was mein Herz wirklich will“***  das weiß ich selbst immer noch am Besten. Und wenn ich es mal nicht weiß, dann geht es nicht darum, dass mir irgendein Typ in einer Kommentarspalte erzählt, wie ich mein Leben zu leben habe, sondern darum, dass ich bitte selbst rausfinden darf, was ich will!
Also FUCK YOU! Selbstbestimmte Sexualität, heißt, genau das: Ich bestimme selbst. 


*"Vielleicht einen besonders großen 'Spargel' mal unten einführen? Vielleicht sind Sie dann entspannter" - aus Hate Speech. Hobbypsychiater, gebt auf! von M.Stokoswki

** Relationship Escalator meint das Konzept, dass es bei romantischen Beziehungen normalerweise nur in eine Richtung geht und es "je ernster es wird" bestimmte Schritte und Stufen gibt, die man erreichen kann und soll.

***Zitat aus einem Kommentar zu meinem Blog, wo mir jemand versucht zu erklären, was ich wirklich will. Ganz nachzulesen auf meiner Facebookseite.

Foto by W A T A R I on Unsplash

33 Inspirationsbooster zum Lesen, Hören, Fühlen

33 Inspirationsbooster zum Lesen, Hören, Fühlen

 

Ein Leuchten in den Augen. Dieses Kitzeln im Bauch.
Inspiration.
Worte, die ausdrücken, was dir im Kopf rumschwirrt.
Bilder, Videos, die dem eine Farbe geben, was in dir passiert.
Du bist nicht allein.

 

Wir leben im Zeitalter der Information und des Wissens.

Manchmal ist es erschlagend.

Manchmal inspirierend.

Bücher, Blogs, Zeitungen, Podcasts, Radio, Onlinekurse, Webinare, ... Reine Reizüberflutung. Jeden Tag.

Daher - danke, dass du gerade diesen Artikel liest. Aufmerksamkeit ist eine Währung.

Und um ehrlich zu sein, die meisten Menschen im Internet schaufeln weiter "content" auf den Haufen des Bullshits!

Meine Grundeinstellung ist meistens wegklicken und ignorieren. Meine und deine Zeit sind eine der wertvollsten Ressourcen, die wir haben.

 

Weniger BULLSHIT - Mehr LIEBE

In letzter Zeit wurde ich immer häufiger nach Tipps für Bücher oder Podcasts gefragt (v.a. für Polyamorie und alternative Beziehungen). Da dachte ich mir, ich mache mal eine Liste mit Quellen der Inspiration, Geschichten und Menschen, die ich gerne lese und anhöre. Diese Liste ist natürlich nicht vollständig, sondern ein kleiner Ausschnitt von den vielen tollen Sachen, die so in der Welt passieren. Suche dir raus, was dich anspricht. Ergänze gerne und lass liegen, was nicht mit dir räsoniert.

 

Ein erfülltes Leben kreieren

Eine meiner höchsten Prioritäten im Leben ist es glücklick zu sein. (Nicht immer fröhlich, aber glücklich). Das klappt natürlich mehr oder weniger gut.
Aber einen großen Teil meines Lebens fühle ich mich erfüllt. Und es gibt auch Tage, an denen fühle ich mich scheiße! 🙂 Und ja, das gehört auch mal dazu.
Ich bin kein endloser Sonnenschein. Ich glaube, wenn ich glücklick bin, erreiche ich meine Ziele leichter, ich bin wohlwollender mir und meinen Mitmenschen gegenüber. Die wirklich wichtigen Dinge in meinem Leben, wie Beziehungen, Lachen, gutes Essen, Schlaf, erscheinen mir wichtiger. Ich verschwende weniger Energie darauf, mich zu fragen:

Bin ich eigentlich ok?
Warum schreibe ich keine besseren Noten?
Warum lese ich nicht mehr?
Warum lesen meine Blog nicht mehr Menschen?
Bei alldem schwingt eine Wertung mit. Ich bewerte mich. Ich werte mich ab. Nicht sehr produktiv.

Immer wieder möchte ich ausbrechen aus dem Kreis der negativen Gedanken und negativen Verhaltensweisen. Ich möchte Gedanken und Verhaltensweisen, die mich unterstützen, die beste Version von mir zu sein. Ich will aktiv ein erfülltes Leben kreieren. Willst du das auch?
Dann genug der Vorrede.

 

Für dich - 33 Inspirationsbooster zum Lesen, Hören und Fühlen

BLOGS

Vor fast 3 Jahren habe ich angefangen meinen eigenen Blog zu schreiben. In der Zeit habe ich selbst viele Blogs gelesen. Davon sind nur noch wenige übrige.
Inzwischen gibt es eigentlich nur noch einen Blogautor, den ich wirklich regelmäßig lese.

1) Walter Epp von Schreibsuchti und endlichlebendig.de 

Schreibsuchti hat mir geholfen meinen Blog aufzubauen, dabei zu bleiben und immer wieder an mich zu glauben! Mit endlichlebendig hat Walter jetzt auch einen Blog über erfülltes, selbstbestimmtes Leben.

Lieblingsartikel:

 

Weitere Blogs, die ich empfehlen kann

 

BÜCHER

6) Komme ich erzähl dir eine Geschichte

Das ist eines meiner Lieblingsbücher. Demian macht eine Therapie bei dem unkonventionellen Jorge.
Und der hat immer eine passende Geschichte parat.

Bildergebnis für kimchicuddles ask me about polyamory

7) Kimchi Cuddles - Ask me about polyamory

Dieser Comic hat mich tief berührt und oft zum Lachen gebracht.
Es gibt eine Webversion und ein Buch. Tikva Wolf bringt in ihren Comics Situationen und Themen genau auf den Punkt!
Sex-positive, queer, all genders, poly, kink friendly! <3
Ich habe einiges über Beziehungen, Liebe und Gefühle gelernt.

 

Who are some people you’re grateful for right now? If you appreciate my work, check out my Patreon: https://www.patreon.com/kimchicuddles

It’s always interesting to me when people suggest that the types of relationships I’ve been in for several years are actually impossible. More at http://TikvaWolf.com

 

 

Mehr Bücher, die mich in inspiriert und begeistert haben:

  • 8) Lieb und teuer. Was ich im Puff über das Leben gelernt habe von Ilan Stephani
  • 9) The Ethical Slut (oder auf deutsch: Schlampen mit Moral: Eine praktische Anleitung für Polyamorie, offene Beziehungen und andere Abenteuer) von Dossie Easton und Janet Hardy
  • 10) Das Ende der Monogamie von Friedemann Karig
  • 11) Die Kunst des Liebens von Eric Fromm (teilweise veraltete Ansichten, aber vieles sehr tief und schön)
  • 12) Die vier Verpsprechen: Ein Weg zur Freiheit und Würde von Miguel Ruiz
  • 13) More than two von Franclin Veaux (Buch und Blog) - das Buch habe ich selbst noch nicht gelesen, aber sehr oft empfohlen bekommen

 

YOUTUBE CHANNEL / VIDEOS

14) Youtube Channel: Conor & Brittney
Die beiden vloggen über Polyamorie, Authentic Relationships, Peaceful Parenting, Minimalismus und wie sie ihr Leben gestalten, um glücklicher und erfüllter zu sein.
Neben ihren Youtube Channels haben sie eine Mitgliederseite mit extra Content und Kursen. Außerdem gibt es eine Facebook Gruppe "Inspiring Authentic Relationships" für Austausch und Verbindung. Ich liebe alle ihre Videos und finde die Art, wie sie Verbindung in ihr Leben bringen schön.

