"Frauenschwarm – Wo steht der deutsche Feminismus“ So wird das Porträt von Margarete Stokowski im SZ Magazin betitelt. Dadurch bin ich auf ihre Kolumne auf Spiegel Online gestoßen. Von ihrem Buch „Untenrum frei“ hatte ich schon gehört, jetzt liegt es bei mir auf dem Bett. 

Margarete? Frau Stokoswki? Hört sich beides komisch an. Naja, also Margarete Stokoswki ist bekennende Feministin und schreibt über strukturellen Sexismus, die kleinen und großen Machtgewebe in unserer Gesellschaft, manchmal lustig, manchmal zynisch. 

Aber laut, ehrlich, mutig. In ihren Kolumnen spricht sie Sachen an, die nicht neu sind, aber die sich viele immer noch nicht anhören wollen. Besonders gelungen fand ich die Episode „Schöne Feministinnen“. So weit, so ok. 

Scrollt man jedoch ein bisschen weiter runter kommt – das Gruselkabinett Kommentarspalte!

Wie auch im Portät erwähnt, bekommt sie viel Zuspruch. Doch was da manche Menschen von sich geben „als Kommentar“ bringt mich in kurzer Zeit durch eine Achterbahn der Emotionen und Gesichtsausdrücke.

Zwischen Empörung, Wut, Trauer und am Ende ringe ich mir irgendwie ein Lachen ab, weil es manchmal anders nicht zu ertragen ist! 

Zum Beispiel - ein Kommentar zu Gleichberechtigung von Frauen: Bis es weh tut
"Wieder werden hier Behauptungen über Benachteiligung von Frauen aufgestellt, die frei erfunden sind. Wenn eine Frau den gleichen Beruf ergreift wie ich als Mann (Zahnarzt) kann sie auch genauso viel Geld verdienen wie ich. Sie muss sich auch von keinem (Ehe-) Mann unterdrücken lassen. Dies ist ein freies Land. Niemand zwingt sie Kinder zu bekommen, um ihre Karriere zu gefährden. Niemand zwingt sie, sich einem Mann sexuell zu unterwerfen. Sie kann alleine bleiben wenn sie meint ein Mann unterdrücke sie. Frauen sind immer freiwillig mit Männern zusammen, jedenfalls in Deutschland. Manche Frauen ärgern sich lediglich über den Verrat ihrer Geschlechtsgenossinnen. Das ist alles. Frauen sind nicht solidarisch miteinander, das ist ihr Problem. Das wird sich auch nie lösen lassen. Die Biologie läßt sich nicht betrügen."

Es wäre schön einfach sagen zu können, naja die Menschen sind halt dumm und unreflektiert, aber diese Aussage ist genau das: dumm und unreflektiert! Viele Menschen lassen ihr Empathievermögen gern mal an der Tür, bevor sie Wörter ins Internet ballern. Soll ich trotzdem noch empathisch sein? 
Es gibt ihre Kolumne nun mal, weil wir noch in patriarchalen Strukturen leben, weil wir von Geschlechtergerechtigkeit in vielen Bereichen noch weit entfernt sind, weil es Privilegien und Machtstrukturen gibt, die einige so gerne weiter bestehen sehen würden! Und wer das nicht sehen will, erklärt lieber die Anklägerin für verrückt, als das System. 

Hin und wieder bekomme ich auch ein paar Kommentare, die ... naja Kopfschütteln auslösen. Aber bei weitem überwiegen, die vielen positiven und lieben Worte! Danke dafür 🙂
Doch es wird Zeit mal ein bisschen, was raus zu lassen. 


Also alle Lauchs da draußen aufgepasst, jetzt schreib ich euch nämlich mal nen Kommentar:

Während sich Margarete anhören musst nur Mal richtig durchgefickt zu werden, notfalls auch mit Spargel*, muss ich mir anhören endlich aufzuhören meine innere Einsamkeit der angeblichen Ungebundenheit durch Rumficken zu betäuben. 
Ungeachtet, dass ich seit über zwei Jahren mit meinen beiden Freunden zusammen bin und mich sehr gebunden fühle. Obwohl das eigentlich egal wäre. 
Dies zeigt, dass „wir“ Frauen es doch nicht richtig machen können. Wer sich über das System beschwert muss nur mal richtig gefickt werden, weil uns das all die Ungerechtigkeiten des Alltags vergessen lässt? 
Und wer seine Sexualität auslebt, der sucht nur vergeblich nach etwas, was eigentlich nur die wahre Liebe bringen kann. 
BULLSHIT! 
Ein für alle Mal: Wie viel, wen und warum ich ficke, ist meine Sache. 
Danke, ich brauche keine Fremddiagnose über meine Verachtung der Treue, so wie du sie verstehst.

