Das Beste, was du diesen Sommer für dich tun kannst, um ihn unvergesslich zu machen

Das Beste, was du diesen Sommer für dich tun kannst, um ihn unvergesslich zu machen

 

Was ist deine Lieblingsfarbe?

Grün, Blau, Gelb?

Egal, welche Farbe. Stelle dir vor dein Job ist es, Farben zu mischen. Jeden Morgen stehst du auf, gehst zur Arbeit und mischt Gelb und Blau. Am Ende des Tages hast du Grün. Jeden Tag.

An einem Tag auf dem Weg zur Arbeit, siehst du ein Auto, das die Farbe Orange hat. Du bist begeistert und nimmst dir vor, heute noch fleißiger als sonst zu rühren, um Orange zu bekommen. Du mischst also deine Farben Gelb und Blau, rührst und rührst und rührst. Am Ende des Tages hast du ... Grün.

Du bist motiviert.

Am nächsten Tag willst du noch mehr rühren, dann muss am Ende ja endlich Orange rauskommen. Doch am Ende bekommst du wieder nur Grün. So geht das einige Tage lang. Du willst ein anderes Ergebnis, ohne etwas anders zu machen.

Du musst nicht mehr von dem Gleichen machen,
sondern etwas anderes mischen!

 

Diese Geschichte wurde vor einem Jahr auf einem Seminar erzählt. 

Es hat mich daran erinnert, dass wir manchmal wissen, was wir wollen aber nicht WIE wir dort hinkommen. Du willst zum Beispiel eine bessere und tiefere Beziehung zu deinem Körper aufbauen, ein bestimmtes Thema, das dich beschäftigt aufarbeiten, mutiger werden, deine Sexualität auszuleben, eine erfüllende Beziehung führen...

 

Hast du dein Was?

Suche dir Menschen für dein Wie!

 

Du musst nicht alleine rausfinden, wie du hinkommst, wo du hinwillst. Es gibt Menschen, die wollen dein Reisebegleiter werden, dein Kompass, deine Karte.

Du musst sie nur finden. 

Ich will dir sagen, wie ich es mache – und du kannst das auch 😉

 

Wenn ich von meinem Blog oder meinen Polybeziehungen erzähle, werde ich oft auf mein Alter angesprochen.

"Du bist 22 – du bist so jung, woher weißt du das alles und warum hast du dich selbst so gern?"

Sicher spielen da einige Faktoren eine Rolle. Neben dem, wie ich aufgewachsen bin, hat den größten Impact:

 

Von anderen Menschen lernen.

Vor allem in Workshops, Seminaren und Retreats.

 

We talked a lot about self love (which is basically the essence ). When I fully accept myself and don’t judge myself anymore, I can accept others and don't judge others. When I am compassionate with myself, I can be compassionate with others.When I love myself fully, I can love others. When I am full on my own, I don't need to look for something in someone else. Once again I realized how beautiful I am, the world and all those souls are. I feel so much gratitude that I allow myself to feel this beauty and shine my light. - Ausschnitt aus meinem Tagebuch nach einem 10 Tages Tantra Retreat.

                   

 

 

Seit ich 16 bin, bin ich alle 2-3 Monate auf einem Event. Ich habe mich viel ehrenamtlich in der WWF Jugend und Grünen Jugend engagiert. Dort haben wir mehrmals im Jahr Treffen für Kampagnen, Aktionen und redaktionelle Arbeit etc. gehabt. Seit zwei Jahren gehe ich vor allem auf Workshops, die mit Selbstliebe, Körper, Beziehungen, Spiritualität und Sexualität zu tun haben.

 

Die ersten Sonnenstrahlen locken uns aus unserem Winterloch. Wahrscheinlich füllt sich dein Sommerkalender schon genauso, wie meiner. Festivals, Urlaub und einfach nur im Park abhängen soll auch noch drin sein. Bevor jedes Wochenende und das Sommerbudget verplant ist, solltest du dir diese Frage stellen:

 

Was möchte ich diesen Sommer lernen und erleben?

Schreib es auf. 

 

 

Jetzt denkst du vielleicht, diese ganzen Workshops, schön und gut, aber die Kosten alle so viel.

  • Es gibt Workshops in unterschiedlicher Längen und somit unterschiedlichem Budget. Du kannst dir kein 10-Tages Retreat in Spanien leisten? Dann einen Tagesworkshop in deiner Stadt.
  • Viele Workshops bieten günstigere Early Bild und Helfertickets an. Wenn dies nicht explizit in der Beschreibung steht, frage die Organisatoren. Kannst du sie noch anders, als mit Geld unterstützen?
  • Siehe es als Investition in dich selbst! Wenn es um uns selbst geht, sieht wir oft geizig. Jeden Euro, den ich bisher in Workshops gegeben habe, hat sich gelohnt.

Bei meinem Freiwilligen Jahr beim WWF habe ich Vollzeit gearbeitet und „nur“ 355€ und Kindergeld bekommen. Während dem Jahr wurde ich oft gefragt, warum ich das mache, wenn ich dabei nicht viel verdiene? – Das was ich in dem Jahr gelernt und erlebt habe, ist nicht nur in Geld messbar. Ich habe mich jeden Tag auf die Arbeit gefreut und das ist ein unbezahlbares Gefühl. Ich habe Wege gefunden, es auch finanziell möglich zu machen. Meine Eltern haben mir noch was dazugegeben. Ich habe den Papierkrams ausgefüllt und Wohngeld bekommen. Ein Jahr nach meinem FÖJ konnte ich wieder Teilzeit beim WWF arbeiten. Das Geld hat mir dann zum Leben gereicht. Hätte ich das FÖJ nicht gemacht und nicht in mich investiert, hätte ich die Stelle beim WWF nicht bekommen.

 

Mit meinem Blog verdiene ich kein Geld.

Und trotzdem investiere ich in Online Schreibkurse. Weil ich weiß, es lohnt sich auf lange Sicht für mich. Diese Woche habe ich meinen ersten Pitch für einen bezahlten Artikel raus geschickt. Nach 1 ½ Jahren Blog.

