Facebook setzt neue Richtlinien für erotischen Content – was heißt das für die sex-positive Bewegung?

Facebook setzt neue Richtlinien für erotischen Content – was heißt das für die sex-positive Bewegung?

*Dieser Text ist als Feature für ein Uniseminar entstanden. Daher ein etwas anderer Schreibstil als sonst. Enjoy.

 

Die Onlineplattform Facebook verschärft ihre Richtlinien.

Seit Oktober gelten neuen Regeln für sexuelle und erotische Inhalte. Auf der Plattform ist nun alles verboten, was „zur sexuellen Kontaktaufnahme zwischen Menschen dienen sollen“. Damit sind auch Inhalte mit Bezug zu BDSM, Tantra, Massagen oder erotische Tänze etc. gemeint. Für viele Blogger, Künstler, Sexworker und Sex-educator eine große Veränderung mit Folgen.

Facebook möchte mit den neuen Richtlinien „Transaktionen verhindern, die möglicherweise Menschenhandel, Nötigung und nicht einvernehmliche sexuelle Handlungen beinhalten.“

So steht es in den neuen Richtlinien, die jeder Nutzer einsehen kann. Das solche Transaktionen ein großes Problem darstellen bestreitet niemand. Doch die Herangehensweise alle Inhalte zu verbieten, die sexuellen Kontext zeigen, bleibt fragwürdig. Denn hinter einem ganzheitlichen Verbot steht die Annahme, dass jede Form von Prostitution unfreiwillig geschieht. Facebook vermischt Menschenhandel und erzwungene Prostitution mit einvernehmlichen sexuellen Handlungen, und der weitgefächerten Erotikszene.

Auch die politische, wie künstlerische Auseinandersetzung mit den Themen Sex und Erotik werden eingeschränkt.

Derzeit wird im Internet darüber diskutiert, was für Folgen diese neuen Richtlinien haben und wie man sichergehen kann gegen Menschenhandel vorzugehen, ohne alle Formen von Prostitution und Sexualität zu untergraben.

Luna arbeitet in der Adultindustry.

So bezeichnet man den Geschäftszweig, der sexuelle Unterhaltung und Dienstleistungen für Erwachsene umfasst. Außerdem ist sie in der Conscious Sexuality Szene aktiv. Eine Bezeichnung, die vor allem auf Faceboon immer mehr Bedeutung bekommt. Gemeint ist damit die Szene, die sich bewusst und aktiv mit ihrer Sexualität auseinandersetzten und über den eigenen Körper lernen möchte. Stripshows, Shibari (japanische Seilkunst) und Workshops zu Sexualität sind Teile von Lunas Arbeit.
Facebook ist eine der Plattformen, wo sie über ihre Arbeit informiert, wirbt und einen Beitrag zu einer sex-positiveren Gesellschaft leisten möchte.

Sie erzählt, dass seit den neuen Regeln auf Facebook viel Unklarheit herrscht, was noch erlaubt ist und was nicht.

Accounts von Kolleginnen von ihr wurden schon gesperrt, falls diese sinnliche Bilder von Frauen hochgeladen haben, die eigentlich auch ein positiven Umgang mit dem eigenen Körper anregen sollen. Manche verlieren dadurch einen großen Teil ihres Geschäfts und erreichen deutlich weniger Kunden. Lunas Account wurde noch nicht gesperrt, allerdings viele ihrer Posts und Werbeanzeigen für ihre Workshops, wie zum Beispiel zu einem sinnlichen Abend unter Frauen.

„Die neuen Regeln auf Facebook sind sehr vage formuliert. Alles was ich mache, könnte so interpretiert werden, dass es gegen die neuen Richtlinien verstößt. Es ist unmöglich, nie etwas zu posten, was kontrovers ist oder unterschiedliche Meinungen aufwirft. Menschen können meine Inhalte sehr unterschiedlich verstehen. Und ob sich jemand angegriffen oder missverstanden fühlt, liegt oft nicht am Post selbst, sondern daran, wie jemand etwas verstehen möchte. Selbst auf expliziten erotisch ausgerichteten Plattformen, wie Fetlife kommt es zu Missverständnissen.“

Für sie ist es wichtig, dass weiterhin Dialoge geführt werden und man nicht immer Angst haben muss einfach gesperrt zu werden.

„Das Ganze führt zu einer Art innerem Filter. Ich bin ängstlicher und denke mehr darüber nach, was ich poste.“

Tumblr, eine andere beliebte Onlineplattform, zieht nach und hat Anfang Dezember angekündigt keine sogenannten NSFW-Inhalte mehr zuzulassen. NSFW steht für „not safe at for work“ oder auf deutsch „nicht zur Ansicht bzw. Verwendung am Arbeitsplatz geeignet“. Genauer bezieht sich Tumblr auf sog. adult content. Es gibt seit 17. Dezember keine pornographischen oder sexuellen Inhalte mehr auf Tumblr.

Subkulturen zu bewusster Sexualität, Fetischen, feministische Pornoindustrie und auch die LGBTQ Community konnten sich durch Soziale Medien vernetzten und austauschen.

Teile von diesem Austausch werden mit den neuen Regelungen komplett eingestampft. Inzwischen dürfen zumindest wieder stillende Mütter und aus Protest offenbarte nackte Frauenoberkörper gezeigt werden.

Facebook sagt in den Richtlinien verboten sind „Inhalte (von Hand gezeichnet, digital oder echte Kunstobjekte), die explizite sexuelle Handlungen oder eine bzw. mehrere anzüglich positionierte Person(en) zeigen oder zu zeigen scheinen.“ Genauso wie „Pornografische Handlungen, Stripclub-Shows, Live-Sex, erotische Tänze. Sexuelle, erotische oder tantrische Massagen.“

Um eine Kultur der gesunden Sexualität und Vielfalt zu fördern muss es möglich sein über Körper, Nacktheit, sexuelle Orientierung, Fetische und all das zu sprechen.

Luna erzählt: „Ich werde wütend, wenn ich Werbeanzeigen für Clubs oder Dating Apps sehe, die eine Flirt- und Saufkultur darstellen, die nichts mit Respekt oder Bewusstem Umgang mit Sexualität zu tun hat. Mädchen in Bikinis, die sich betrinken sind erlaubt, aber wenn ich mit meiner Arbeit etwas für Frauenempowerment machen möchte, ist das verboten? Meine Werbeanzeige für einen sinnlichen Frauenabend wurde gelöscht. Das ist doch absurd. Wir brauchen eine Möglichkeit, um zwischen Content zu unterscheiden, der sich auf sex – und bodypositvity bezieht.“

Eine Möglichkeit wäre, dass es eine 18+ oder „not for work“ Markierung gibt für individuelle Posts oder ganze Seiten. So könnten Menschen selbst entscheiden, ob sie solche Inhalte herausfiltern möchten oder nicht.

Es gibt bereits einen Warnhinweis, allerdings um den Betrachter daraufhinzuweisen, dass der Inhalt möglicherweise "verstörend" sein könnte. Ich verstehe, dass Facebook hier versucht Menschen zu schützen und es gibt bestimmt viele gute Intentionen dahinter. Gleichzeitig werden hier Gruppen und Themen weiter marginalisiert. Hier ist ein Interview von Netzpolitik und Facebook zum Nachlesen. Das ganze Thema ist nicht leicht und nach meiner Recherche habe ich erst gemerkt, wie verwoben das Thema Regulierung von Sozialen Plattformen ist.

Daher ist dies alles nur ein kleiner Versuch ein wenig mehr davon zu verstehen.

Die neue Cartoonserie „Big Mouth“ auf Netflix hat auf Facebook einen Auschnitt aus der ersten Staffel hochgeladen. In der Serie geht es um Pubertät und das Entdecken von der eigenen Sexualität. Im Video sind verschiedene weibliche Körperformen und -farben in jedem Alter zu sehen.  Das Video „I love my body“ wurde auf Facebook gesperrt. Obwohl es meiner Meinung nach gerade aufzeigt, wie schwierig es für Teenager in der Pubertät ist mit den Veränderungen des eigenen Körpers umzugehen und es hilfreich sein kann einen offenen Umgang damit zu lernen. Auch wenn Facebook in seinen Richtlinien explizit Inhalte erlaubt, die auf Bildung oder Wissenschaft ausgerichtet sind, ist es sehr fraglich, wie Inhalte bewertet werden. Wie man an diesem Beispiel sehen kann.