Sogar gut recherchierte Artikel über Polyamorie betiteln durch ‚Sex mit anderen ohne Betrügen‘ in jeglichen Variationen. And I get it. 

Sex sells, oder so?!

Die Vorstellung eine Beziehung zu haben und eine Freifahrtsschein, um nebenbei mal jemand anderen zu vögeln, klingt erstmal toll für viele. Hier schreibe ich über die meistens Vorurteile, die mir zu Polyamorie begegnen.
Allerdings funktioniert so menschliche Verbindung nicht. 
Die Idee von Polyamorie ist für mich (unter anderem) mich mit dem ganzen Krams, der damit einhergeht auseinanderzusetzten!

Es geht um ein offenes Herz, um Verbindung, um Spaß, um Ehrlichkeit, um Vertrauen und ja manchmal auf um Sex.

Und vor allem das Anerkennen von hey, da gibt es mehr Menschen, die ich liebe, mag und attraktiv finde. Und als ob das, das Geilste daran wäre. Ja, ich feiere es, dass ich mit einem meiner Partner Dreier und Vierer haben kann, dass er mir alle Orgasmen der Welt wünscht und sich freut wenn ich mit anderen Menschen schlafe. Aber das wirklich Geile daran ist, dass wir unsere eigenen Märchen schreiben. Wir brauchen keinen Relationship Escalator**, um auf dem Plateau der Gefühle anzukommen.

Es sind die Momente, wenn wir alle am Küchentisch frühstücken, kuscheln und diese Liebe im Raum hängt. Es sind die Tage, an denen ich fünf verschiedene Menschen kuschle und küsse und ich weiß alle kennen und mögen sich. Es sind die Momente, in denen mich andere Menschen fragen, wie wir denn unsere Beziehung geöffnet haben, weil es ja anscheinend ganz gut klappt.

Es sind die Momente, in denen ich mit Liebeskummer wegen einem Freund, in den Armen meines anderen Freunds liege.

Es sind die Momente, in denen ich weiß, wir entscheiden uns für einander, nicht weil da sonst niemand ist, sondern obwohl es andere Menschen in unserem Leben gibt.  Es sind die Momente in denen ich weiß, dass ich mein Leben so leben kann, wie ich will. Es ist geil, weil wir hinterfragen, wie uns idealisierte Romantik an uns und unseren Beziehungen zweifeln lässt und wie wir versuchen das hinter uns zu lassen. Es ist geil, weil ich schon als Teenager über Mehrfahrbeziehungen fantasiert habe und es jetzt leben kann. Ohne Heimlichtuerei. Weil ich mich neu verlieben kann ohne meine jetzigen Lieben zu verlassen. Die Frauenfußballnationalmannschaft sagt in ihrem neuen Imagefilm, ihre Vorbilder sind sie längst selbst: hell yeah!
Es ist geil, weil ich ein Vorbild für andere sein kann. 

Ich will nicht missionieren. Monogamie ist genauso geiler shit, wie andere Formen von Beziehung. Und das sag ich in fast allen meinen Artikeln. Just fyi. 
Aber dann sagt mir doch bitte nicht, wen ich zu ficken oder nicht zu ficken habe. 
Und „was mein Herz wirklich will“***  das weiß ich selbst immer noch am Besten. Und wenn ich es mal nicht weiß, dann geht es nicht darum, dass mir irgendein Typ in einer Kommentarspalte erzählt, wie ich mein Leben zu leben habe, sondern darum, dass ich bitte selbst rausfinden darf, was ich will!
Also FUCK YOU! Selbstbestimmte Sexualität, heißt, genau das: Ich bestimme selbst. 


*"Vielleicht einen besonders großen 'Spargel' mal unten einführen? Vielleicht sind Sie dann entspannter" - aus Hate Speech. Hobbypsychiater, gebt auf! von M.Stokoswki

** Relationship Escalator meint das Konzept, dass es bei romantischen Beziehungen normalerweise nur in eine Richtung geht und es "je ernster es wird" bestimmte Schritte und Stufen gibt, die man erreichen kann und soll.

***Zitat aus einem Kommentar zu meinem Blog, wo mir jemand versucht zu erklären, was ich wirklich will. Ganz nachzulesen auf meiner Facebookseite.

Foto by W A T A R I on Unsplash

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