 

Dieser Sommer kann unvergesslich für dich sein,

wenn du es dir selbst wert bist und in dich investierst!

 

Natürlich geht es nicht nur um einen Nutzen für Später. 

Workshops machen unglaublich viel Spaß.

Sie erweitern unsere Komfortzone.

Wir lernen neue Menschen kennen.

Wir werden an die Hand genommen und wir erleben Dinge, die wir so nicht selbst kreieren könnten, weil man z.B. eine Gruppe dafür braucht.

 

Ich hatte bisher unzählige besondere und berührende Erlebnisse auf Workshops. Eine kleine Geschichte möchte ich mit dir teilen: Bei meinem ersten Tantra Retreat in Peru, wusste ich wirklich nicht was mich erwartet. Wir waren eine internationale Gruppe von 23 Menschen. Nach dem organisatorische Sachen geklärt waren und wir Agreements für die gemeinsame Zeit besprochen hatte, begannen wir mit den ersten Übungen. 

Als Abschluss des Abends haben wir eine „hugging-meditation“ gemacht.

 

Wir sollten jedem im Raum mindestens einmal umarmen.

 

Nicht einfach nur so kurz.
Wir haben uns vor einander hingestellt, uns in die Augen gesehen. Sobald wir uns bereit gefühlt haben, haben wir unsere Arme für einander geöffnet und uns lange und fest umarmt. Es tut einfach gut umarmt zu werden. Liebevoll und ohne Hintergedanken. Zusammen den Moment genießen.

 

Hast du jetzt auch Lust dich in einen Workshop zu stürzen?

Es gibt ein großes Angebot. Programme mit mehren Events über einen längeren Zeitraum oder einmalige Workshops, für ein paar Stunden. 

 

Mehrtägiges Retreat - Intensiverer Prozess.

Wenn du aus dem Alltag kommst, wirst du dich auf die Erlebnisse und Menschen mehr einlassen. Du wirst in deinem Prozess tiefer gehen können. Du wirst dich und die anderen in der Zeit besser kennen lernen. Anstatt nur kurze Impulse zu bekommen, können Übungen über mehrere Tage aufeinander aufbauen.
Gerade nach einem längeren Retreat solltest du dir danach noch 1-2 Tage zum daheim ankommen geben. So kannst du nochmal Reflektieren und Festhalten, was du integrieren möchtest. Viele Erfahrungen in Workshops können sehr emotional und tief sein. Bleibe mit jemanden aus dem Workshop in Kontakt, mit dem du dich verbunden fühlst. Es tut gut, mit jemanden zu sprechen, der einen versteht und ähnliche Erfahrungen gemacht hat.

 

Eintägiger Workshop – Kennenlernen und Ausprobieren.

Ein Tages-Workshop oder abends für ein paar Stunden ist gut, um in ein Thema reinzuschnuppern. Du kannst rausfinden, ob du Lust hast dich tiefer damit zu beschäftigten. Für wenig Zeit und kleinem Geldbeutel, ist das genau das richtige!  Anstatt Netflix alleine im Bett, heute mal ein Kuschelworkshop 😛
Meiner Erfahrung nach sind kürzere Workshops wahre Inspirationsbooster. Du bekommst ein Gefühl für die Organisatoren. Machst neue Erfahrungen und lernst neue Menschen kennen, die sich für ähnliche Dinge interessieren.

 

 

Ist das wirklich was für mich?

Bist du dir unsicher, ob der Workshop das richtige für dich ist? - Schreib den Organisatoren. Wirklich alle, die ich kenne, sind sehr offen und hilfsbereit. Keine Scheu mit Fragen oder Ängsten. Wir alle saßen mal in unserem ersten Sharing Circle und wussten nicht so genau, was jetzt passiert. Ein SharingCircle ist ein Kreis, in dem alle Menschen erzählen, wie es ihnen gerade geht oder auf eine bestimmte Frage antworten. Für manche Events gibt es Intro Abende für Newbies. 

 

 

Willst du deinen Sommer unvergesslich machen?

 

Ich habe meine Fühler mal ausgestreckt und nach Workshops und Retreats gefragt.
Im Nähkästchen findest du meine Auswahl! – Suche dir jetzt dein Event aus.

Welche Erfahrungen hast du bereits mit Workshops gemacht? - Schreib es in die Kommentare.

 

Mit Liebe

Cosima

Photo by jens johnsson on Unsplash

10 Vorurteile über Polyamorie und was wirklich dran ist

10 Vorurteile über Polyamorie und was wirklich dran ist

Mit 16 habe ich angefangen mich vegetarisch zu ernähren. Meistens musste ich das irgendwie kundtun. 

„Mich outen“.

Auf jeder Grillparty, bei jedem Geburtstag aufs Neue: „Ich esse kein Fleisch.“ 

Nach und nach wusste es dann jede*r, der mich kannte. 

Von Coming Out spricht man eigentlich, wenn eine Person ihre sexuelle Orientierung offenbart, im Fall, wenn sie nicht heterosexuell ist. Oft wird dieses Coming Out als ein einmaliges Event gesehen. Ich habs einmal gesagt und jetzt weiß die Welt, ich bin nicht hetero. 

 Coming Out ist aber ein Prozess, ein sich „immer wieder aufs Neue“ outen.

Nicht weil die Menschen, denen man es gesagt hat, es vergessen (manchmal vielleicht auch).

Sondern weil man immer wieder in neuen Situationen, mit neuen Menschen ist.

Coming Out wird oft nur auf sexuelle Orientierung bezogen. Es lässt sich aber auch auf Beziehungsformen übertragen, die nicht mit der Norm (bei uns monogam) übereinstimmen, wie z.B. eine offene Beziehung oder mehrere Partner*innen zu haben. 

Polyamorie bedeutet mehrere romantische und/oder sexuelle Beziehungen mit dem Wissen und Einverständnis aller Beteiligten zu haben.

Letzte Woche habe ich in der S-Bahn einen Bekannten getroffen. Wir waren eine zeitlang ganz gut befreundet und habe uns dann aus den Augen verloren. 