15) BuzzFeed LBGT Playlist 
Als ich angefangen heraus zu finden, dass ich pansexuell (damals bisexuell) bin, habe ich stundenlang Coming Out Videos auf YouTube geschaut. Ich habe mich weniger allein gefühlt. Ich wusste es gibt andere Menschen, die sind diesen Entdeckungsprozess schon gegangen. Nach wie vor, hilft es mir meine queere Seite durch das Internet inspirieren zu lassen.

16) BuzzFeed - Ask a Polyamorous Person
Jap... alle diese Fragen zu Polyamorie habe ich wohl auch schon gestellt bekommen. Das Video ist lustig gemacht und zeigt, dass es ok ist Fragen zu stellen.
Es ist gibt einen kleinen Einblick zu Polyamorie

17) YouTube Channel: PoppyPolyamorie 
Poppy ist eine der wenigen deutschen YouTube Channels über Polyamorie. Sie spricht verschiedene Formen von Beziehungen an, was es für Regeln geben kann und gibt gute Hilfestellungen, wenn man seine Beziehung öffnen will.

18) YouTube Channel: Auf Klo 
Auf Klo ist eine Produktion von Funk. Die Moderatorinnen Eda und Lisa haben jede Woche ein Thema und einen Gast in ihrer Klokabine.
Das Format richtet sich eher an eine jüngere und eher weibliche Zielgruppe (14-25 Jahre). Es werden viele wichtige und spannende Themen für junge Menschen angesprochen.
Auch Tabuthemen, wie Depression oder Sexarbeit finden Platz  bei Auf Klo.

19) Pierre - Herz/rat/schlag (Poetry)

Pierre ist wortgewandt, gefühlvoll und ein wirklich besonderer Mensch. Eines der ersten Gedichte, die ich von ihm gehört haben, war Herz/rat/schlag.
Inzwischen hat er seine Gedichte in mehrere Bände veröffentlicht. Eine Edition davon liegt auf meinem Nachtkästen, wo seine Worte mich immer wieder berühren.

20) Safer Sex Song als Spice Girls "Wannabe" Parody.

 

21) "I love my body"  - Auschnitt aus der Serie Big Mouth auf Netflix

 

TED TALKS

22) Fifty Shades of Gay by iO Tillett Wright

 

23) A queer vision of love and marriage by Milan and Kim Katrin Milan 

24) My philosophy for a happy life by Sam Berns

25) What we don't teach  kids about sex by Sue Jaye Johnson

PODCAST

Podcasts sind toll. Es gibt sie zu fast allen Themen. Auf vielen verschiedenen Plattformen.
Man kann sie zu jeder Zeit hören. Es gibt Podcasts, die von einer Redaktion betrieben werden oder von einzelnen Privatpersonen. Über die letzten Jahre hat sich eine große Landschaft an verschiedensten Kreationen angehäuft.

26) Poly Weekly- der englischsprachige Podcast über Polyamorie, Offene Beziehungen und alles was damit zu tun hat.
Es werden unglaublich viele interessante Themen angesprochen. Mit über 500 Folgen wirst du auf jeden Fall fündig.

(Tatsächlich gibt es glaube ich keinen deutschsprachigen Polyamoriepodcast. Noch nicht...? )

27) Savage Love Cast - das ist der Beziehungs-, Liebes- und Kink- Podcast. Fast jeden Tag auf den Weg zur Uni höre ich mir Dan Savages Love Cast an.
Das Format läuft so ab, dass er über ein aktuelles politisches Thema in den USA spricht und anschließend Fragen von Hörer*innen beantwortet.
Die kostenlose Version gibt es z.B. auf Spotify oder seiner Seite. Es gibt auch noch die Magnum Edition, für die man bezahlt und dafür eine doppelt so lange Version jeder Folge bekommt. Teilweise finde ich seine Antworten etwas einseitig und zu schwarz und weiß, allerdings kommt durch längeres hören auch gut heraus, das dies meistens nur den Anschein macht.

28) The Guilty Feminist - einer meiner Lieblingspodcasts. Deborah Francis White is eine unglaublich lustige Stand up Comedian, die gemeinsam mit ihren Gästen aus einer Liveshow einen Podcast macht. Manchmal ist es schwer die sprachlichen Feinheiten als nicht Muttersprachlerin im Englischen zu verstehen. Aber ich lache mich trotzdem meistens richtig weg.
Neben den ganzen lustigen Texten, wird vor allem über feministische Themen gesprochen! I looooove it.
Jede Folge beginnt damit, dass alle Gäste ein "I am a feminist, but..." - Statement abgeben.
Ich habe hier mal ein paar selbst formuliert:
I am a feminist, but sometimes I enjoy being the only girl in the room in order to get more attention.
I am a feminist, but I like to be called a princess.
Jetzt du: I am a feminist, but . . .
I heard my male housemates describing me as "boring but hot" and I thought "awe that's nice, they think I'm hot!""  - found on Twitter

29) Das gute Leben - Podcast Der Podcast beschäftit sich vor allem mit Liebe, Sex und Beziehungen. Ich kann vor allem die Folge zum Squirten empfehlen.

30) Eine Stunde Liebe - Der Podcast zu Liebe, Sex und Beziehungen von Deutschland Funk Nova. Neben einem Thema pro Folge gibt es auch das "Liebestagebuch", wo Menschen, wie du und ich von ihrem Sexleben erzählen.

 

LAST BUT NOT LEAST

31) SPUNK ROCK - Kreative Erotikkunst. Ich habe hier ihren Instagramaccount verlinkt. Für manche vielleicht too much, aber ich liebe ihre Kunst! Bunt und kinky!

32) Sex-Positive - Hier entsteht eine neue Seite und Community, um die Bewegung zur Sexpositivität zu bündeln und connecten.