 

 

Facebook bezieht sich in den neuen Richtlinien aber nicht nur auf öffentliche Seiten, sondern auch auf persönliche Chats.

Anspielung oder Sexualisierter Slang verstoßen gegen die Richtlinien.

 

Inwieweit sich die neuen Richtlinien wirklich auf private Chats und geheime Gruppen auswirken ist noch nicht ganz klar. Oft höre ich, Facebook sei bei der jungen Generation eh tot. Ich persönlich nutze Facebook von allen Sozialen Medien am meisten. Und bin wirklich gespannt, wie es weiter geht.
Schließlich sind Soziale Medien keine abgekapstelten digitalen Plattformen. Inzwischen sind sie ein Teil unseres Lebens (ob wir das gut finden oder nicht). Wie wir mit Sexualität und wichtigen politischen Fragen auf Sozialen Plattformen umgehen kann uns auch einen Spiegel vorhalten, wie wir im "echten" Leben damit umgehen.

 

Was denkst du über das Thema?
Schreib es gerne in die Kommentare.

Die Kunst eine Schlampe zu sein – #noslutshaming

Die Kunst eine Schlampe zu sein – #noslutshaming

 

Mit 16 wollte ich alles, nur eins nicht: als Schlampe gelten.
Heute umschlingt ein pinker Wollfaden mein Handgelenk mit den Buchstaben

S – L – U – T

als Anhänger.

I am a slut. And I love it!

 

Ich lebe polyamor und bin pansexuel. Ich habe mehrere Beziehungen und Lover*innen. Ich fühle mich frei und selbstbestimmt in meiner Sexualität (meistenst). Ich liebe meinen Körper und habe absolut keinen Bock mehr auf slutshaming.

Das wünsche ich mir für noch viel mehr Menschen, deswegen schwinge ich heute die Fahne der Sexpositivität.

Slutshaming bezeichnet, dass Verhalten, wenn Frauen für ihr Sexualität, ihr Aussehen angegriffen oder ihnen Schamgefühle eingeredet werden.

 

STOP SHAMING - START LOVING
YOURSELF

 

 

 

Als Teenager mit Pussy gibt es viele Gradwanderungen. Nicht zu dick, aber auch nicht zu dünn sein. Gute Noten schreiben, aber auf keinen Fall eine Streberin sein. Brüste wollen, aber ja nicht zu groß. Anders sein und doch noch dazugehören. Sich betrinken können, aber ohne zu kotzen. Jaja – die Jugend.

Eine dieser Grandwanderungen ist die zwischen dem Schlampentum und der Prüderie.

 

Sexy Bitch oder Nonne.

Einmal zu viel rumgeknutscht auf den letzten Partys und der Schlampenstempel lässt nicht lange auf sich warten. Auf Netflix schaue ich gerade die Serie "Atypical", wo es um einen Jungen geht, der auf dem Autistenspekrum ist. Er hat eine kleine Schwester. Cassy, so heißt das Mädchen aus der Serie, ist 16 und Mitten in der Pubertät. Während ich in meine Decke gewickelt im Bett liege, mit meinem Laptop auf dem Schoß, wurde ich an viele Dinge erinnert, die man so als Mädchen in der Pubertät erlebt. Ich konnte mich mit vielen Dingen identifizieren, die Cassy erlebt.  Die schönen Momente, wenn man total dankbar für seine Mädels ist. Die Welt irgendwie heil ist und man stundenlang kichert. Und an die vielen Struggles, Unsicherheiten und "ersten Male". Das erste Mal verliebt, der erste Kuss, das erste Mal Auto fahren, das erste Mal betrunken sein und das erste Mal...

Wie wir aufwachsen prägt uns. Aber wir sind nicht für immer darauf fest gelegt.

Ich schreibe auf dem Blog oft darüber, dass ich jetzt mehr so sein kann, wie ich bin und mich freier fühle als früher. Und ja, das tue ich. Aber das meiste meiner Pubertät war aufregend, lustig und schön. Und ich würde es nicht missen wollen.

 

Entwickeln, verändern, Erwachsen werden hört nach der Pubertät nicht auf.
Man kommt nicht als fertiger Mensch raus.

 

Junge Menschen auf dem Weg zum Erwachsen werden hören viele Nachrichten die ungesund, entmutigend und bevormundend sind. Was ich in verschiedenesten Variationen immer wieder höre: Jetzt (als junger Mensch) kann ich mir ja noch "so ein" Leben erlauben, aber wenn der Ernst des Lebens beginnt, geht das nicht mehr.
Was genau mit "so einem Leben" gemeint ist, weiß ich manchmal selbst nicht so genau.

Frei sein? Verliebt sein? Idealistisch sein? Keinen 40h-Job haben?
Und wie bei allem Flokseln, ich verstehe, was dahinter steckt und ein bisschen Wahrheit ist wohl auch dran. Als Studentin 3 Monate Semesterferien zu haben, ist später nicht mehr mit jedem Lebenstil vereinbar. Allerdings kenne ich zur genüge Menschen, die 3 Monate im Winter verreisen.

Was ich damit sagen will, wir sind Umgebung von der Meinung es gibt diese eine Schablone im Leben. Du kannst sie zwar mit deinen eigenen Farben ausmalen, aber das meiste ist vorgezeichnet. Schablonen zu Karriere, Beziehungen, Sex, Familie, Aussehen,...

Stelle dir vor jemand schenkt dir ein leeres Buch mit 80 weißen Seiten und jede Seite, jedes Kapitel, jedes Jahr darfst du neu gestalten!

Ich habe diese Erinnerung an meine Pubertät als Aufhänger genommen, um zu relfektieren, was für Nachrichten ich mir für junge Menschen wünsche.
Und es gibt bestimmt viele wichtige Dinge, die ein (junger) Mensch jeden Tag hören sollte.

Eines davon ist: Du bist gut so, wie du bist. Du wirst geliebt, so wie du bist.

Hinter vielen der Unsicherheiten, steckte bei mir, die Angst nicht mehr dazuzugehören, abgelehnt und verurteilt zu werden.
Eben nicht mehr so angenommen zu werden, wie ich bin.

 

Sex-positive, queer, polyamor

Diese ganzen Worte kannte ich als Teenager noch nicht. Aber die Konzepte haben sich in meinem Kopf schon erkenntlich gemacht.

Schon mit 15 hatte ich Fantasien über Beziehungen mit mehr Menschen, aber so gut ist das bei Gesprächen über Beziehungen nicht angekommen. Ich habe gespürt, dass die Ideale und konventionellen Vorstellungen von Beziehung für mich nicht stimmig waren.

Ich habe versucht mich von gesellschaftlichen Erwartungen und Normen nicht zu sehr unter Druck setzten zu lassen. Aber hatte doch Angst vor dem Urteil von anderen, und nicht zu Letzt, dem Urteil über mich selbst. Ich denke das ist alles Teil der Pubertät und ich möchte das nicht als negative Erfahrung darstellen. Vielleicht gehört das einfach dazu.

Und obwohl viele meiner Freund*innen sehr offen waren, gab es niemanden der mich und meine Beziehungsfantasien verstehen konnten. Ich habe gut überlegt, wem ich was erzähle, mit wem ich wo knutsche, damit sich Dinge nicht verbreiten wie ein Lauffeuer.

Ich wollte also keine Schlampe sein, aber noch weniger wollte ich als prüde gelten.

 

Lieber wild und offen.

Meine Auffassung, offen für Sexualität zu sein, war schwarz-weiß. Entweder bin ich offen oder nicht. Entweder knutschen wir jetzt, haben Sex und das heißt ich bin offen oder nicht und dann. . .  bin ich prüde und entspreche nicht meinem Selbstbild. Ich hatte Angst vor dem Bild der unterdrückten Sexualität. Es gab kein Mittelfeld.
Ich wollte beweisen, dass Mädchen genauso frei und entspannt sein können, wie Jungs. Jetzt verstehe ich mehr über die Komplexität und die gesellschaftlichen Prägungen, die wir zum Thema Sexualität und Geschlecht erleben.

Ich will nicht sagen, dass ich ständig Dinge gemacht habe, die ich nicht wollte. Aber ich habe mich oft unter Druck gesetzt gefühlt, etwas zu tun, weil ich „cool“ sein wollte oder nicht wusste, wie ich 'Nein' sage. Und naja, irgendwie war es ja auch aufregend.
Disclaimer: Ich will betonen, dass dieses Ausprobieren, über Grenzen gehen, Spüren Teil des Prozesses war und ist für mich meinem authentischen Selbst näher zu kommen. In keinem Fall möchte ich Grenzüberschreitungen, negative oder traumatische Erfahrungen herunterspielen!  