Wir quatschen ein bisschen. 

Er erzählt mir, dass er einen neuen festen Freund hat und fragt mich: 

Und hast du gerade jemanden?

Ich möchte offen sagen, ja, ich habe zwei feste Freunde und naja manche Beziehungen, die ich habe, lassen sich nicht labeln oder beschreiben. Bevor ich etwas sagen, läuft in meinem Kopf ein innerer Dialog ab. Wie viel möchte ich von mir offenbaren?

Nicht-monogame Beziehungen. Dieser Ausdruck umfasst alle Formen und Abstufungen der Beziehungen, die nicht monogam, also nicht exklusiv nur mit einem Partner*in sind. Darunter fällt auch eine offene Beziehung & Beziehungsanarchie. 

Ich könnte natürlich einfach sagen, ja ich habe wen. 

Das ist nicht gelogen. 

Und trotzdem fühlt es sich nicht ganz ehrlich an. Gleichzeitig möchte ich meine Beziehungsform auch nicht immer thematisieren.

Diese Situationen gibt es immer wieder.
Wenn ich näher mit jemanden ins Gespräch komme und erzähle, wie ich l(i)ebe, werde ich oft mit Fragen und Vorurteilen konfrontiert. Oft mit Interesse, manchmal auch mit Unverständnis und Verurteilung. 

Diese habe ich in letzter Zeit mal gesammelt. Ich habe andere Polys gefragt, welche Vorurteile und Fragen ihnen am häufigsten begegnen.

Und wir wollen mal sehen, was da dran ist 😛 

Die 10 häufigsten Vorurteile über nicht-monogame Beziehungen und was wirklich dran ist 

#1 - Es geht nur um Sex.

Polyamorie ist ein Kunstwort. Es setzt sich zusammen aus griech. poly für viel/vielseitig und lat. amore, was Liebe bedeutet.
Viele lieben. Es geht also nicht nur um Sex, sondern um Liebe. Natürlich kann man nicht nur von einem Wort das Wesen, was es beschreiben soll, ableiten.
Es gibt oft ein Missverständnis darüber, dass man nur eine Person lieben kann, aber mit mehreren Menschen Sex haben. Deswegen wird oft bei dem Gedanken an mehrere Beziehungen daran gedacht, dass es dann nur um Sex gehen kann. Polyamorie richtet sich aber auf langfristig orientierte Beziehungen aus.
Bei einer offenen Beziehung git es eine Hauptbeziehung und man darf Sex mit anderen Personen haben. Bei der Beziehungsanarchie verschwimmen verschiedene Formen von Beziehung und es gibt oft keine Labels. Diese drei Formen können sich natürlich auch überschneiden und sind nicht statisch oder unbedingt voneinander getrennt. Das ist jetzt in aller Kürze formuliert, um einen Eindruck zu geben.
So wie ich nicht-monogame Formen der Liebe erlebe, geht es um Ehrlichkeit, Offenheit, Anerkennen von Bedürfnissen, Transparenz und viel viel viel Kommunikation.

#2 - Wenn man mehrere Beziehungen hat, kann man keine Intimität aufbauen.

Intimität bedeutet für viele Menschen, (sexuell) exklusiv miteinander zu sein. Bestimmte Dinge nur mit einer Person zu teilen. Es gibt allerdings sehr viele verschiedene Formen von Intimität.

Die Basis von Verbindung und Intimität ist Verletzlichkeit.

Wenn du dich vor einer anderen Person verletzlich zeigst, fühlt sich das intim an. Das kann emotionale Verletzlichkeit sein, in dem du deine Gefühle zeigst oder körperliche Intimität, z.B. sich vor einer anderen Person umziehen oder vor ihr pinkeln.

Für mich bedeutet Intimität mich angenommen und akzeptiert zu fühlen, ehrlich sein zu dürfen.

#3 -  Menschen, die polyamor leben sind nicht eifersüchtig

Wie alle anderen Menschen sind auch Polys mal eifersüchtig. Manche mehr, manche weniger.

Eifersucht ist aber auch nur ein Gefühl. Es vergeht wieder.

Menschen, die sich mit der Idee der Polyamorie beschäftigen, wissen, sie müssen sich mit ihrer Eifersucht auseinandersetzten. Sie kann uns unsere Bedürfnisse genauer zeigen.

Warum bin ich gerade eifersüchtig?

Was steckt dahinter?

Wir können in uns reinfühlen und sehen, was wir gerade brauchen. Und dann können wir mit unseren Partner*innen darüber kommunizieren. Eifersucht muss nicht unterdrückt werden.Ich habe gemerkt, wie gut es tut, mir selbst zu sagen, es ist ok auch mal eifersüchtig zu sein. Ich muss daran nichts ändern. Es ist wichtig auf einander zu achten. Wenn es bestimmte Situationen gibt, die beim anderen unangenehme Gefühle auslösen, kann man gemeinsam schauen, wie man in Zukunft damit umgeht. Der Gedanke „Wir machen das zusammen. Du bist nicht alleine mit der Eifersucht.“ hat mir sehr geholfen damit umzugehen.

#4 - Polyamorie ist die Erlaubnis zum Betrügen.

Betrügen wird gleichgesetzt damit, Sex mit einer anderen Person außerhalb der Beziehung zu haben.

Was heißt „sich betrügen“ aber eigentlich?

Man bricht eine Vereinbarung, die man gemeinsam getroffen hat. Wenn man in einer exklusiv monogamen Beziehung ist und dann Sex mit jemand anderen hat, dann bricht man eine Vereinbarung.

Wenn man in seinem nicht-monogamen Beziehungsmodell miteinander vereinbart hat, dass man Sex mit anderen Menschen haben kann, dann ist das eine Vereinbarung, die man bewusst mit einander macht.

Natürlich können auch in einer Polybeziehung Vereinbarungen gebrochen werden. Meiner Erfahrung nach wird das aber selten „betrügen“ genannt. Ich denke, es geht darum herauszufinden, warum das passiert ist und zu sehen, welche Bedürfnisse dahinter stehen und wie man in Zukunft mit der Vereinbarung umgehen will. Ansprüche an Vereinbarungen können sich über die Zeit auch ändern und vielleicht merkt man, dass man die Vereinbarung ändern möchte.