 

33) Ich habe anfangs geschrieben 33 Inspirationsquellen zum Lesen, Hören, Fühlen - Daher lade ich dich zum Fühlen ein. Fühlen deines eigenen Körpers, deines Herzens, deiner Sehnsüchte und Leidenschaften. Deiner Ängste und Traurigkeit. Deiner Wut und Liebe. Zu was inspiriert dich das Fühlen?

 

 

Was inspiriert dich?
Welche Menschen, Ideen, Worte, Geschichten lassen dein Herz aufblühen und berühren?

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7 Tage Erotic Mysteries Deep Dive – 7 Dinge, die ich gelernt habe

7 Tage Erotic Mysteries Deep Dive – 7 Dinge, die ich gelernt habe

Ich will Transformation.
Ich will intensive Erfahrungen.
Ich will, ich will, ich will . . .

Ja was? Was will ich eigentlich?

Die erste Woche im April habe ich mit 27 anderen Menschen in einem Haus am See in Brandenburg verbracht. Gemeinsam haben wir uns sieben Tage lang in den Workshop „Erotic Mysteries Deep Dive“ mit Seani Love geschmissen.

7 Tage lang haben wir uns mit unserer Sexualität, unseren Kinks und Fantasien, unseren Emotionen und vielem mehr auseinander gesetzt. Ich werde oft gefragt: "Und was macht ihr dann da?" - Keine ganz leichte Frage zu beantworten. Jede Szene, jeder Workshop hat eine Art eigene Sprache und je öfter man auf ähnlichen Workshops ist, desto mehr versteht man, was gemeint ist, z.B. mit Energy Bubbles, Spaceholding, Consent, Ritual, Play etc.
Anstatt also zu erzählen, was wir genau gemacht haben, möchte ich teilen, was ich gelernt habe. Jede Übung, jede Begegnung bringt kleine und große Geschenke mit sich und in sieben Tagen sammelt sich ein prallgefüllter Geschenketisch an.

 

An diese 7 Dinge habe ich mich wieder erinnert.
Nichts davon war komplett neu.
Es ist umso schöner und tiefer die Wichtigkeit dieser Dinge zu spüren.  

 

1) Gib dir selbst Liebe und Berührung

Unsere Körper brauchen Liebe und Berührung. Ich habe mich daran erinnert, wie wichtig es ist meinem eigenen Körper und mir selbst  diese Liebe und Berührung zu geben. Immer wieder schleicht sich diese Stimme in meinem Kopf ein, die sagt: Masturbieren, sich selbst berühren ist schlecht und schmutzig. Etwas geheimes und am besten sollte ich das nicht machen.
Obwohl ich jetzt schon mehrere Jahre in einem sehr sex-positivem Umfeld bin, wir offen über Selbstbefriedigung reden, gibt es diese Stimme noch.
Sex-negative Glaubenssätze sitzen tief.
Wir haben ein wunderschönes Selfpleasure Ritual gemacht, eine Art geführte Meditation, in der wir unserem eigenen Körper Aufmerksamkeit und Liebe geschenkt haben. Was für eine besondere Art das Leben, mein eigenes Leben, meinen Körper und meine Gesundheit zu feiern!
Hell yeah! Selfpleasure.

2) Go with the flow!

„I got the flow“ – einige Stunden nach dem wir angekommen waren, sitze ich auf dem Klo und . . . ich habe meine Tage bekommen. Meine ClueApp hat mir das zwar schon vorausgesagt, aber ich hatte gehofft es verzögert sich um einige Tage.
Ich wünschte ich hätte meine Tage eine Woche später bekommen. Ich kann es nicht ändern und kann es nur feiern! Bluten ist Teil der Weiblichkeit. Ich will es als etwas schönes und lebendiges sehen.
Meine Woche hat schon damit angefangen, dass ich mir etwas anderes gewünscht habe. Go with the flow. Manchmal passiert nicht das, was ich will. Anstatt die Zeit damit zu verschwenden mich aufzuregen oder enttäuscht zu sein, kann ich den Moment so annehmen wie er ist.

3) Die anderen unterstützen

Es ist eins der schönsten Gefühle sich gehalten und unterstützt zu fühlen. Gerade die letzten Monate habe ich mich noch mehr unterstützt gefühlt als sonst. Vielleicht auch weil ich oft selbst nicht so viel Kraft und Liebe in mir hatte. Während des Workshops habe ich wieder entdeckt, wie schön es ist für andere Menschen da zu sein. Etwas für andere zu tun, ob es etwas ganz Praktisches ist, z.B. ein Problem zu lösen, was mit der Schlafsituation zu tun hat, jemanden eine schöne körperliche Erfahrung geben oder jemanden aktiv zu zu hören.
Wie können dich andere Menschen unterstützen und wie fühlst du dich gehalten? Wie kannst du andere Menschen unterstützen?

4) Mein Herz. Meine Gefühle.

So schön und wichtig Unterstützung ist, mir ist auch wieder klar geworden, ich bin für meine Gefühle selbst verantwortlich. Ob Freude, Trauer, Angst, Wut oder Scham. Das ist mein Wirbelwind aus Gefühlen und im Auge des Tornados kann nur ich stehen. Wie oft verlierst du dich in deinen Gefühlen? Wann sind deine Gefühle Wegweiser zu deinen Bedürfnissen?
Besonders bei Traurigkeit oder Wut schauen wir oft darauf, was andere Menschen gemacht haben, anstatt zu schauen, warum löst das gerade dieses Gefühl in mir aus.
Das ist natürlich oft leichter gesagt, als dann im Moment gefühlt. Es war ein wichtiger Schritt ein bisschen aus meiner passiven Haltung herauszukommen, von "das passiert mir" hin zu "das sind meine Gefühle".

5) Jeder Mensch ein Spiegel

"Always a student, always a teacher." ist mit Tinte auf der linken Seite meines Brustkorbs tätowiert. Ich habe nicht lange darüber nachgedacht, als ich mir das am Ende meiner Reise durch Südamerika hab stechen lassen. Ich wollte ein Tattoo, es hat irgendwie gepasst und es ist an einer Stelle, die man eh selten sieht. Wie sehr habe ich mich wieder zu meinem damaligen Ich verbunden gefühlt. Mich selbst immer wieder in die Rolle der Lernenden zu begeben. Offen zu sein, dafür, was andere Menschen mir zeigen und lehren können. Ob ganz konkret als Leiter des Workshops oder in ganz anderen Situationen. Jeder Mensch kann ein Spiegel für dich sein und dir etwas über dich selbst zeigen.

6) Ich will. – Was will ich? Was brauche ich?

Ich bin in die Woche gestartet mit dieser Vorstellung, was ich will. Ich war auf der Suche. Meine Wahrnehmung und Wertschätzung werden kleiner für das, was im Moment passiert.
Diese Frage „Was will ich?“ begleitet mich in den letzten Monaten wieder oft. Mal im kleinen Rahmen „Was will ich heute machen, lesen, essen?“ und oft im ganz großen Rahmen „Was will ich in meinem Leben?“
Wie kannst du dich das fragen und offen bleiben für das was passiert?
Ich wollte Transformation. Und die habe ich auch bekommen, aber anders als ich es gedacht oder erwartet hätte.
Ruhiger, langsamer, tiefer – anstatt mit einen großen Bang.