 

Sexpositiv - für alles zu haben?

In einem Artikel über Sexpositivität hat die Autorin des Textes beschrieben, wie ihre offene und positive Haltung ihrem Körper und Sexualität gegenüber manchmal als generelle Einladung allem und jedem gegenüber gedeutet wird. Und ja, auch das habe ich erlebt. Daher ist für mich neben einer positiven Haltung, Consent, besonders wichtig. Consent bedeutet auf deutsch Einvernehmlichkeit. Es geht darum, Klarheit darüber zu haben, dass das was zwischen dir und jemand anderem passiert, auch beide (/alle Beteiligten) wollen.
Willst du mich küssen? Kann ich deine Hand nehmen? Wollen wir kuscheln?
Willst du einen Blowjob? Darf ich dich lecken? Darf ich deinen Arsch anfassen?

Und dabei zu lernen, so deutlich wie möglich zu werden. Darf ich dich beißen? Von 1-10 wie fest? Gefällt dir das? Willst du damit weiter machen oder willst du was anderes machen?

Denn ein 'Ja' für eine Sache bedeutet kein 'Ja' für alles!

Fragenstellen, sich nicht abgelehnt fühlen, wissen was du willst - all das kannst du üben. Ich habe schon oft Consent Games gespielt. Es macht Spaß und ist wichtig Consent in Situationen zu üben, die nicht "ernst" sind, so dass das nächste Date ein bisschen leichter wird. Du hast Lust auf Consent Spiele mit mir? Finde den nächsten Termin. 

 

Das Bild der Hure

Ilan Stephanie beschreibt in ihrem Buch „Lieb und Teuer“ das Bild der Hure in unserer Gesellschaft so: Entweder wird sie als Sexsklavin oder als Sexgöttin gesehen. Und auch wenn ich Sex nicht gegen Geld tausche, erlebe ich ähnlich gespaltene Reaktionen. Die einen denken ich habe keine Selbstachtung, wenn ich nicht nur innerhalb von monogamen Beziehungen sexuelle Erlebnisse habe und die anderen heben mich in den Himmel und sind fasziniert von meiner sexuellen Freiheit.
Beides fühlt sich unangenehm und unecht an für mich.

Laut Definition aus dem Wörterbuch, bedeutet Schlampe eigentlich eine (weibliche) Person, die ein unmoralisches Leben führt.

Jetzt studiere ich Philosophie, vielleicht weist mir das den Pfad der Moral... haha.

 

Von Scham zur Selbstbestimmung

SLUT - Keine unverantwortlichen Frauen mit wenig Selbstwertgefühl, sondern starke Menschen, die selbst über ihre Sexualität bestimmten.

Der Gebrauch und die Bedeutung von Wörtern verändert sich. Zum Beispiel stand das Wort "queer" früher für Außenseiter oder Menschen die anders sind. Es kommt von dem dt. Wort "verqueer". Die Queer-Community hat das Wort umgedeutet und sich zu Eigen gemacht. Heute steht das Wort als Sammelbegriff für Menschen, die nicht in das heteronormative, genderstereotypische Spektrum fallen. Gleichzeitig wird das Wort benutzt, um eine politische Bewegung zu beschreiben, die sich für LGBTQAI* Rechte und Visibilität einsetzt.

 

Spätestens seit „Schlampen mit Moral“, dem Buch von Dossie Easton und Janet W. Hardy über Polyamorie und offene Beziehungen, hat sich das Bild des Schlampentums sehr verändert. In ihrem Buch sprechen sie oft von "Sluthood", das Schlampentum, als eigene Kunstform, die es zu meistern gilt.

 

Was hat sexpositiv mit dem Schlampentum zu tun?

Für mich bedeutet sexpositiv nicht notwendigerweise viel und oft Sex zu haben. Sexpositiv wird oft missverstanden.
Für mich steht diese Bewegung dafür, anzuerkennen, dass die meisten Menschen mit Scham über ihren Körper und ihrer Sexualität aufwachsen. Wir fragen uns, ob wir normal sind und kommen oft zum Schluss: Eher nicht. Wie bei der ursprünglichen Definition von 'Schlampe' erwähnt, wird mit dem Wort etwas unmoralisches verbunden.

Sexpositiv statt Slutshaming.

Es gibt nicht die eine Norm. Körper und Sexualität bewegen sich auf einem sehr großem Spektrum.
Wir sind alle unterschiedlich. Und wir teilen viele gleiche Gedanken, Fantasien, Ängsten etc. Vor 5 Jahren hätte ich nicht gedacht, dass ich jemals Menschen finde, die die gleiche Vorstellung von Beziehung haben, wie ich. Und naja jetzt habe ich mehrere Menschen und eine ganze Community dazu. 🙂

Sexpositivität ist für mich eine innere Haltung.
Mir, meinem Körper und meiner Sexualität gegenüber.

 

Genauso wie einer Haltung anderen Menschen gegenüber. Ich kann nicht nur meine Sexualität, sexuelle Orientierung und Beziehungsform feiern, sondern auch die aller anderen.

Als polyamor l(i)ebender Mensch, bin ich nicht gegen die Monogamie.
Ich feier die Monogamie für alle Menschen, die sich entscheiden so zu leben und glücklich damit sind!

Ein asexueller Mensch kann genauso sexpositiv sein. Asexuell bedeutet nicht gegen Sex zu sein. Sondern kein (ausgesprägtes) Sexualbedürfnis zu haben. Da gibt es natürlich auch sehr viele Abstufungen und verschiedenste Formen.

Ich möchte deutlich machen, dass für mich hinter sexpositiv kein (neues) Ideal der sexuell befreiten und aktiven Frau steht.

Egal an welchem Punkt du gerade stehst von deiner sexuellen Reise, das ist ok.
Und du kannst jederzeit deine positive, innere Haltung dir und anderen Menschen gegenüber stärken!

Der innere Weg zu mehr Sexpositivität

Es steht eine rießen Industrie hinter dem Wunsch nach Schönheit und Selbstwert. Jede Kosmetik- und Modewerbung will dir vermitteln, wenn du dieses Produkt kaufst, dann bist du endlich schön genug. Aber dieser Zustand wird nie durch äußere Faktoren erreicht werden.
Zufriedenheit und das Gefühl gut und schön zu sein, so wie du bist, wird sich nur von Innen einstellen können.

Dabei spielen natürliche auch äußere Faktoren eine Rolle, keine Frage.
Doch dieser Zustand von innerem Frieden, Freundschaft mit dir und deinem Körper, kann dir keine Creme oder neues fancy Produkt erschleichen.

Musst du auf diese Produkte verzichten? - Nein, auch das nicht. If you want it, go for it.
Doch Aussehen oder materielle Güter ersparen dir nicht die innere Arbeit mit dir.

Kleide dich so, wie du willst.
Schmink dich oder nicht.
Rasier dir die Beine, Achseln, dein Gesicht oder nicht.
Probier es aus.
Spiel damit.
Wie fühlt es sich an?
Macht es, weil du es willst.

Komme bei dir im Inneren an.
Was macht dich aus als Mensch?
Was magst du als Person an dir?
Was kannst du gut? Wofür schätzen dich andere Menschen?

"Kleider machen Leute"? - Am Ende ziehen wir uns doch eh alle aus.

 

 

Scheiß auf die Erwartungen der Gesellschaft.

Fick wen du willst, wann du willst und wie du willst.

Es ist dein Körper. Es ist deine Sexualität. Es ist dein Leben.

 

Egal, ob du einen, zwei, fünzig oder niemanden an deine Pussy* lässt – es sollte deine Entscheidung sein. Denn egal ob 15 oder 50, es fühlt sich nie gut an, für deine Sexualität oder deinen Körper verurteilt zu werden!

*Das gilt natürlich für alle Menschen. Aber meiner Erfahrung nach werden Mädchen öfter als Schlampen bezeichnet als Jungs. Auch wenn ich Pussy schreibe, meine ich im übertragenden Sinne natürlich alle Formen von Genitalien.

Was verbindest du mit Sexpositivität?
Was sind deine Erfahrungen mit Slutshaming?
Teile den Beitrag für mehr Sexpositivität

 

Welche Rolle spielt Sexualität in deinem Leben?

Welche Rolle spielt Sexualität in deinem Leben?

Sex. Sex. Sex.

Was ist es? Wo ist es? Wie hast du davon erfahren? Wer hat dir davon erzählt? 