Am Anfang der Beziehung zu einem meiner Partner waren die Vereinbarungen viel klarer und wichtiger. Wir mussten uns erstmal eintunen, sehen was wichtig für uns und unsere Beziehung ist. Vereinbarungen sind immer noch wichtig, aber wir kennen uns schon viel besser und können in bestimmten Situationen besser auf einander eingehen.

#5 - Wenn du jemanden wirklich liebst, möchtest du keine weitere Beziehung.

Wenn du dein Kind wirklich liebst, dann willst du kein zweites. Nach dieser Logik dürfte niemand mehr als einen Menschen, egal in welcher Form lieben.

Liebe muss sich nicht auf eine Person beschränken. Wir lieben viele Menschen in unserem Leben. Nicht alle auf romantische Weise, aber es ist trotzdem Liebe.

Wir erwarten, dass eine Person alle unsere Bedürfnisse erfüllt. Das ist aber sehr unwahrscheinlich und kann großen Druck auf eine Beziehung legen. Es kann sehr befreiend seien anzuerkennen, dass eine Person nicht „perfekt“ sein muss für uns. Sie muss nicht alles erfüllen, was wir uns im Leben wünschen.
Wir können sie aber trotzdem lieben, begehren und in unserem Leben haben wollen.

Natürlich kann es sein, wenn man sich neu in jemanden verliebt, dass diese Person viel Raum einnimmt und man gerade weniger interessiert ist an anderen Menschen. Das nennt man auch NRE - New Relationship Energy.
Ich habe es einerseits als aufregend und bereichernd empfunden, gleichzeitig frisch verliebt sein zu können und diese Vertrautheit und Geborgenheit in meiner anderen Beziehung zu spüren. Und andererseits war das vor allem am Anfang sehr überwältigend und überfordernd.

#6 - Polyamorie heißt keine Sicherheit miteinander zuhaben

Als ich mit meinem Freund zusammen kommen bin, habe ich das sehr oft gehört. Wünscht du dir nicht mehr Sicherheit?

Ich war ziemlich überrascht davon. Für mich hat es sich so sicher, wie noch nie davor mit jemanden angefühlt.
Polyamorie wird manchmal damit verwechselt keine festen Beziehungen mehr zu haben.
Es geht darum langfristige, romantische Beziehungen aufzubauen und das geht nur mit Vertrauen, Verantwortung und Ehrlichkeit.

Ich fühle mich sicher in meinen Beziehungen, weil ich weiß, dass wenn meine Partner jemand anderen kennen lernen, dann ändert das erstmal nichts an unserer Beziehung. Und falls jemand mehr Raum im Leben meiner Partner einnimmt, dann weiß ich das ich informiert werde. Ich bin mit meinen Bedürfnissen und Gefühlen im Prozess dabei. Und natürlich garantiert das auch nicht, dass wir für immer zusammen bleiben.

#7 - Wenn polyamore/offene/… Beziehungen zu Ende gehen, liegt es am Modell.

Stelle dir vor du bist in einer monogamen Beziehung. Sie geht zu Ende und dann sagt jemand zu dir: Hat wohl doch nicht so geklappt mit der Monogamie?
Das klingt komisch oder?
Und so fasse ich es auch auf, wenn jemand das Ende einer Beziehung am Modell (egal welches) fest macht.
Es gibt kein Modell, das für immer zusammen bleiben garantiert. Beziehungen gehen nun mal auch zu Ende. Wir sehen dies oft als Scheitern an. Doch manchmal verändert man sich und die Beziehung, die man hat passt nicht mehr zu einander.
Das heißt aber nicht, dass es am nicht-monogam sein liegt.

#8 - Polyamor leben ist nur eine Phase.

Tricky.

Polyamor sein ist eine Phase? - Ja und Nein.
Ich denke es gibt immer Phasen im Leben. Man probiert Dinge aus. Manche davon begleiten uns länger und andere nicht. Das kann man vorher nicht wissen.

Die Aussage es ist nur eine Phase, beruht auf der Annahme Polyamory ist eine Spinnerei und irgendwann hat man sich ausgesponnen und wird „normal“, wie alle anderen.

Und das stimmt nicht. Es gibt Polykonstellationen, die seit Jahrzehnten zusammen sind.

#9 - Mit Kindern geht das nicht.

Ich habe selber keine Kinder und kann daher nicht aus Erfahrung sprechen. Weiß aber von anderen Familien, dass es auch mit Kindern klappen kann.

"Polyamorie ist eine Idee, so zu leben, dass Kinder mit Vater und Mutter zusammen bleiben können, weil diese sich nicht trennen müssen, wegen anderen Partnern. Gerade durch die heute so verbreitete sukzessive Monogamie werden viele Familien auseinander gerissen. Mein Sohn z.B. lebt mit beiden Eltern unter einem Dach, obwohl wir uns als Mann und Frau schon getrennt haben. Der gemeinschaftliche Aspekt, der im polyamoren Lebensentwurf mitschwingt, ist der Versuch, eine Antwort zu geben, wie Familien neuer Prägung aussehen können.
Unsere Kinder haben im Übrigen kein Problem damit, dass ihre Eltern offen lieben. Sie interessieren sich gar nicht so besonders dafür; wenn überhaupt, finden sie es interessant. Bei unseren befreundeten Gemeinschaften, deren Kinder schon erwachsen sind, habe ich auch keine unangenehmen Auffälligkeiten bemerken können: die Kinder sind selbständig, kreativ und offenbar weniger eifersüchtig als ihre Eltern." von Silvio Wirths Seite über das Polyleben. 

#10 - Polys haben nur noch nicht „den/die Richtige“ gefunden.