 

6 Dinge und einen Sack voller Dankbarkeit und Liebe nehme ich mit nach Hause.

Und das wichtigste:

7) Der Prozess des Normalisierens

Dinge, die vor mehren Jahren noch komplett absurd und unerreichbar schienen, sind heute normal. Vor fremden Menschen nackt sein war vor einigen Jahren noch unangenehm und komisch. Heute (im richtigen Kontext) ist es entspannt, schön und normal. Vor drei Jahren auf meinem ersten Tantra Retreat war alles neu und überwältigend. Den Erotic Mysteries Deep Dive Workshop habe ich selbst organisiert (nicht geleitet). Ich kenne mich mit den meisten Übungen aus und vieles davon gehört zu meinem Alltag.
Als ich das erste Mal eine andere Person geküsst habe, als mein Freund dabei war, hat es mir das Adrenalin durch den ganzen Körper geschossen. (Und manchmal passiert das immer noch). Aber inzwischen ist das normal für uns.

Dinge, die mir vorher Angst gemacht haben oder die ich für unmöglich gehalten habe, sind jetzt normal. Das heißt genauso Dinge, die mir jetzt Angst machen oder ich für unerreichbar halten, können normal werden.

 

Save the date for the next workshop. 
Seani und ich organisieren das nächste Retreat wieder gemeinsam. 
17.-22. September 2019 auf der Spitzmühle Berlin
Details coming soon.

"Ich freue mich an meiner Sexualität 
und an meinem Körper. 
Ich habe den für dieses Leben perfekten Körper.
Zärtlich und mitfühlend umarme ich mich selbst."

 

Tag der Liebe – Out and proud!

Tag der Liebe – Out and proud!

Foto - Composite by Marc Seestaedt

 

14. Februar - der Tag der Verliebten.

Für mich - der Tag der Liebe.

Eigentlich wie jeder andere Tag. Ich hatte an diesem Tag ein Lunchdate mit Olivia, einer lustige, schönen Frau, die mich oft zum Lachen bringt und mein Herz erwärmt. Wir waren also beim Mittagessen in Berlin Mitte. Das instagramwürdig angerichtete Esse haben wir nicht fotografiert, aber einen kleinen Schnappschuss mit der inneren Kamera gab es schon. Ich musste nach Hause und sie musste wieder in die Arbeit. Sie hat mich noch zur Ubahn gebracht. Wir laufen in Richtung des blauen, großen Schild mit dem "U" drauf, als ich ihr sage, wie gerne ich Zeit mit ihr verbringe und dass ich finde sie ist ein wirklich schöner Mensch.  

Wir küssen uns zum Abschied. Ich muss lächelen, als ich dieses wunderschöne, weiche Gesicht ganz Nah an meinem habe.

Eine Frau mit einem kleinen Kind im Kinderwagen geht an uns vorbei. Sie hält an, kommt auf uns zu und sagt, dass unsere Küsse sehr schön waren . . .  

Mein erster Gedanke - oh wow, eine andere Frau möchte uns sagen, dass sie es toll findet, dass wir (zwei Frauen) uns auf der Straße küssen.

Ein paar Sekunden vergehen.

Dann ändert die Frau ihren Gesichtsausdruck. 

"Warum müsst ihr das auf der Straße machen?"

Olivia und ich standen da. Ich wusste nicht, was ich sagen soll. Olivia fragte, warum wir uns denn nicht auf der Straße küssen sollten? Die Frauen wiederholten sich nur immer wieder: "Ihr seid zwei schöne Frauen. Warum küsst ihr euch auf der Straße?" Sie schüttelte den Kopf und ihr Gesicht drückte (wie ich es beschreiben würde) aus, dass sie angewidert ist. Ich stand ganz still da. Ich wusste nicht, was ich antworten oder tun sollte. Die Frau ging zurück zu ihrem Kinderwagen, wo das Kind die Situation beobachtete. Sie ging weiter. 

Olivia und ich fingen an zu lachen. Halb amüsiert, halb schockiert. Ich küsste Olivia. Leidenschaftlicher als davor, weil ich es kann. Und weil es unsere Entscheidung ist, ob wir uns in der Öffentlichkeit küssen oder nicht! 

Trotzdem. Mich hat ein komisches Gefühl beschlichen als ich in die U-Bahn einstiegen bin.

Einerseits habe ich einen FUCK YOU VIBE in mir aufkommen gespürt. Ich kann küssen, wen ich will, wann ich will und wo immer ich will. Deine verfickte Meinung über zwei Frauen, die sich küssen, stört mich nicht. Naja - offensichtlich tut es das doch. Aber das ist nicht der Punkt.

Es tut weh.

Es tut weh, dass jemand stehen bleibt,  weil ich eine andere Person küsse. Und nicht nur stehen bleibt, sondern uns unterbricht, um zu fragen, warum wir das auf der Straße tun müssen?
Die Frau hat mehrmals wiederholt, was für hübsche Frauen wir seien.

Danke?!

Und warum nochmal ist das relevant? - Es klang so, als es ob es noch schlimmer wäre, eine Frau zu küssen, obwohl wir hübsch sind. (Das ist jetzt meine Interpretation. Ich weiß natürlich nicht, was sie damit gemeint hat. Wir könnten Männer küssen, also warum sollten wir Frauen küssen?)

Es tut weh. Es erinnert mich daran, dass es selbst im offenen Berlin Menschen gibt, die nicht finden, es sei oder sollte normal sein, wenn sich zwei Frauen auf der Straße küssen. Solche Situationen sind mir bisher eher selten passiert. Meistens ist meine Queerness, meine Offenheit, mein poly sein, meine Sex-Positivität etwas, was Leute an mir mögen, bewundern oder sich sogar inspiriert fühlen.Inzwischen bringen mich solche Situationen nicht mehr groß aus dem Takt. Ich frage mich danach nicht, bin ich eigentlich okay und normal so?!
Aber es regt mich doch zum Nachdenken an. Und dieses Mal hat es mich motiviert diese Worte zu schreiben. 

Denn ich will meine Stimme nutzen! 

Was habe ich gemacht nach diesem Vorfall? - Als ich zuhause war, habe ich meine Mama angerufen. Ich habe ihr davon erzählt, was passiert ist. 