Sexualität.

 

 

2014 war ich bei meinem ersten Free Your Mind - Free Your Heart Tantra Seminar. Der Lehrer hat mir eine Frage gestellt:

Welche Rolle spielt die Sexualität in deinem Leben? 

Ich erstarrte ...

Meine Augen haben sich geweitet vor Überraschung. Tränen der Enttäuschung und Traurigkeit haben sich ihren Weg gebahnt.

Ich erkannte das es sowas, wie Sexualität in meinem Leben nicht gab. 

Ficken oder nicht Ficken. Mehr nicht. 

Ich arbeitete, ich studierte, ich habe Menschen kennen gelernt, ich chillte, ich schaute Filme ... aber sowas, wie Sexualität gab es in meinem Alltag nicht. 

Warum? WTF? 

Ist Sexualität real?

Existiert sie und wenn ja - wie sieht sie aus? 

Ich ging durch meine Erinnerungen. Wo habe ich das erstmal über Sexualität etwas gehört?
Ich erinnere mich, als kleines Mädchen, hörte ich meinen Vater oft fluchen und schräge Bemerkungen über Sex und “sexy-times” machen . Ich erinnere mich an meine Cousine (wir waren etwa 6 Jahre alt zu der Zeit), wir fragten meine Eltern und ihre Mutter uns etwas über die Liebe zu erzählen. 

Was ist sie und wie merkt man das man verliebt ist? 

Ihre Mutter sagte: „Liebe ist wenn zwei Idioten einen dritten Idioten machen“. 

Ich verstummte.

Ich mochte ihre Antwort nicht. Meine Cousine kämpfte mit der Liebe. Das konnte ich nicht nachvollziehen… In meiner Welt gab es dieses Phänomen Liebe nicht. Es gab keinen Ausdruck an Liebe. Kein Kuscheln, keine Sanftheit, kein Streicheln ... Nada. 

Also wie kam ich zu meinem Wissen über Sex und Sexualität? 
In Biologieunterricht in der Schule.

Ich erinnere mich an meinem Biolehrer. Total cool versuchte er seine eigenen Nervosität zu überspielen. Wir hörten ihm aufmerksam zu, wie er über Reproduktion, Zellen, Menstruationen, Pubertät, Schweiß, etc  redet... Jedoch kein Wort über die Liebe. Ich konnte nicht wirklich etwas mit dem Anfangen, was wir lernten. Meine Tage hatte ich noch nicht, und all das schien noch weit entfernt von mir. Ich war 11. 

Mein erster Kuss.

Ich kann mich an meinen ersten festen Freund erinnern. Wir waren beide 14. Das erste mal haben wir uns um Mitternacht an einem See geküsst. Romantisch. Meine Füße waren eiskalt, der Vollmond schien hell und noch nie in meinem Leben fühlte ich so viele Schmetterlinge in meinem Bauch. Es war fabelhaft! Obwohl ich den Geruch seines Atems und seines Parfums nicht mochte.
Aber wenn ich jetzt darüber nachdenke - fühlte sich mein Körper hart und steif an, wie unsere Winterjacke aneinander rieben. Ich war nicht entspannt. 

All das war irgendwie unschuldig und ohne Hintergedanken für mich. 

Er war süß und nett und ich weiß nicht mehr, wie es zu Ende ging… 

Oh, Moment. Doch, jetzt erinnere ich mich:

Es war Silvester, einige Monate nach unserem ersten Kuss. Er sagte mir er würde mich abholen, damit wir das neue Jahr mit seinen Freunden in seinem Dorf zusammen feiern können, 8 km entfernt von mir. Ich wartete in meinem Zimmer. Stundenlang. Ich rief ihn an, keine Verbindung. Die Zeit, die wir ausgemacht hatten, war längst vorbei und mir liefen die Tränen runter, weil er mich sitzen gelassen hat. Ich weinte und weinte und weinte. Mein Herz war gebrochen in dieser Nacht. 

Es wurde Mitternacht. Meine Eltern feierten das neue Jahr mit ihren Freunden im Erdgeschoss und ich saß alleine in meinem Zimmer. In meiner Brust brannte Herzschmerz und aus meinen Augen liefen weiter die Tränen.

Ich versprach mir selbst, dass mir niemand je wieder auf diese Weise weh tun würde. 

Niemand wird mich nochmal so erniedrigen. Ich stellte mir vor, wie er und seine Freunde über mich lachten, arme naive dumme Jurate, wartet auf ihren Freund um sie abzuholen. Um etwa 02.00 Uhr, rief er mich an und entschuldigte sich. Sein Motorrad ist auf dem Weg zu mir liegen geblieben und er musste es wieder nach Hause schieben, durch Regen und Kälte. Er war müde und ich denke ein bisschen verärgert über die ganze Situation. Ich habe nur eine Sache gesagt - ich mach Schluss mit dir. 

Ich hörte ihn dem Atem anhalten, sein bester Freund, mein Mitschüler, nahm das Telefon und fragte mich was passiert sei, er sagte mir dass mein jetzt Ex-Freund zusammen klappte und jetzt neben einer Wand kniete, mit dem Blick zum Boden. Ich legte den Hörer auf. Seit dem haben wir nie wieder miteinander gesprochen. Wir gingen zwar in die gleiche Klasse, hatten uns von da an, aber gemeinen, bis wir an verschiedenen Schulen gingen. 

Seit dem, schaffe ich es, dass mich alle meine festen Freunde, auf die eine oder andere Weise, verlassen. Ganz sicher bin ich mir nicht über diese Aussage… Aber es kommt nah ran. 

Dieses junge Mädchen schwörte sich, dass sie nie wieder jemand so verletzten wird und das bedeutete - sich auch nicht mehr zu Verlieben. 

Wenn du dich mit Tantra oder Conscious Sensuality auskennst, oder eine gute Therapie gemacht hast, dann weißt du wahrscheinlich was dieses Versprechen für mich und meine zukünftigen Beziehungen mit sich brachte…
Wenn du damit noch nicht vertraut bist, dann erzähle ich es dir: 

Meine Yoni (Vagina) hat sich für niemanden wirklich geöffnet. Niemals.

Genauso wie mein Herz für alle verschlossen blieb.

Durch das Nicht-Fühlen dieses Gefühls, konnte ich auch andere Gefühle, die damit verbunden waren, ausblenden. Ich hatte mich dafür entschieden mit nicht täuschen zu lassen, mich nicht in dem Gefühlsgedöns verstricken zu lassen. Dies führte mich aber nur noch weiter weg von Liebe und Offenheit. Ich hatte entschieden, mich nicht auf eine monogame Liebesbeziehung einzulassen. Denn für mich existiere so etwas nicht.

Ich musste die Kontrolle in meinen Beziehungen haben. Jedes Mal lebte ich sie ohne viel Ausdruck von Liebe, Kuscheln, Schmusen, Streicheln oder irgendeine Art von Nähe. 

Ich wollte das so. Ich hatte die Kontrolle. Ich war wütend und stur.
Ich wusste nicht, wie es anders geht. Niemand um mich herum, zeigte groß Liebe oder Zuneigung in Beziehungen. Ich hasste diese Mädchen, die sich nur für Superstars, blöde Zeitschriften und Jungs interessierten. Ich konzentrierte mich darauf, dass beste dabei zu geben, was ich tat: Studieren. Meine guten Noten, die ich in der Uni hatte füllten mein emotionales Loch. Jedes Mal, wenn ich von meinen guten Noten erzählte, habe ich von meiner Mutter und meinen Geschwistern, Aufmerksamkeit und Lob bekommen. 

In meinen Augen waren Jungs nue für unreine, ungebildete Mädchen, die Fehler begehen wollten. Und so ein Mädchen war ich nicht! 

Ich war eine gute, stolze Jungfrau!

Und ja, das habe ich wirklich gedacht. Jetzt kann ich darauf zurück schauen und lächeln. 

Wenn ich über meinen ersten Freund nachdenke, kann ich mich an meine ersten sexuellen Empfindungen erinnern: es kitzelte um meine Klitoris wenn er da war. Ich tat alles, um nicht die Kontrolle zu verlieren. 

Und so sehr hielt ich an dieser Kontrolle fest, bis zu jenem Tag als mein Tantra Lehrer mir die magische Frage stellte. Eigentlich ... zwei magische Fragen:

Wie bewusst bist du dir über die Manipulation des Geistes?

Und welche Rolle spielt Sexualität in deinem Leben?

Ich war erstaunt. 