Wir werden von dem Ideal geprägt, dass es den einen Menschen für uns gibt. Sobald wir den gefunden haben, ist alles einfach und die Beziehung ist perfekt.
Beziehungen und Menschen sind aber nicht perfekt. Für gute Beziehungen stecken wir Zeit, Energie und Aufmerksamkeit rein.
Was eine gute Beziehung für dich ausmacht, kannst nur du herausfinden. Und ob das mit einer, zwei oder drei Personen ist, kannst du vorher nicht unbedingt wissen.

Alle Antworten sind von mir persönlich (außer #9). Ich bin natürlich nicht repräsentativ für die Poly Community, kann aber einen Eindruck geben. 
Andere Menschen, die nicht-monogam leben, werden die Fragen vielleicht ganz anders beantworten. 

Ich lebe in einem sehr offenen, liebevollem Umfeld und muss mich nicht zu sehr mit Vorurteilen auseinandersetzten. Meistens erlebe ich Interesse. Mir und anderen werden viele Fragen gestellt.
Ich habe schon einige Gespräche erlebt, in denen danach mein*e Gesprächpartner*in ein ganz neues Bild von Polyamory hatte oder z.B. sagt, das ist ja wie bei mir (in einer monogamen Beziehungen 😉 ). 

Ich habe schon ziemlich früh gemerkt, dass ich mir eine andere Beziehungsform vorstellen könnte, als die meisten um mich herum. 

Und doch war es weit weit weg für mich. 

Erst als ich andere Menschen kennen gelernt habe, die ähnliche Vorstellungen haben oder schon Erfahrung mit anderen Beziehungsmodellen, ist das alles für mich erfahrbarer und erlebbarer geworden. 

Ich will die Vielfalt unseres Liebesregensbogens feiern! 
Egal ob bi, straight, gay, pan, poly, mono, asexual, trans, queer, inter,... es ist gut so! 
Du gehörst zum Regenbogen. 

Wenn du ein bisschen Glitzer streuen willst, teile gerne den Artikel. 

Welche Rolle spielt Sexualität in deinem Leben?

Welche Rolle spielt Sexualität in deinem Leben?

Sex. Sex. Sex.

Was ist es? Wo ist es? Wie hast du davon erfahren? Wer hat dir davon erzählt? 

Sexualität.

 

 

2014 war ich bei meinem ersten Free Your Mind - Free Your Heart Tantra Seminar. Der Lehrer hat mir eine Frage gestellt:

Welche Rolle spielt die Sexualität in deinem Leben? 

Ich erstarrte ...

Meine Augen haben sich geweitet vor Überraschung. Tränen der Enttäuschung und Traurigkeit haben sich ihren Weg gebahnt.

Ich erkannte das es sowas, wie Sexualität in meinem Leben nicht gab. 

Ficken oder nicht Ficken. Mehr nicht. 

Ich arbeitete, ich studierte, ich habe Menschen kennen gelernt, ich chillte, ich schaute Filme ... aber sowas, wie Sexualität gab es in meinem Alltag nicht. 

Warum? WTF? 

Ist Sexualität real?

Existiert sie und wenn ja - wie sieht sie aus? 

Ich ging durch meine Erinnerungen. Wo habe ich das erstmal über Sexualität etwas gehört?
Ich erinnere mich, als kleines Mädchen, hörte ich meinen Vater oft fluchen und schräge Bemerkungen über Sex und “sexy-times” machen . Ich erinnere mich an meine Cousine (wir waren etwa 6 Jahre alt zu der Zeit), wir fragten meine Eltern und ihre Mutter uns etwas über die Liebe zu erzählen. 

Was ist sie und wie merkt man das man verliebt ist? 

Ihre Mutter sagte: „Liebe ist wenn zwei Idioten einen dritten Idioten machen“. 

Ich verstummte.

Ich mochte ihre Antwort nicht. Meine Cousine kämpfte mit der Liebe. Das konnte ich nicht nachvollziehen… In meiner Welt gab es dieses Phänomen Liebe nicht. Es gab keinen Ausdruck an Liebe. Kein Kuscheln, keine Sanftheit, kein Streicheln ... Nada. 

Also wie kam ich zu meinem Wissen über Sex und Sexualität? 
In Biologieunterricht in der Schule.

Ich erinnere mich an meinem Biolehrer. Total cool versuchte er seine eigenen Nervosität zu überspielen. Wir hörten ihm aufmerksam zu, wie er über Reproduktion, Zellen, Menstruationen, Pubertät, Schweiß, etc  redet... Jedoch kein Wort über die Liebe. Ich konnte nicht wirklich etwas mit dem Anfangen, was wir lernten. Meine Tage hatte ich noch nicht, und all das schien noch weit entfernt von mir. Ich war 11. 

Mein erster Kuss.

Ich kann mich an meinen ersten festen Freund erinnern. Wir waren beide 14. Das erste mal haben wir uns um Mitternacht an einem See geküsst. Romantisch. Meine Füße waren eiskalt, der Vollmond schien hell und noch nie in meinem Leben fühlte ich so viele Schmetterlinge in meinem Bauch. Es war fabelhaft! Obwohl ich den Geruch seines Atems und seines Parfums nicht mochte.
Aber wenn ich jetzt darüber nachdenke - fühlte sich mein Körper hart und steif an, wie unsere Winterjacke aneinander rieben. Ich war nicht entspannt. 

All das war irgendwie unschuldig und ohne Hintergedanken für mich. 

Er war süß und nett und ich weiß nicht mehr, wie es zu Ende ging… 

Oh, Moment. Doch, jetzt erinnere ich mich:

Es war Silvester, einige Monate nach unserem ersten Kuss. Er sagte mir er würde mich abholen, damit wir das neue Jahr mit seinen Freunden in seinem Dorf zusammen feiern können, 8 km entfernt von mir. Ich wartete in meinem Zimmer. Stundenlang. Ich rief ihn an, keine Verbindung. Die Zeit, die wir ausgemacht hatten, war längst vorbei und mir liefen die Tränen runter, weil er mich sitzen gelassen hat. Ich weinte und weinte und weinte. Mein Herz war gebrochen in dieser Nacht. 