Ein Teil von mir wollte, dass mich meine Löwenmama vor der Welt beschützt. Und ein Teil von mir wolte einfach an den Ort und zu der Person gehen, die mich immer liebt und so akzeptiert, wie ich bin. Und ich weiß, dass für viele queere Menschen die eigenen Eltern sind, was diese Frau für mich war. Die eigene Familie oder das eigenen Umfeld sind die, die einem das Gefühl geben nicht okay zu sein, so wie man ist. 

Als ich als Teenager meine Sexualität entdeckt habe und damals schon Gedanken zu offenen Beziehungen und Polyamorie hatte, hätte ich mir Vorbilder gewünscht. Ich hätte mir gewünscht, dass es andere Mädchen gibt, zu denen ich aufschauen kann. Andere Mädchen die "out and proud" sind. Also offen zu ihrer (nicht hetero) Sexualität stehen. 

Jetzt bin ich sebst in der Situation so offen darüber zu sein, wie ich möchte. Und weil ich weiß, dass das für viele (noch) nicht möglich ist, ist es mir besonders wichtig. Für mehr Sichtbarkeit und Unterstützung von queeren Menschen! 

Here I am - out and proud!

Weil ich nicht verheimliche möchte wer ich bin und wie ich lebe. 

Ich liebe alle Geschlechter. Ich liebe es, polyamor zu leben. Und nicht weil es besser ist ( es geht nicht darum etwas zu vergleichen). 
Ich liebe es, weil es das ist, was ich möchte! 

Ich bin dankbar, dass sich in den letzten Jahrzehnten unglaublich viel gewandelt hat, so dass ich heute so leben kann, wie ich es tue!
Mein Leben ist so viel freier, selbstbestimmter und unabhängiger als es je zuvor (als Frau) möglich war. (Little reminder: Bis in die 60iger durften Frauen in Deutschland kein eigenens Bankkonto eröffnen.)

Danke, an alle die diesen Weg bereits gegangen sind.
Jetzt ist es an der Zeit diesen Weg weiterzugehen! 

Weil jeden Tag, Tag der Liebe ist! 

 

 

...

 

Facebook setzt neue Richtlinien für erotischen Content – was heißt das für die sex-positive Bewegung?

Facebook setzt neue Richtlinien für erotischen Content – was heißt das für die sex-positive Bewegung?

*Dieser Text ist als Feature für ein Uniseminar entstanden. Daher ein etwas anderer Schreibstil als sonst. Enjoy.

 

Die Onlineplattform Facebook verschärft ihre Richtlinien.

Seit Oktober gelten neuen Regeln für sexuelle und erotische Inhalte. Auf der Plattform ist nun alles verboten, was „zur sexuellen Kontaktaufnahme zwischen Menschen dienen sollen“. Damit sind auch Inhalte mit Bezug zu BDSM, Tantra, Massagen oder erotische Tänze etc. gemeint. Für viele Blogger, Künstler, Sexworker und Sex-educator eine große Veränderung mit Folgen.

Facebook möchte mit den neuen Richtlinien „Transaktionen verhindern, die möglicherweise Menschenhandel, Nötigung und nicht einvernehmliche sexuelle Handlungen beinhalten.“

So steht es in den neuen Richtlinien, die jeder Nutzer einsehen kann. Das solche Transaktionen ein großes Problem darstellen bestreitet niemand. Doch die Herangehensweise alle Inhalte zu verbieten, die sexuellen Kontext zeigen, bleibt fragwürdig. Denn hinter einem ganzheitlichen Verbot steht die Annahme, dass jede Form von Prostitution unfreiwillig geschieht. Facebook vermischt Menschenhandel und erzwungene Prostitution mit einvernehmlichen sexuellen Handlungen, und der weitgefächerten Erotikszene.

Auch die politische, wie künstlerische Auseinandersetzung mit den Themen Sex und Erotik werden eingeschränkt.

Derzeit wird im Internet darüber diskutiert, was für Folgen diese neuen Richtlinien haben und wie man sichergehen kann gegen Menschenhandel vorzugehen, ohne alle Formen von Prostitution und Sexualität zu untergraben.

Luna arbeitet in der Adultindustry.

So bezeichnet man den Geschäftszweig, der sexuelle Unterhaltung und Dienstleistungen für Erwachsene umfasst. Außerdem ist sie in der Conscious Sexuality Szene aktiv. Eine Bezeichnung, die vor allem auf Faceboon immer mehr Bedeutung bekommt. Gemeint ist damit die Szene, die sich bewusst und aktiv mit ihrer Sexualität auseinandersetzten und über den eigenen Körper lernen möchte. Stripshows, Shibari (japanische Seilkunst) und Workshops zu Sexualität sind Teile von Lunas Arbeit.
Facebook ist eine der Plattformen, wo sie über ihre Arbeit informiert, wirbt und einen Beitrag zu einer sex-positiveren Gesellschaft leisten möchte.

Sie erzählt, dass seit den neuen Regeln auf Facebook viel Unklarheit herrscht, was noch erlaubt ist und was nicht.

Accounts von Kolleginnen von ihr wurden schon gesperrt, falls diese sinnliche Bilder von Frauen hochgeladen haben, die eigentlich auch ein positiven Umgang mit dem eigenen Körper anregen sollen. Manche verlieren dadurch einen großen Teil ihres Geschäfts und erreichen deutlich weniger Kunden. Lunas Account wurde noch nicht gesperrt, allerdings viele ihrer Posts und Werbeanzeigen für ihre Workshops, wie zum Beispiel zu einem sinnlichen Abend unter Frauen.

„Die neuen Regeln auf Facebook sind sehr vage formuliert. Alles was ich mache, könnte so interpretiert werden, dass es gegen die neuen Richtlinien verstößt. Es ist unmöglich, nie etwas zu posten, was kontrovers ist oder unterschiedliche Meinungen aufwirft. Menschen können meine Inhalte sehr unterschiedlich verstehen. Und ob sich jemand angegriffen oder missverstanden fühlt, liegt oft nicht am Post selbst, sondern daran, wie jemand etwas verstehen möchte. Selbst auf expliziten erotisch ausgerichteten Plattformen, wie Fetlife kommt es zu Missverständnissen.“

Für sie ist es wichtig, dass weiterhin Dialoge geführt werden und man nicht immer Angst haben muss einfach gesperrt zu werden.

„Das Ganze führt zu einer Art innerem Filter. Ich bin ängstlicher und denke mehr darüber nach, was ich poste.“

Tumblr, eine andere beliebte Onlineplattform, zieht nach und hat Anfang Dezember angekündigt keine sogenannten NSFW-Inhalte mehr zuzulassen. NSFW steht für „not safe at for work“ oder auf deutsch „nicht zur Ansicht bzw. Verwendung am Arbeitsplatz geeignet“. Genauer bezieht sich Tumblr auf sog. adult content. Es gibt seit 17. Dezember keine pornographischen oder sexuellen Inhalte mehr auf Tumblr.