Er meint, ich habe mich die ganze Zeit getäuscht?

Meint er es liegt an mir selbst, dass die Männer in meinem Leben mich nicht lieben? 

Mit der Zeit und den Jahren hatte ich die Geschichte umgedreht - ich dachte kein Mensch kann mich bedingungslos lieben und so akzeptieren, wie ich selbst glaubte es zu verdienen. 

In Wahrheit war ich diejenige, die die nicht liebte. 

So bekam ich Beziehungen die mir mein Verhalten zurück reflektierten - eine Reihe von Männern die Angst hatten zu lieben. So wie ich. 

Meine Sexualität war plötzlich dafür da mein Herz und meine Vagina für jemand anderen zu öffnen. Wirklich zu öffnen. Mich verletzlich zu zeigen.
Davor war Sex eigentlich nur Rumgevögel… emotionale Entlastung.

So wenig emotionale Verbindung, wie möglich bitte! 

Nach dieser Realisierung ließ ich viele Menschen aus meinem Leben gehen, Männer wie Frauen. Ich war bedacht darauf, meine Zeit und Energie mit den Menschen zu verbringen, bei denen ich mich offener, ehrlicher, mutiger fühlte. Menschen, denen ich mich anvertrauen konnte. 

Eine Sache ist klar: Ich kann meiner Yoni kein Vertrauen vorlügen. Mein Körper weiß am besten wie ich die andere Person wahrnehme. Mein Körper ist der wichtigste Indikator für die Wahrheit. Eine ganze Zeit lang redete ich mir selbst ein, diese Person gefällt mir, ich will eine intime sexuelle Erfahrung mit ihr. Aber meine Yoni war nicht bereit, sie hat sich verschlossen. Dennoch folgte ich oft dem Verlangen. Nach solchen sexuellen Erfahrungen fühlte ich im Nachhinein oft Schmerzen in meiner Yoni.  

Lange war für mich körperlicher Schmerz und Angst mit Sexualität verbunden. 

Jetzt dagegen, lerne ich mir und meinem Partner mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Zu spüren, was im Moment passiert, langsamer zu sein und mit meinem Partner zu kommunizieren, was in mir vor geht. Ich bitte um mehr Zeit, mehr Küsse oder Streicheleien für meinen Körper oder darum einfach nur gehalten zu werden, wenn ich das möchte. 

Ich will nicht sagen, dass das der richtige Weg ist und dass Sex nur auf bewusste Weise haben sollte. Ich will meine Erfahrung mit dem Thema teilen, weil ich weiß, dass die „Wahrheit“, die hinter den Schlafzimmertüren steckt oft nicht erzählt wird. 

Bewusste, langsame Sexualität hat mir geholfen meine Yoni zu enttraumatisieren und meinem Körper gut getan. 

Fragst du dich je, was dir gut tut und was dir wichtig ist?

Ich denke, wir müssen den Prozess des Ausprobierens, Scheiterns und weiter Versuchen gehen. Fehler machen dürfen, Dinge entdecken und unsere Grenzen übertreten, um sich kennen zu lernen. Um am Ende herauszufinden, was wirklich für uns funktioniert.
Ich wünsch dir ein liebevolles, bewusstes und sicheres Umfeld, in dem du deine Erfahrungen machen und teilen kannst und Antworten auf deine Fragen findest.

STI II: Was tun bei Ansteckung? + 2 Experten*innen im Interview

STI II: Was tun bei Ansteckung? + 2 Experten*innen im Interview

"Dein Ex juckt dich immer noch?" - "Ab zum Arzt!"

Mit verschiedenen Kampagnen hat die Initiative des BZgA¹ "Liebesleben" mehr Aufmerksam auf STIs und HIV gelenkt. Mit lustigen Sprüchen und Zeichnen wurde ein bisschen die Schwere des Themas genommen. 

Und genau das finde ich wichtig: Entspannt über STIs und HIV reden! 

 

Alle Cartoons kannst du dir hier anschauen und runterladen.

Im letzten Artikel habe ich dir einige sexuell übertragbare Krankheiten (STIs) vorgestellt. Du findest dort was über ihre Symptome, Übertragungswege und wie du dich schützen kannst. 

 

Jetzt wollen wir aber mal zu den anderen wichtigen Fragen kommen.

Denn eine Infotafel über STIs hilft nur bedingt. 

Was tun, wenn du denkst du könntest dich angesteckt haben?

Panik! Eh klar oder? - Natürlich nicht.

Wie du im ersten Artikel (STI Teil 1) gesehen hast, sind alle STIs außer HIV heilbar, wenn sie nicht unentdeckt bleiben.
Und auch HIV ist inzwischen behandelbar. Um auf dich und deine Partner*innen zu achten, solltest du mit einer Ärzt/in deines Vertrauen darüber reden. 

Du musst dich nicht schämen. Ganz im Gegenteil. Es zeigt, dass du Verantwortung für dich übernimmst, wenn du zu einem Arzt gehst und über deinen Verdacht ansprichst. Wenn du nicht alleine gehen willst, frag jemanden, den du gerne dabei hättest, ob er oder sie dich begleitet.

Wo kannst du dich Beraten und Testen lassen?

Es ist leider so, dass es in Deutschland nicht so einfach ist, wie in anderen Ländern sich vorsorglich regelmäßig auf STIs testen zu lassen. Du kannst dich z.B. bei deinem Hausarzt, deinem Gynäkologen oder Urologen auf unterschiedliche Krankheiten testen lassen. Die Kosten dafür übernimmt die Krankenkasse leider nicht. Falls du bereits Anzeichen oder Symptome zeigst, übernimmt die Krankenkasse im Normalfall den Test und die Behandlung. HI-Viren können erst (je nach Test) 6 Wochen-6 Monate nach der Ansteckung nachgewiesen werden. Daher ist in solch einem Fall oft ein mehrmaliges testen nötig. 
In verschiedenen Gesundheitzentren- oder Ämtern gibt es offene Sprechstunden oder Termine für STIs-Beratung und Tests.
Hier findest du eine Karte mit einer Übersicht.  
Hier findest du eine Onlineberatung. 

Für Frauen unter 25 wird 1x im Jahr kostenlos auf Chlamydien getestet.

Wenn du dich angesteckt hast, solltest du je nach STI erstmal keinen Sex haben, bis die Behandlung zu Ende ist. Auch dazu kannst du gezielt nochmal mit deiner Ärzt/in sprechen. 

 

STIs in monogamen Beziehungen? 

Dein Partner/in hat eine Geschlechtskrankheit, obwohl ihr in einer monogamen Beziehung seid? - Das kann nur eins heißen: er oder sie hat dich betrogen.
Nein, nicht unbedingt! STIs können über Monate unentdeckt bleiben und so aus einer vorherigen Beziehungen oder einem sexuellen Kontakt „mitgebracht“ werden  und erst später bemerkt werden.
Herbes z.B. kann immer wieder auftreten ohne erneuten Kontakt mit dem Virus zu haben.
Sprecht mit einander und zieht keine voreiligen Schlüsse. 

 

 

STIs in polyamoren/offenen Beziehungen: 

Das Risiko sich mit einer STI anzustecken steigt natürlich, wenn man mehrere Partner hat mit denen man sexuell ist. Doch gerade hier ist es umso wichtiger einen offenen Umgang mit den Thema zu lernen! Sprecht mit einander ab, wie ihr ungeschützten Sex  innerhalb der verschiedenen Beziehungen handhaben wollt. 

Hier 3 Tipps um entspannter mit dem Thema STIs umzugehen: 

 

1) Lasst euch zusammen testen - Macht ein Date daraus. Zum Arzt gehen klingt nicht so romantisch? - Klar, aber zusammen macht es trotzdem mehr Spaß. Ihr könnt total verliebt, verklemmt im Wartezimmer sitzen und das ganze gemeinsam erleben.

2) Redet darüber - Es ist schwer, aber es wird einfacher mit der Zeit. Besonders hilft mir mich daran zu erinnern, dass es mir wichtig ist, offen darüber reden zu können und ich mir das auch von meinem Partner/in wünsche.
Fragen können sein:

  • Wann hast du dich das letzte Mal testen lassen?
  • Hattest du seit dem ungeschützten Sex mit jemanden?
  • Sprichst du mit anderen Partnern darüber?

Es soll natürlich kein Verhör sein. Es geht um die Gesundheit von euch beiden. Lasst da nicht locker. 