Es wurde Mitternacht. Meine Eltern feierten das neue Jahr mit ihren Freunden im Erdgeschoss und ich saß alleine in meinem Zimmer. In meiner Brust brannte Herzschmerz und aus meinen Augen liefen weiter die Tränen.

Ich versprach mir selbst, dass mir niemand je wieder auf diese Weise weh tun würde. 

Niemand wird mich nochmal so erniedrigen. Ich stellte mir vor, wie er und seine Freunde über mich lachten, arme naive dumme Jurate, wartet auf ihren Freund um sie abzuholen. Um etwa 02.00 Uhr, rief er mich an und entschuldigte sich. Sein Motorrad ist auf dem Weg zu mir liegen geblieben und er musste es wieder nach Hause schieben, durch Regen und Kälte. Er war müde und ich denke ein bisschen verärgert über die ganze Situation. Ich habe nur eine Sache gesagt - ich mach Schluss mit dir. 

Ich hörte ihn dem Atem anhalten, sein bester Freund, mein Mitschüler, nahm das Telefon und fragte mich was passiert sei, er sagte mir dass mein jetzt Ex-Freund zusammen klappte und jetzt neben einer Wand kniete, mit dem Blick zum Boden. Ich legte den Hörer auf. Seit dem haben wir nie wieder miteinander gesprochen. Wir gingen zwar in die gleiche Klasse, hatten uns von da an, aber gemeinen, bis wir an verschiedenen Schulen gingen. 

Seit dem, schaffe ich es, dass mich alle meine festen Freunde, auf die eine oder andere Weise, verlassen. Ganz sicher bin ich mir nicht über diese Aussage… Aber es kommt nah ran. 

Dieses junge Mädchen schwörte sich, dass sie nie wieder jemand so verletzten wird und das bedeutete - sich auch nicht mehr zu Verlieben. 

Wenn du dich mit Tantra oder Conscious Sensuality auskennst, oder eine gute Therapie gemacht hast, dann weißt du wahrscheinlich was dieses Versprechen für mich und meine zukünftigen Beziehungen mit sich brachte…
Wenn du damit noch nicht vertraut bist, dann erzähle ich es dir: 

Meine Yoni (Vagina) hat sich für niemanden wirklich geöffnet. Niemals.

Genauso wie mein Herz für alle verschlossen blieb.

Durch das Nicht-Fühlen dieses Gefühls, konnte ich auch andere Gefühle, die damit verbunden waren, ausblenden. Ich hatte mich dafür entschieden mit nicht täuschen zu lassen, mich nicht in dem Gefühlsgedöns verstricken zu lassen. Dies führte mich aber nur noch weiter weg von Liebe und Offenheit. Ich hatte entschieden, mich nicht auf eine monogame Liebesbeziehung einzulassen. Denn für mich existiere so etwas nicht.

Ich musste die Kontrolle in meinen Beziehungen haben. Jedes Mal lebte ich sie ohne viel Ausdruck von Liebe, Kuscheln, Schmusen, Streicheln oder irgendeine Art von Nähe. 

Ich wollte das so. Ich hatte die Kontrolle. Ich war wütend und stur.
Ich wusste nicht, wie es anders geht. Niemand um mich herum, zeigte groß Liebe oder Zuneigung in Beziehungen. Ich hasste diese Mädchen, die sich nur für Superstars, blöde Zeitschriften und Jungs interessierten. Ich konzentrierte mich darauf, dass beste dabei zu geben, was ich tat: Studieren. Meine guten Noten, die ich in der Uni hatte füllten mein emotionales Loch. Jedes Mal, wenn ich von meinen guten Noten erzählte, habe ich von meiner Mutter und meinen Geschwistern, Aufmerksamkeit und Lob bekommen. 

In meinen Augen waren Jungs nue für unreine, ungebildete Mädchen, die Fehler begehen wollten. Und so ein Mädchen war ich nicht! 

Ich war eine gute, stolze Jungfrau!

Und ja, das habe ich wirklich gedacht. Jetzt kann ich darauf zurück schauen und lächeln. 

Wenn ich über meinen ersten Freund nachdenke, kann ich mich an meine ersten sexuellen Empfindungen erinnern: es kitzelte um meine Klitoris wenn er da war. Ich tat alles, um nicht die Kontrolle zu verlieren. 

Und so sehr hielt ich an dieser Kontrolle fest, bis zu jenem Tag als mein Tantra Lehrer mir die magische Frage stellte. Eigentlich ... zwei magische Fragen:

Wie bewusst bist du dir über die Manipulation des Geistes?

Und welche Rolle spielt Sexualität in deinem Leben?

Ich war erstaunt. 

Er meint, ich habe mich die ganze Zeit getäuscht?

Meint er es liegt an mir selbst, dass die Männer in meinem Leben mich nicht lieben? 

Mit der Zeit und den Jahren hatte ich die Geschichte umgedreht - ich dachte kein Mensch kann mich bedingungslos lieben und so akzeptieren, wie ich selbst glaubte es zu verdienen. 

In Wahrheit war ich diejenige, die die nicht liebte. 

So bekam ich Beziehungen die mir mein Verhalten zurück reflektierten - eine Reihe von Männern die Angst hatten zu lieben. So wie ich. 

Meine Sexualität war plötzlich dafür da mein Herz und meine Vagina für jemand anderen zu öffnen. Wirklich zu öffnen. Mich verletzlich zu zeigen.
Davor war Sex eigentlich nur Rumgevögel… emotionale Entlastung.

So wenig emotionale Verbindung, wie möglich bitte! 

Nach dieser Realisierung ließ ich viele Menschen aus meinem Leben gehen, Männer wie Frauen. Ich war bedacht darauf, meine Zeit und Energie mit den Menschen zu verbringen, bei denen ich mich offener, ehrlicher, mutiger fühlte. Menschen, denen ich mich anvertrauen konnte. 