Subkulturen zu bewusster Sexualität, Fetischen, feministische Pornoindustrie und auch die LGBTQ Community konnten sich durch Soziale Medien vernetzten und austauschen.

Teile von diesem Austausch werden mit den neuen Regelungen komplett eingestampft. Inzwischen dürfen zumindest wieder stillende Mütter und aus Protest offenbarte nackte Frauenoberkörper gezeigt werden.

Facebook sagt in den Richtlinien verboten sind „Inhalte (von Hand gezeichnet, digital oder echte Kunstobjekte), die explizite sexuelle Handlungen oder eine bzw. mehrere anzüglich positionierte Person(en) zeigen oder zu zeigen scheinen.“ Genauso wie „Pornografische Handlungen, Stripclub-Shows, Live-Sex, erotische Tänze. Sexuelle, erotische oder tantrische Massagen.“

Um eine Kultur der gesunden Sexualität und Vielfalt zu fördern muss es möglich sein über Körper, Nacktheit, sexuelle Orientierung, Fetische und all das zu sprechen.

Luna erzählt: „Ich werde wütend, wenn ich Werbeanzeigen für Clubs oder Dating Apps sehe, die eine Flirt- und Saufkultur darstellen, die nichts mit Respekt oder Bewusstem Umgang mit Sexualität zu tun hat. Mädchen in Bikinis, die sich betrinken sind erlaubt, aber wenn ich mit meiner Arbeit etwas für Frauenempowerment machen möchte, ist das verboten? Meine Werbeanzeige für einen sinnlichen Frauenabend wurde gelöscht. Das ist doch absurd. Wir brauchen eine Möglichkeit, um zwischen Content zu unterscheiden, der sich auf sex – und bodypositvity bezieht.“

Eine Möglichkeit wäre, dass es eine 18+ oder „not for work“ Markierung gibt für individuelle Posts oder ganze Seiten. So könnten Menschen selbst entscheiden, ob sie solche Inhalte herausfiltern möchten oder nicht.

Es gibt bereits einen Warnhinweis, allerdings um den Betrachter daraufhinzuweisen, dass der Inhalt möglicherweise "verstörend" sein könnte. Ich verstehe, dass Facebook hier versucht Menschen zu schützen und es gibt bestimmt viele gute Intentionen dahinter. Gleichzeitig werden hier Gruppen und Themen weiter marginalisiert. Hier ist ein Interview von Netzpolitik und Facebook zum Nachlesen. Das ganze Thema ist nicht leicht und nach meiner Recherche habe ich erst gemerkt, wie verwoben das Thema Regulierung von Sozialen Plattformen ist.

Daher ist dies alles nur ein kleiner Versuch ein wenig mehr davon zu verstehen.

Die neue Cartoonserie „Big Mouth“ auf Netflix hat auf Facebook einen Auschnitt aus der ersten Staffel hochgeladen. In der Serie geht es um Pubertät und das Entdecken von der eigenen Sexualität. Im Video sind verschiedene weibliche Körperformen und -farben in jedem Alter zu sehen.  Das Video „I love my body“ wurde auf Facebook gesperrt. Obwohl es meiner Meinung nach gerade aufzeigt, wie schwierig es für Teenager in der Pubertät ist mit den Veränderungen des eigenen Körpers umzugehen und es hilfreich sein kann einen offenen Umgang damit zu lernen. Auch wenn Facebook in seinen Richtlinien explizit Inhalte erlaubt, die auf Bildung oder Wissenschaft ausgerichtet sind, ist es sehr fraglich, wie Inhalte bewertet werden. Wie man an diesem Beispiel sehen kann.

 

 

Facebook bezieht sich in den neuen Richtlinien aber nicht nur auf öffentliche Seiten, sondern auch auf persönliche Chats.

Anspielung oder Sexualisierter Slang verstoßen gegen die Richtlinien.

 

Inwieweit sich die neuen Richtlinien wirklich auf private Chats und geheime Gruppen auswirken ist noch nicht ganz klar. Oft höre ich, Facebook sei bei der jungen Generation eh tot. Ich persönlich nutze Facebook von allen Sozialen Medien am meisten. Und bin wirklich gespannt, wie es weiter geht.
Schließlich sind Soziale Medien keine abgekapstelten digitalen Plattformen. Inzwischen sind sie ein Teil unseres Lebens (ob wir das gut finden oder nicht). Wie wir mit Sexualität und wichtigen politischen Fragen auf Sozialen Plattformen umgehen kann uns auch einen Spiegel vorhalten, wie wir im "echten" Leben damit umgehen.

 

Was denkst du über das Thema?
Schreib es gerne in die Kommentare.

Die Kunst eine Schlampe zu sein – #noslutshaming

Die Kunst eine Schlampe zu sein – #noslutshaming

 

Mit 16 wollte ich alles, nur eins nicht: als Schlampe gelten.
Heute umschlingt ein pinker Wollfaden mein Handgelenk mit den Buchstaben

S – L – U – T

als Anhänger.

I am a slut. And I love it!

 

Ich lebe polyamor und bin pansexuel. Ich habe mehrere Beziehungen und Lover*innen. Ich fühle mich frei und selbstbestimmt in meiner Sexualität (meistenst). Ich liebe meinen Körper und habe absolut keinen Bock mehr auf slutshaming.

Das wünsche ich mir für noch viel mehr Menschen, deswegen schwinge ich heute die Fahne der Sexpositivität.

Slutshaming bezeichnet, dass Verhalten, wenn Frauen für ihr Sexualität, ihr Aussehen angegriffen oder ihnen Schamgefühle eingeredet werden.

 

STOP SHAMING - START LOVING
YOURSELF

 

 

 

Als Teenager mit Pussy gibt es viele Gradwanderungen. Nicht zu dick, aber auch nicht zu dünn sein. Gute Noten schreiben, aber auf keinen Fall eine Streberin sein. Brüste wollen, aber ja nicht zu groß. Anders sein und doch noch dazugehören. Sich betrinken können, aber ohne zu kotzen. Jaja – die Jugend.

Eine dieser Grandwanderungen ist die zwischen dem Schlampentum und der Prüderie.

 

Sexy Bitch oder Nonne.

Einmal zu viel rumgeknutscht auf den letzten Partys und der Schlampenstempel lässt nicht lange auf sich warten. Auf Netflix schaue ich gerade die Serie "Atypical", wo es um einen Jungen geht, der auf dem Autistenspekrum ist. Er hat eine kleine Schwester. Cassy, so heißt das Mädchen aus der Serie, ist 16 und Mitten in der Pubertät. Während ich in meine Decke gewickelt im Bett liege, mit meinem Laptop auf dem Schoß, wurde ich an viele Dinge erinnert, die man so als Mädchen in der Pubertät erlebt. Ich konnte mich mit vielen Dingen identifizieren, die Cassy erlebt.  Die schönen Momente, wenn man total dankbar für seine Mädels ist. Die Welt irgendwie heil ist und man stundenlang kichert. Und an die vielen Struggles, Unsicherheiten und "ersten Male". Das erste Mal verliebt, der erste Kuss, das erste Mal Auto fahren, das erste Mal betrunken sein und das erste Mal...