3) Verurteilung und Glaubenssätze loslassen
"Wenn ich ein Kondom benutzen will, versaut das die Stimmung." "STIs bekommen nur Menschen, die viele verschiedene Partner haben."
Das habe ich schon oft gehört. Hinterfrage deine Gedanken über STIs. Das Thema kann einen unter Druck setzten. Verurteil dich nicht, wenn es dir noch schwer fällt darüber zu reden oder wenn du bestimmte Glaubenssätze über STIs hast. Aber lass dich nicht davon abbringen, auf deine Gesundheit zu achten! Das Thema geht jeden und jede etwas an, der Sex hat. 

 

Warum ist das Thema wichtig?

„Die Zahl der sexuell übertragbaren Infektionen ist in den letzten Jahren weltweit, aber auch in Europa und Deutschland deutlich gestiegen.“ ²

Zum Beispiel wird geschätzt, dass sich pro Jahr ca. 1 Million Menschen neu mit Chlamydia in Deutschland anstecken. Bei HIV liegt die Neuansteckungsrate bei ca. 2.000 Menschen pro Jahr!

Meine erste Hefepilzinfektion hatte sich nicht durch Sex Übertragung, sondern ist gekommen, nach dem ich Antibiotikum genommen hatte. Doch ich erinnere mich noch, wie unangenehm mir das war. Ich wusste nicht, dass sowas ganz normal ist (vor allem nach Einnahme von Antibiotikum).
Ich wünsche mir, dass mehr Menschen über STIs Bescheid wissen, sich schützen und darüber reden!
Es gibt auch sonst noch einige Mythen über STIs, z.B. im Zusammenhang mit Hygiene. 

Ich kann die Seite liebesleben.de wirklich empfehlen. Es wird sehr offen und ermutigend über das Thema Safer Sex, Liebe, Beziehungen, sexuelle Orientierung & Coming Out geschrieben. 

 

STI_Interview

Nachgefragt

2 Expert*innen im Interview

Jetzt möchte ich noch  Dr. med. Jutta Pliefke (Fachärtzin für Gynäkologie bei profamilia Berlin) und
Daniel Nagel ( Vorsitzender vom Jugend gegen Aids e.V.) 
 zu Wort kommen lassen. 

Frau Dr. Pliefke, schön, dass Sie sich Zeit nehmen für meine Fragen.
Vielen Menschen fällt es noch schwer über STIs zu sprechen. Wenn sich jemand schämt darüber zu reden, was können Sie ihm oder ihr sagen?

 Es ist ein Thema, dass wenig öffentlich besprochen wird. Es gibt viele schlechte oder falsche Informationen darüber.
Viele Menschen verbinden STIs immer noch damit, etwas falsch gemacht zu haben. Allerdings sind STIs ein weites Feld. Manche kommen häufiger vor als andere, z.B. Chlamydien. Dabei gibt es auch keinen 100%igen Schutz. Wenn man Sex hat, dann kann es mal passieren, dass man sich mit einer STI ansteckt. Auch das ist nicht so schlimm. Wenn man sich informiert und weiß, was für Symptome es geben kann, kann man zu einem Arzt oder einer Beratungsstelle gehen, falls man den Verdacht hat sich angesteckt zu haben. Wenn man zu einem Arzt geht, wird dort alles vertraulich behandelt und es gibt keinen Grund sich zu schämen.

Wenn ich einen Verdacht habe, mich mit einer STI oder HIV angesteckt zu haben, übernimmt die Krankenkasse dann die Tests dafür, wie bei einer anderen Untersuchung?

Es gibt in Deutschland keine Routineuntersuchung für STIs. Das ist schade. Das ist in anderen Ländern anders.
Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Untersuchung, sobald Beschwerden oder Symptome auftreten. Allerdings wird keine Screeninguntersuchung übernommen. Das muss privat bezahlt werden. Je nach Einrichtung kostet ein HIV aber weniger als 20€. Für Frauen unter 25 wird einmal im Jahr ein Test auf Chlamydien übernommen. Für Männer ist es einfacher einen HIV Test umsonst/günstiger zu bekommen. Es gibt z.B. HIV Sprechstunden bei Beratungsstellen. Dort kann der Test auch anonym abgegeben werden. Es sind keine „Allrounder“ Test möglich, da unterschiedliche STIs auf verschiedene Weise untersucht werden (z.B. Abstrich, Urin, Blutuntersuchung)

Hat sich Ihrem Eindruck nach, der Umgang mit STIs in den letzten 10 Jahren geändert?

Ja und Nein. Insgesamt hat sich bei manchen Krankheiten etwas getan. Zum Beispiel weiß man jetzt, dass HPV und Chlamydien häufiger vorkommen als man dachte und hat das Screening für Frauen unter 25 zu Chlamydien eingeführt. Doch grundsätzlich gibt es immer noch sehr viele Informationslücken.
Auch das Internet ist das eine zweischneide Sache. Es gibt viele Informationen, aber auch einiges was nicht stimmt oder einen eher verunsichert.
Verlässliche Seiten sind z.B. bzga.de oder www.liebesleben.de

Es werden gerade neue Heimtest für HIV vom Bundesgesundheitsministerium geprüft, die anscheinend sehr viel zuverlässiger sein sollen als frühere Modelle. Was halten Sie von solchen Heimtests, die man in der Apotheke kaufen kann?³ 

Das hat auch zwei Seiten. Es gibt diese Schnelltests und die sind auch relativ verlässlich. Wenn man damit Leute erreicht, die man sonst nicht erreichen kann, ist das immer ein Vorteil. Es kann auch dazu führen, dass keine Behandlung in Anspruch genommen wird oder falsche Behandlung, wenn man nicht gleich mit einem Arzt spricht. Solch eine Situation kann sehr belastend sein, wenn man keine Beratungsperson hat. Doch wenn dadurch mehr Menschen wissen, dass sie HIV+ sind, ist das natürlich gut. 

Was finden Sie bei dem Thema sonst noch wichtig?

Es ist nötig darüber zu sprechen, was heißt safer sex eigentlich. Durch die unterschiedlichen Übertragungswege von STIs ist es wichtig zu wissen, wie man sich am besten Schützen kann. Dabei ist das Kondom natürlich eine wichtige Möglichkeit. Doch bei Herpes kann auch ein Kondom nicht unbedingt schützen, wenn man mit offenen Hautstellen oder Schleimhäuten im Mund bei Oralverkehr an die Herpesbläschen kommt.

Experteninterview #2 mit Daniel Nagel, Vorsitzender von Jugend gegen Aids e.V.

An meinem ersten Tag an der Uni bin ich noch leicht verwirrt über den Campus gestratzt. Ich wollte eigentlich zur Mensa. Bin dann aber über das Jugend gegen Aids Team gestolpert und dachte mir: Mit denen quatsch ich mal. Weil ich über Sex reden nicht nur für mich wichtig finde, sondern für alle, die Sex haben (oder auch nicht haben 😉 ) gibts hier noch ein Interview für euch: 

Daniel, was macht ihr als Verein genau?

Wir setzen uns für eine aufgeklärte Gesellschaft für heute und morgen ein, in der Sexualität niemals ein Grund für Ausgrenzung, Angst und Stigma ist. Das heißt, dass wir Schulworkshops geben und Jugendliche dort erreichen, wo sie auch sind: Bei Social Media, auf Festivals oder eben in der Schule und auf dem Campus.

 

Wie erlebst du den Umgang mit dem Thema STIs, HIV und safer sex bei Jugendlichen? Was würdest du dir für die Zukunft wünschen?

Das ist sehr unterschiedlich. Aber generell ist AIDS für die Jugend in Deutschland extrem weit weg, andere sexuell übertragbare Krankheiten sind kaum bekannt. Ich würde mir wünschen, dass niemand mehr bei Syphillis an ein Pokémon denkt und wir uns alle vor STI’s schützen. Das geht oft leichter als man denkt - mit einem Kondom.

Ihr habt gerade eine Kooperation mit Mate Mate und seid auf Tour an verschiedenen Unis. Wie läuft das bisher? Wie reagieren die Menschen auf eure Aktionen?

Wir sind sehr zufrieden mit unserer Campus Tour. Viele Studenten reagieren sehr interessiert und unterhalten sich mit uns bei einer Flasche Mate Mate über sexuell übertragbare Krankheiten, aber auch andere Themen wie Body Issues oder Nacktfotos. Sex ist heute so präsent wie nie, und dennoch ist der Umgang oft nicht offen genug. Viele junge Menschen wünschen sich einen Ansprechpartner, dann kommen wir ins Spiel.