Eine Sache ist klar: Ich kann meiner Yoni kein Vertrauen vorlügen. Mein Körper weiß am besten wie ich die andere Person wahrnehme. Mein Körper ist der wichtigste Indikator für die Wahrheit. Eine ganze Zeit lang redete ich mir selbst ein, diese Person gefällt mir, ich will eine intime sexuelle Erfahrung mit ihr. Aber meine Yoni war nicht bereit, sie hat sich verschlossen. Dennoch folgte ich oft dem Verlangen. Nach solchen sexuellen Erfahrungen fühlte ich im Nachhinein oft Schmerzen in meiner Yoni.  

Lange war für mich körperlicher Schmerz und Angst mit Sexualität verbunden. 

Jetzt dagegen, lerne ich mir und meinem Partner mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Zu spüren, was im Moment passiert, langsamer zu sein und mit meinem Partner zu kommunizieren, was in mir vor geht. Ich bitte um mehr Zeit, mehr Küsse oder Streicheleien für meinen Körper oder darum einfach nur gehalten zu werden, wenn ich das möchte. 

Ich will nicht sagen, dass das der richtige Weg ist und dass Sex nur auf bewusste Weise haben sollte. Ich will meine Erfahrung mit dem Thema teilen, weil ich weiß, dass die „Wahrheit“, die hinter den Schlafzimmertüren steckt oft nicht erzählt wird. 

Bewusste, langsame Sexualität hat mir geholfen meine Yoni zu enttraumatisieren und meinem Körper gut getan. 

Fragst du dich je, was dir gut tut und was dir wichtig ist?

Ich denke, wir müssen den Prozess des Ausprobierens, Scheiterns und weiter Versuchen gehen. Fehler machen dürfen, Dinge entdecken und unsere Grenzen übertreten, um sich kennen zu lernen. Um am Ende herauszufinden, was wirklich für uns funktioniert.
Ich wünsch dir ein liebevolles, bewusstes und sicheres Umfeld, in dem du deine Erfahrungen machen und teilen kannst und Antworten auf deine Fragen findest.

Liebster Blog – Award: 11 Fragen an cusilife

Liebster Blog – Award: 11 Fragen an cusilife

Vor 1 1/2 Jahren saß ich auf einem Balkon in der Nähe von San Francisco. Die Sonne strahlt mir ins Gesicht. Ich schwitze und spüre dieses Kribbeln in meinem Körper.

 

Motivation.

Ideen.

Kreativität.

Mut.

Ich hatte mich dafür entschieden einen Blog zu schreiben. 20 Jahre alt. Schön, naiv, selbstbewusst, verliebt ins Leben.
Ich will mit der Welt teilen, was ich von und mit dem Leben lerne. Über Glück, Liebe, Berührung, Sex, meinen Körper und mich selbst!

 

 

Kurz nach dem cusilife online gegangen ist durfte ich beim Liebster Blog Award mitmachen. Und jetzt wurde ich wieder nominiert.
Das ganze funktioniert so, dass sich Blogger gegenseitig 11 Fragen stellen und dann weitere 11 Blogger nominieren und sich neue Fragen ausdenken. So kann man neue Blogs entdecken und sich gegenseitig unterstützen. 

Ich wurde von Tatjana  nominiert. Sie bloggt auf Löwenherz und unterstützt dich dabei dein Selbstwertgefühl zu stärken. Danke liebe Tatjana fürs nominieren. Ihre Fragen an mich jetzt für euch beantwortet:

Wie bist du zum Bloggen gekommen?

Schreiben und Erzählen mochte ich immer schon gerne. 2016 ware ich für 5 Monate in Südamerika. Dort habe ich mich auf eine Reise in andere Ländern, aber vor allem zu mir selbst begeben. Ich habe so viel gelernt, darüber, was es heißt seine eigene Welt zu kreieren, ein positives Mindset und Vertrauen in die Welt zu haben, ich habe angefangen zu meditieren und am Ende der Reise war ich auf meinem ersten Tantra Retreat. Dort wurden meine Vorstellungen von Liebe, Sex und Beziehung in eine neue Welt katapultiert. Es war magisch! Das wollte ich mit der Welt teilen.

Warum bloggst du?

Ich wünsche mir, dass mehr Menschen freier, zufriedener und selbstbestimmter Leben. Am Anfang ging es vor allem um Selbstliebe auf cusilife. Inzwischen ist das Thema Sexualität sehr präsent. Ich habe gemerkt, dass es mich, aber ich die Leser*innen noch mehr interessiert, kitzelt und berührt. Da wartet eine ganze Welt darauf entdeckt zu werden. Wir haben eine sehr eingeschränkte Sicht auf Sexualität und Beziehung. Es gibt viele Idealvorstellungen. Auf cusilife versuche ich zu ermutigen, dass es eine Vielfalt an Liebe und Sexualität. Wichtig dabei ist Selbstbestimmtheit und Consent. Was will ich wirklich?

Was ist deine Vision von deinem Leben?

Puh. Eine gute Frage. Eine Sache begleitet mich schon länger, wenn ich darüber nach denke. Ich möchte gerne in einer größeren Gemeinschaft (10-30 Personen) zusammen leben in einem Haus oder einer großen Wohnung. Ich genieße jetzt das Leben in meiner kleinen WG schon sehr und liebe, dass wir immer offen für Besuch sind. Es ist mir wichtig für einander da zu sein.
Außerdem möchte ich für verschiedene Formen von Liebe, Beziehung und Sexualität einstehen. Eine Love Aktivistin sein!
Ich lebe offen polyamor und pansexuell. Ich weiß, dass nicht jeder so offen leben kann, wie ich. Deswegen versuche ich so offen, wie möglich damit zu sein und Vielfalt und Respekt für alternative Lebensformen in der Gesellschaft zu stärken.

Wie sieht für dich ein perfekter Tag aus?

Eigentlich ist jeder Tag in sich perfekt. Wie ich gerne in den Tag starte ist mit einer Meditation oder mit Kuscheln, wenn ich mein Bett teile. Ich mage das Gefühl, was erledigt oder gelernt zu haben. Ansonsten finde ichs total schön gemeinsam mit anderen Leuten zu essen. Und Tanzen und Feiern zu gehen, kann eine Nacht zum perfekten Tag machen. Einen bestimmten Ablauf für einen perfekten Tag habe ich aber eigentlich nicht.