Wie wir aufwachsen prägt uns. Aber wir sind nicht für immer darauf fest gelegt.

Ich schreibe auf dem Blog oft darüber, dass ich jetzt mehr so sein kann, wie ich bin und mich freier fühle als früher. Und ja, das tue ich. Aber das meiste meiner Pubertät war aufregend, lustig und schön. Und ich würde es nicht missen wollen.

 

Entwickeln, verändern, Erwachsen werden hört nach der Pubertät nicht auf.
Man kommt nicht als fertiger Mensch raus.

 

Junge Menschen auf dem Weg zum Erwachsen werden hören viele Nachrichten die ungesund, entmutigend und bevormundend sind. Was ich in verschiedenesten Variationen immer wieder höre: Jetzt (als junger Mensch) kann ich mir ja noch "so ein" Leben erlauben, aber wenn der Ernst des Lebens beginnt, geht das nicht mehr.
Was genau mit "so einem Leben" gemeint ist, weiß ich manchmal selbst nicht so genau.

Frei sein? Verliebt sein? Idealistisch sein? Keinen 40h-Job haben?
Und wie bei allem Flokseln, ich verstehe, was dahinter steckt und ein bisschen Wahrheit ist wohl auch dran. Als Studentin 3 Monate Semesterferien zu haben, ist später nicht mehr mit jedem Lebenstil vereinbar. Allerdings kenne ich zur genüge Menschen, die 3 Monate im Winter verreisen.

Was ich damit sagen will, wir sind Umgebung von der Meinung es gibt diese eine Schablone im Leben. Du kannst sie zwar mit deinen eigenen Farben ausmalen, aber das meiste ist vorgezeichnet. Schablonen zu Karriere, Beziehungen, Sex, Familie, Aussehen,...

Stelle dir vor jemand schenkt dir ein leeres Buch mit 80 weißen Seiten und jede Seite, jedes Kapitel, jedes Jahr darfst du neu gestalten!

Ich habe diese Erinnerung an meine Pubertät als Aufhänger genommen, um zu relfektieren, was für Nachrichten ich mir für junge Menschen wünsche.
Und es gibt bestimmt viele wichtige Dinge, die ein (junger) Mensch jeden Tag hören sollte.

Eines davon ist: Du bist gut so, wie du bist. Du wirst geliebt, so wie du bist.

Hinter vielen der Unsicherheiten, steckte bei mir, die Angst nicht mehr dazuzugehören, abgelehnt und verurteilt zu werden.
Eben nicht mehr so angenommen zu werden, wie ich bin.

 

Sex-positive, queer, polyamor

Diese ganzen Worte kannte ich als Teenager noch nicht. Aber die Konzepte haben sich in meinem Kopf schon erkenntlich gemacht.

Schon mit 15 hatte ich Fantasien über Beziehungen mit mehr Menschen, aber so gut ist das bei Gesprächen über Beziehungen nicht angekommen. Ich habe gespürt, dass die Ideale und konventionellen Vorstellungen von Beziehung für mich nicht stimmig waren.

Ich habe versucht mich von gesellschaftlichen Erwartungen und Normen nicht zu sehr unter Druck setzten zu lassen. Aber hatte doch Angst vor dem Urteil von anderen, und nicht zu Letzt, dem Urteil über mich selbst. Ich denke das ist alles Teil der Pubertät und ich möchte das nicht als negative Erfahrung darstellen. Vielleicht gehört das einfach dazu.

Und obwohl viele meiner Freund*innen sehr offen waren, gab es niemanden der mich und meine Beziehungsfantasien verstehen konnten. Ich habe gut überlegt, wem ich was erzähle, mit wem ich wo knutsche, damit sich Dinge nicht verbreiten wie ein Lauffeuer.

Ich wollte also keine Schlampe sein, aber noch weniger wollte ich als prüde gelten.

 

Lieber wild und offen.

Meine Auffassung, offen für Sexualität zu sein, war schwarz-weiß. Entweder bin ich offen oder nicht. Entweder knutschen wir jetzt, haben Sex und das heißt ich bin offen oder nicht und dann. . .  bin ich prüde und entspreche nicht meinem Selbstbild. Ich hatte Angst vor dem Bild der unterdrückten Sexualität. Es gab kein Mittelfeld.
Ich wollte beweisen, dass Mädchen genauso frei und entspannt sein können, wie Jungs. Jetzt verstehe ich mehr über die Komplexität und die gesellschaftlichen Prägungen, die wir zum Thema Sexualität und Geschlecht erleben.

Ich will nicht sagen, dass ich ständig Dinge gemacht habe, die ich nicht wollte. Aber ich habe mich oft unter Druck gesetzt gefühlt, etwas zu tun, weil ich „cool“ sein wollte oder nicht wusste, wie ich 'Nein' sage. Und naja, irgendwie war es ja auch aufregend.
Disclaimer: Ich will betonen, dass dieses Ausprobieren, über Grenzen gehen, Spüren Teil des Prozesses war und ist für mich meinem authentischen Selbst näher zu kommen. In keinem Fall möchte ich Grenzüberschreitungen, negative oder traumatische Erfahrungen herunterspielen!  

 

Sexpositiv - für alles zu haben?

In einem Artikel über Sexpositivität hat die Autorin des Textes beschrieben, wie ihre offene und positive Haltung ihrem Körper und Sexualität gegenüber manchmal als generelle Einladung allem und jedem gegenüber gedeutet wird. Und ja, auch das habe ich erlebt. Daher ist für mich neben einer positiven Haltung, Consent, besonders wichtig. Consent bedeutet auf deutsch Einvernehmlichkeit. Es geht darum, Klarheit darüber zu haben, dass das was zwischen dir und jemand anderem passiert, auch beide (/alle Beteiligten) wollen.
Willst du mich küssen? Kann ich deine Hand nehmen? Wollen wir kuscheln?
Willst du einen Blowjob? Darf ich dich lecken? Darf ich deinen Arsch anfassen?

Und dabei zu lernen, so deutlich wie möglich zu werden. Darf ich dich beißen? Von 1-10 wie fest? Gefällt dir das? Willst du damit weiter machen oder willst du was anderes machen?

Denn ein 'Ja' für eine Sache bedeutet kein 'Ja' für alles!