Ganz ehrlich: Manchmal kann das ganz schön schwierig sein über STIs und safer sex zu reden. Es wird einfacher mit der Zeit, aber was hast du für Tipps für uns?

Findest Du? Sex gehört immerhin zu den schönsten Dingen der Welt, und wenn er Safe ist, gibt es keine unschönen Überraschungen. Unangenehm sind sexuell übertragbare Krankheiten, aber diese können verhindert werden. Bei One Night Stands solltet ihr immer ein Kondom verwenden. Bevor ihr ungeschützten Sex habt, solltet ihr euch bei einem Arzt checken lassen. Denn die Pille verhindert keine STI’s, wie manche vielleicht denken.

Wie bist du persönlich dazu gekommen, dich für safer sex und Aufklärungsarbeit zum Thema Sex, zu engagieren?

Ich kann mich an meinen Sexualkunde-Unterricht fast nicht mehr erinnern. Das waren 45 Minuten in der 7. Klasse, danach kam nie mehr etwas. Obwohl ich mich selbst als aufgeklärt bezeichnet hätte, habe ich bei Jugend gegen AIDS sehr viel gelernt. Wusstest Du, dass laut unserer gemeinsamen Umfrage mit Lovoo ein Drittel der deutschen Jugendlichen nicht verhütet? Das sollte Motivation genug sein, sich zu engagieren.

Wenn jetzt jemand auch Bock hat bei euch mit zu machen. Welche Möglichkeiten gibt es da?

Bei uns kann jeder junge Mensch zwischen 14 und 26 Jahren mitmachen, der auf unsere Arbeit Lust hat. Das Schöne ist, dass sich bei uns jeder mit seinen Stärken einbringen kann. Wir haben Schreiberlinge, Bio-Experten, IT-Nerds oder Handwerker, die anpacken können. Besonders ist, dass wir mehrmals im Jahr in unserer Academy Peers ausbilden, die später an Schulen Aufklärungs-Workshops geben. Aber auch so freuen wir uns immer über Helfer an Ständen bei unseren Events oder Festivals in Deutschland, Österreich oder Schweiz. Am besten ihr schreibt uns einfach bei Social Media oder meldet euch auf unserer Website an: www.jugend-gegen-aids.de

Was möchtest du uns sonst noch mit geben?

Do what you want. Do it with love, respect and condoms.

Eieiei - Ganz schön viel zu lesen oder? 

Danke, dass du bis zum Ende durchgehalten hast. 

Du willst auch, dass deine Freundinnen und Freunde mehr wissen über STIs?

Dann teile jetzt den Artikel! 

Much love. With condoms. 

¹ BZgA: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
² Quelle: Broschüre "Safer Sex" von Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
³ Quelle: http://www.br.de/nachrichten/neuer-hiv-schnelltest-aids-100.html)
Bilder Interview mit Daniel by Deniz Saylan
Beitragsbild by Zineta
Sexual Healing – die größten sexuellen Wunden des Mannes & wie du sie heilen kannst

Sexual Healing – die größten sexuellen Wunden des Mannes & wie du sie heilen kannst

Sexual Healing _ Titelbild_cusilife*Das ist ein Gastbeitrag von Manuel Harand*
Wir alle tragen Wunden mit uns herum – persönliche und kollektive.

Und wir alle besitzen die Fähigkeit an diesen Wunden zu wachsen: Sexual Healing
Männer und Frauen können sich dabei gegenseitig unterstützen
diese Wunden zu sehen,  sie zu heilen und wieder ganz zu werden.

 

Die Archetypen von Mann und Frau

Wenn ich in diesem Artikel über männliche Wunden spreche, dann spreche ich vor allem aus einer archetypischen Sichtweise heraus – jedes Geschlecht trägt beide Anteile in sich. Da ich selbst ein Mann bis, spreche ich in diesem Artikel vor allem über meine Erfahrung als Mann und meine männlichen Wunden.

 

Die sexuellen Wunden von Mann und Frau finden sich symbolisch in der Beschaffenheit der primären Geschlechtsmerkmale wieder. 
Der Penis eines Mannes ist sichtbar. Er ragt nach außen – vor allem im Zustand sexueller Erregung. Das Männliche Prinzip hat mit Aktivität  und dem nach Außen gehen zu tun. Darum stehen die Wunden eines Mannes mit Sichtbarkeit,  mit seiner aktiven Performance und Beurteilung seines Tuns in Verbindung.

Im Gegensatz dazu liegen die intimen Organe der Frau weitgehend im Inneren. Erregung ist bei einer Frau viel schwerer nach außen hin zu erkennen. Das weibliche Prinzip entspricht dem Sein und dem Empfangen. Deshalb haben die weiblichen Wunden Resonanz zu Nicht gesehen Werden, Übergangen und Gedrängt werden und dem nicht mit ihr Sein.

 

Der klassisch-männliche Performance-Druck

Von klein auf vergleicht sich Mann mit seinem Umfeld. Seine sexuelle Identität und sein Selbstwert sind stark an die Größe und die Leistungsfähigkeit seines Schwanzes geknüpft. Sobald ein Junge sich seiner Sexualität bewusst wird, beginnt das Bangen um die Kontrolle über sein bestes Stück.

Sexual healing _ pool_cusilife

 

Im Schwimmbad, bei den ersten engen Tänzen auf Partys, in der Sauna, bei Arztbesuchen, bei Massagen usw. hofft er darauf, dass „er“ cool bleibt und er keinen Ständer bekommt.
In anderen Umständen hofft er genau auf das Gegenteil: im Bett soll und muss er stehen und wenn er es nicht tut, dann ist die Scham genauso stark wie in Situationen wo Erregung ungewollt sichtbar wird. Ständig kreisen die Gedanken darum, ob die Größe seines Penis ausreicht, um die Partnerin zu befriedigen und ob man eh erst dann kommt, wann Mann kommen soll oder darf … was dem Cliché entsprechend bekanntlich meistens zu früh ist J Aus diesem Fokus heraus erwächst im jungen Mann ein riesiger Druck es gut und richtig zu machen – der klassische männliche Performance-Druck.

 

Dieser Druck wird aus vielen Quellen gespeist: Peer-Group-Pressure, Vergleiche mit Pornodarstellern, gesellschaftlich-kollektive Männerbilder, das Fehlen von gesunden männlichen Vorbildern und daran gekoppelte Initiation und persönlich-biografische Muster.

 

Was sind meine persönlichen Erfahrungen damit

Ich bin es von klein auf gewohnt, dass von mir als Mann erwartet wird, zu „performen“ und meine Leistung abzuliefern. Mein Selbstwert als Mann ist sehr sehr eng gekoppelt an meine erotische Leistungsfähigkeit und daran, eine Frau wirklich rundum auf allen Ebenen zu „befriedigen“. Das war ein Muster, das mich spätestens seit meiner Jugend stark bestimmt und im Spinnennetz dieses Musters liegen bis heute Fallgruben aber auch Schätze eng nebeneinander.

Früh schon hab ich damit begonnen mich instinktiv zu fragen was Frauen von einem Mann im Bett erwarten und wie ich diese Erwartung erfüllen kann – am Besten ohne dass die Frau ein Wort darüber verlieren muss. Das hat auch damit zu tun, dass viele Frauen noch immer diesen tief romantischen und total menschlichen Wunsch in sich tragen, dass man ihnen ihre Bedürfnisse von der Seele abliest.

 

Mindfucking

In meiner „wilden“ Zeit hab ich viele Frauen kennengelernt und noch bevor es in irgendeiner Weise zu einem intimen Kontakt kam, begann schon das Mindfucking mit Gedanken wie:

„Was will sie gerne? Will sie, dass ich die Führung übernehme und den ersten Schritt machen. Soll ich Respekt und Zurückhaltung zeigen und sie den ersten Schritt machen lasen? Will sie es wild, leidenschaftlich und hart und wenn JA – komm ich dann nicht zu früh weil ich dadurch total angeturnt werde? Will sie es liebevoll, zärtlich und sanft und muss ich mich vielleicht zurückhalten, wenn das Tier in mir bereit ist, das Steuer zu übernehmen? Wie gehe ich mit meinem Wunsch um, von einer Frau richtig im Sturm erobert und genommen zu werden? Darf ich auch einfach mal nur auf mich schauen?“

 

Das sind nur einige von wenigen Fragen die einen (jungen) Mann so beschäftigen – also mich zumindest und viele gleichgesinnt mit denen ich mich ausgetauscht habe. In den letzten Jahren hat sich viel verändert bei mir. Während ich diese Zeilen schreibe wird mir bewusst, welche Angst oder Zurückhaltung ich damals hatte, offen mit den Frauen über diese Dinge zu sprechen. Manchmal trifft man einen „Jackpot“ und es braucht keine Worte weil man so ähnlich schwingt, aber ganz oft bleibt so vieles unausgesprochen und man ist nicht fähig auf die Wünsche und Bedürfnisse des Gegenübers einzugehen.

 

 

Sexual Healing – 2 Schritte zur Heilung

Die Heilung des männlichen Performancedrucks ist individuell natürlich sehr verschieden und vielschichtig – setzt aber grundsätzlich dann ein, wenn Du zwei Fragen für Dich beantwortest:

 

„Wer bin ich und was ist meine sexuelle Essenz / Identität als Mann?“

„Wie kann ich mich in einer authentischen Weise zeigen und kommunizieren?“

 

Die Reise beginnt damit, dass wir anfangen uns selbst besser kennenzulernen und uns anzunehmen und Lieben zu lernen. Mit all unseren Schwächen und scheinbaren Fehlern. Männer können beginnen zu ihrer Lust zu stehen. Zur Heftigkeit und Wildheit ihres Verlangens. Zu ihren animalischen Trieben und ihrer Freude an purem Sex … ohne Anspruch auf tantrische Erleuchtung oder Persönlichkeitsentwicklung. Zu ihrer leichten Erregbarkeit oder dazu wenn sich mal nichts „regt“. Zu ihrem Wunsch wild genommen oder manchmal einfach nur gehalten zu werden. Zu ihren dunklen Trieben und ihren sanften, weichen und verletzlichen Seiten.

 

Finde also heraus, was Du als Mann in Deiner Sexualität und Intimität gern leben möchtest, wenn Du es keiner Frau recht machen müsstest. Wenn es um DEINE Erfüllung und Deinen Lust-Jackpot geht – um Deine ganz individuelle sexuelle Essenz und Intimität.

 

Sexual Healing für dich persönlich – Wie kannst du dich mit deiner sexuellen Essenz zeigen

Finde den Mut Dich damit Schritt für Schritt mehr zu zeigen. Mit Deinem Potential UND Deinen Ängsten und Wunden. Was Frauen im Kern wollen ist ECHTHEIT. Also sei bereit alles von Dir zu zeigen und sein Dir bewusst, dass du dafür nicht nur Applaus ernten wirst. Der kommt oft von Frauen, die NICHT mir Dir in einer intimen, romantischen Beziehung stehen.  Einiges von dem was Du beginnst offen zu zeigen, wird auf offene Arme stoßen – einiges auch auf taube Ohren. Das darf und muss so sein. Jeder Mensch hat seine Komfortzone. Dort wo sich die Komfortzonen überschneiden werden sie zu gemeinsamen Lust-Zonen. Und der Ort an dem sie sich nicht überschneiden, wird für Dein Gegenüber zur „Wachstumszone“. Wichtig dabei ist,,dass Deine Wachstumszone immer ein Angebot bleiben muss, das Dein Gegenüber annehmen kann, wenn er / sie möchte.

sexual healing _ feathers_cusilife

© Florent Venet 

 

Bau Vertrauen auf uns sprich über
Deine sexuellen Fantasien Wünsche, Vorlieben, und Ängste.

Das heißt nicht, dass Du nicht auch Geheimnisse haben kannst. Sprich von dem was Du gern geben willst und was Du gern bekommen magst. Sprich über Dinge die Du noch nie probiert hast – aber mal gern erleben würdest. Sprich auch von Deinem Druck, der manchmal auf Dir lastet. Das allein wird den Druck verringern. Sprich von deinen Versagensängsten und Deinem Wunsch es gut und richtig zu tun.

 

Warum brauchen wir Sexual Healing? – „Verurteilt-Werden“ als männliche Urwunde

Sprich auch von Deiner männlichen Urwunde. Von der Wunde der Verurteilung die Dir von Teilen der Frauenwelt wieder und immer wieder zugefügt wird und dem Impuls, Dich dafür selbst zu verurteilen. Gerade diese Wunde berührt viele Männer tief in ihrem Kern, denn sie entspringt unserer sexuelle Identität, welche die Ur-Identität des Menschseins schlechthin ist. Durch die vielen historischen und kollektiven Verletzungen die Männer Frauen weltweit zugefügt haben, liegt ein Tuch der Verurteilung auf dem Teil der männlichen Sexualität die wild und animalisch ist und die mit Ermächtigung und Unterwerfung, mit Nehmen und Genommen-Werden zu tun hat. Gerade aus dem Spiel mit diesen Polaritäten erwächst in einer erlösten Form aber ganz viel Lust und ein magisch-sexueller Tanz.

 

Es gibt natürlich noch andere kollektive Wunden und gesellschaftliche Tabus – das würde jetzt aber den Rahmen dieses – eh schon langen – Artikels sprengen. Allen Frauen die diesen Artikel lesen, sei gesagt, dass ihr Euch natürlich genau die selben Fragen stellen könnt oder sollt. Nur sind eure Urwunden etwas anderer Natur und haben eher etwas mit eurem Sein zu tun als mit eurem Tun (siehe den Anfang des Artikels). Beide Geschlechter müssen ihr „Hausaufgaben“ machen um sich dann authentisch und auf Augenhöhe begegnen zu können.
Hier noch eine Inspiration dazu, was Männer im Bett wirklich wollen.


Sexualität und Intimität lassen sich lernen

Der Weg vom Jungen zum Mann erfordert, dass Du dafür offen bist, sexuell und erotisch kompetent zu werden. Die wenigsten werden als großartige Liebhaber geboren.

Die gute Nachricht ist: Sexualität & Intimität lassen sich lernen – mit sich selbst und mit dem Partner. Wie bei jeder anderen Kunstform auch, braucht es dazu Selbsterkenntnis, Neugier, Freude am Lernen, viel Erfahrung und geduldiges Üben. Außerdem braucht es eine offene Art der Kommunikation und sichere Räume des Vertrauens in denen dieses Lernen stattfinden kann. Räume in denen alles sein kann und nichts sein muss. Ich bin sehr froh, dass sich in unserer Zeit immer mehr dieser Räume auftun, in denen wir als Männer und Frauen wachsen und heilen können.

 

Sexual Healing – Meine Arbeit 

Eine Art der Sexualität die fernab jedes Performance-Drucks angesiedelt ist und daher für Frauen und Männer immer „funktioniert“, ist „Slow Sex“. Meine Kollegen Yella und Samuel Cremer sind gerade dabei einen Slow-Sex online Kurs zu erschaffen, den ich nur wärmstens empfehlen kann.

 

sexual healing _bow_Manuel

Mein eigener Beitrag zur Heilung dieser Wunden ist meine Form von Bewusstseins- und Transformations-Arbeit mit Männern und Frauen, die auch stark den Körper miteinbezieht – mit und ohne Berührung. Sexualität und Intimität sind für mich die spannendsten und besten Spiegel für Entwicklung. Herausforderungen und Probleme die sich in diesen Themen zeigen, betreffen nicht nur diesen Lebensbereich, sondern spiegeln sich auch in anderen Lebensbereichen wieder und bieten dadurch die Chance Dein Leben sehr ganzheitlich und umfassend zu verändern.

 

 

Ein Projekt in dem wir mit Männern in der Natur tief in unsere Wunden und Wunder eintauchen ist „MEN IN THE WOODS“ welches in den letzten 2 Jahren auf eine unglaublich gute Resonanz gestoßen ist, die uns zeigt wie wichtig es für uns Männer ist uns aus Mangel an Vorbildern gegenseitig bei unserer Mann-Werdung und unserem Mann-Sein zu unterstützen.

 

Mehr zu meiner Einzelarbeit unter www.salamanderblut.at   &  – du interessierst dich für sexual healing oder ähnliche Themen? – Dann schreibe mir.   

 

 

Du willst nicht nur über sexual healing lesen –
sondern entdecken, ausprobieren und lernen?

Dann kannst Du eine Skype Session mit Manuel buchen.
Nutze den Gutschein Code SEXUAL HEALING CUSILIFE und bekomme 10€ Rabatt.
Und wenn du es richtig ernst meinst – dann sichere dir einen Platz bei „Men in the Woods“.
Zusätzlich zum Early Bird Preis bekommst du mit den Code SEXUAL HEALING WOODS nochmal 30€ Rabatt.