Fragenstellen, sich nicht abgelehnt fühlen, wissen was du willst - all das kannst du üben. Ich habe schon oft Consent Games gespielt. Es macht Spaß und ist wichtig Consent in Situationen zu üben, die nicht "ernst" sind, so dass das nächste Date ein bisschen leichter wird. Du hast Lust auf Consent Spiele mit mir? Finde den nächsten Termin. 

 

Das Bild der Hure

Ilan Stephanie beschreibt in ihrem Buch „Lieb und Teuer“ das Bild der Hure in unserer Gesellschaft so: Entweder wird sie als Sexsklavin oder als Sexgöttin gesehen. Und auch wenn ich Sex nicht gegen Geld tausche, erlebe ich ähnlich gespaltene Reaktionen. Die einen denken ich habe keine Selbstachtung, wenn ich nicht nur innerhalb von monogamen Beziehungen sexuelle Erlebnisse habe und die anderen heben mich in den Himmel und sind fasziniert von meiner sexuellen Freiheit.
Beides fühlt sich unangenehm und unecht an für mich.

Laut Definition aus dem Wörterbuch, bedeutet Schlampe eigentlich eine (weibliche) Person, die ein unmoralisches Leben führt.

Jetzt studiere ich Philosophie, vielleicht weist mir das den Pfad der Moral... haha.

 

Von Scham zur Selbstbestimmung

SLUT - Keine unverantwortlichen Frauen mit wenig Selbstwertgefühl, sondern starke Menschen, die selbst über ihre Sexualität bestimmten.

Der Gebrauch und die Bedeutung von Wörtern verändert sich. Zum Beispiel stand das Wort "queer" früher für Außenseiter oder Menschen die anders sind. Es kommt von dem dt. Wort "verqueer". Die Queer-Community hat das Wort umgedeutet und sich zu Eigen gemacht. Heute steht das Wort als Sammelbegriff für Menschen, die nicht in das heteronormative, genderstereotypische Spektrum fallen. Gleichzeitig wird das Wort benutzt, um eine politische Bewegung zu beschreiben, die sich für LGBTQAI* Rechte und Visibilität einsetzt.

 

Spätestens seit „Schlampen mit Moral“, dem Buch von Dossie Easton und Janet W. Hardy über Polyamorie und offene Beziehungen, hat sich das Bild des Schlampentums sehr verändert. In ihrem Buch sprechen sie oft von "Sluthood", das Schlampentum, als eigene Kunstform, die es zu meistern gilt.

 

Was hat sexpositiv mit dem Schlampentum zu tun?

Für mich bedeutet sexpositiv nicht notwendigerweise viel und oft Sex zu haben. Sexpositiv wird oft missverstanden.
Für mich steht diese Bewegung dafür, anzuerkennen, dass die meisten Menschen mit Scham über ihren Körper und ihrer Sexualität aufwachsen. Wir fragen uns, ob wir normal sind und kommen oft zum Schluss: Eher nicht. Wie bei der ursprünglichen Definition von 'Schlampe' erwähnt, wird mit dem Wort etwas unmoralisches verbunden.

Sexpositiv statt Slutshaming.

Es gibt nicht die eine Norm. Körper und Sexualität bewegen sich auf einem sehr großem Spektrum.
Wir sind alle unterschiedlich. Und wir teilen viele gleiche Gedanken, Fantasien, Ängsten etc. Vor 5 Jahren hätte ich nicht gedacht, dass ich jemals Menschen finde, die die gleiche Vorstellung von Beziehung haben, wie ich. Und naja jetzt habe ich mehrere Menschen und eine ganze Community dazu. 🙂

Sexpositivität ist für mich eine innere Haltung.
Mir, meinem Körper und meiner Sexualität gegenüber.

 

Genauso wie einer Haltung anderen Menschen gegenüber. Ich kann nicht nur meine Sexualität, sexuelle Orientierung und Beziehungsform feiern, sondern auch die aller anderen.

Als polyamor l(i)ebender Mensch, bin ich nicht gegen die Monogamie.
Ich feier die Monogamie für alle Menschen, die sich entscheiden so zu leben und glücklich damit sind!

Ein asexueller Mensch kann genauso sexpositiv sein. Asexuell bedeutet nicht gegen Sex zu sein. Sondern kein (ausgesprägtes) Sexualbedürfnis zu haben. Da gibt es natürlich auch sehr viele Abstufungen und verschiedenste Formen.

Ich möchte deutlich machen, dass für mich hinter sexpositiv kein (neues) Ideal der sexuell befreiten und aktiven Frau steht.

Egal an welchem Punkt du gerade stehst von deiner sexuellen Reise, das ist ok.
Und du kannst jederzeit deine positive, innere Haltung dir und anderen Menschen gegenüber stärken!

Der innere Weg zu mehr Sexpositivität

Es steht eine rießen Industrie hinter dem Wunsch nach Schönheit und Selbstwert. Jede Kosmetik- und Modewerbung will dir vermitteln, wenn du dieses Produkt kaufst, dann bist du endlich schön genug. Aber dieser Zustand wird nie durch äußere Faktoren erreicht werden.
Zufriedenheit und das Gefühl gut und schön zu sein, so wie du bist, wird sich nur von Innen einstellen können.

Dabei spielen natürliche auch äußere Faktoren eine Rolle, keine Frage.
Doch dieser Zustand von innerem Frieden, Freundschaft mit dir und deinem Körper, kann dir keine Creme oder neues fancy Produkt erschleichen.

Musst du auf diese Produkte verzichten? - Nein, auch das nicht. If you want it, go for it.
Doch Aussehen oder materielle Güter ersparen dir nicht die innere Arbeit mit dir.

Kleide dich so, wie du willst.
Schmink dich oder nicht.
Rasier dir die Beine, Achseln, dein Gesicht oder nicht.
Probier es aus.
Spiel damit.
Wie fühlt es sich an?
Macht es, weil du es willst.

Komme bei dir im Inneren an.
Was macht dich aus als Mensch?
Was magst du als Person an dir?
Was kannst du gut? Wofür schätzen dich andere Menschen?

"Kleider machen Leute"? - Am Ende ziehen wir uns doch eh alle aus.

 

 

Scheiß auf die Erwartungen der Gesellschaft.

Fick wen du willst, wann du willst und wie du willst.

Es ist dein Körper. Es ist deine Sexualität. Es ist dein Leben.

 

Egal, ob du einen, zwei, fünzig oder niemanden an deine Pussy* lässt – es sollte deine Entscheidung sein. Denn egal ob 15 oder 50, es fühlt sich nie gut an, für deine Sexualität oder deinen Körper verurteilt zu werden!

*Das gilt natürlich für alle Menschen. Aber meiner Erfahrung nach werden Mädchen öfter als Schlampen bezeichnet als Jungs. Auch wenn ich Pussy schreibe, meine ich im übertragenden Sinne natürlich alle Formen von Genitalien.

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