Was sind deine drei liebsten Orte auf der Welt?

Berlin ist definitiv einer meiner liebsten Orte. Hier fühle ich mich geborgen und doch irgendwie lebendig. Ansonsten mag ich auch das Haus gerne, wo ich aufgewachsen bin. Das hat so was ganz beruhigend und liebevolles.
Und ich bin auch gerne in den Armen von den Menschen, die ich liebe.

Was bedeutet für dich wahre Schönheit?

Wahre Schönheit ist für authentisch sein, liebevoll sein, ehrlich sein. Wahre Schönheit berührt mich im Herzen, nicht nur im Auge.

Was verstehst du unter liebenswert sein?

Liebenswert ist für mich eine Balance zwischen Geben und Nehmen. Jede*r ist liebenswert. Und wer gerne annimmt und gerne gibt, dem wird das sich lieben lassen und Liebe geben leichter gemacht. Es fühlt sich irgendwie natürlich an.

Für welche drei Dinge in deinem Leben bist du besonders dankbar?

  1. Frieden & Sicherheit in meinem Leben. Ich bin so dankbar dafür in einem Land zu leben, in dem es Frieden gibt. Ich bin finanziell abgesichert, habe jeden Tag ein warmes Bett, genug zu Essen, fließendes Wasser,...
    All diese Sachen sind nicht selbstverständlich für viele Menschen auf unserer Erde. Es ist ein Geschenk so sicher, privilegiert und Frieden zu leben.
  2. Für die Liebe & Offenheit in meinem Leben. Ich fühle mich geliebt und weiß auch, dass ich andere Menschen liebe und ihnen das zeigen kann. Das ist ein schönes Gefühl. Außerdem erlebe ich sehr viel Offenheit und Akzeptanz in meinem Umfeld beim Thema Liebe, Beziehung und Sexualität.
  3. Für mein positives Mindset. Als ich wirklich verstanden habe, dass ich selbst für mein Leben, meine Gedanken und großteils auch mein Wohlbefinden verantwortlich bin, hat sich so vieles geändert. Natürlich ist das alles ein Prozess und geht Schritt für Schritt. Doch in dem Grundgedanken, dass ich selbst Verantwortung übernehmen und mein Leben gestalten kann. Positiv, wie negativ, liegt unglaublich viel Kraft!

Wer ist dein (heimliches) Vorbild?

Mein Blogvorbild ist Walter von schreibsuchti.de und endlichlebendig.de.  Ich glaube alle Menschen, die mutig für Vielfalt, Liebe, Frieden und Freiheit einstehen inspirieren mich. Eines der Bücher, die mich mit 16 total geprägt hat, war von Prof. Michael Braungart "Cradle to Cradle". Es geht darum, wie wir von einer Wegwerfgesellschaft in eine Kreislaufgesellschaft kommen. Ich war so fasziniert davon, dass jemand eine so konkrete Vision mit praktischem Unterbau entwickelt hat. Während andere sich Autogramms von Bands geholt haben, bin ich zu einem Vortrag von ihm, um mir mein Buch signieren zu lassen. Wenn Menschen mir sagen, dass sie mich inspirierend finden oder als Vorbild sehen, finde ich das selbst unglaublich berührend und eine große Ehre!

Welche drei Eigenschaften von dir magst du an dir richtig gerne?

  1. Ich mag meine positive Ausstrahlung.
  2. Ich mag meine sexuelle Offenheit, Verspieltheit und die Sensibilität meines Körpers.
  3. Ich mag, dass ich anderen Menschen gut zu hören kann und ihnen das Gefühl geben, dass sie ehrlich bei mir sein können.

Da ich beim Award schon mal mitgemacht habe, werde ich es bei den Antworten belassen und niemanden nominieren. Hat aber Spaß gemacht.
Ich habe trotzdem 11 Fragen für dich, die du dir stellen kannst, wenn du willst 🙂 

Meine 11 Fragen an euch sind:

Kaffee oder Tee?

Woran willst du dich selbst erinnern?

Was ist für dich ein guter Start in den Tag?

Was liebst du an deinem Körper?

Welches Buch findest du, sollte jede*r lesen?

Wann fühlst du dich selbst schön?

Was heißt für dich selbstbestimmt Leben?

Was würdest du gerne deinem 16-jährigem Ich sagen?

Wofür bist du heute dankbar?

Was wolltest du immer mal ausprobieren, hast es aber noch nicht gemacht, warum?

Zu welchem Song danced du so richtig ab?

STI II: Was tun bei Ansteckung? + 2 Experten*innen im Interview

STI II: Was tun bei Ansteckung? + 2 Experten*innen im Interview

"Dein Ex juckt dich immer noch?" - "Ab zum Arzt!"

Mit verschiedenen Kampagnen hat die Initiative des BZgA¹ "Liebesleben" mehr Aufmerksam auf STIs und HIV gelenkt. Mit lustigen Sprüchen und Zeichnen wurde ein bisschen die Schwere des Themas genommen. 

Und genau das finde ich wichtig: Entspannt über STIs und HIV reden! 

 

Alle Cartoons kannst du dir hier anschauen und runterladen.

Im letzten Artikel habe ich dir einige sexuell übertragbare Krankheiten (STIs) vorgestellt. Du findest dort was über ihre Symptome, Übertragungswege und wie du dich schützen kannst. 

 

Jetzt wollen wir aber mal zu den anderen wichtigen Fragen kommen.

Denn eine Infotafel über STIs hilft nur bedingt. 

Was tun, wenn du denkst du könntest dich angesteckt haben?

Panik! Eh klar oder? - Natürlich nicht.

Wie du im ersten Artikel (STI Teil 1) gesehen hast, sind alle STIs außer HIV heilbar, wenn sie nicht unentdeckt bleiben.
Und auch HIV ist inzwischen behandelbar. Um auf dich und deine Partner*innen zu achten, solltest du mit einer Ärzt/in deines Vertrauen darüber reden. 

Du musst dich nicht schämen. Ganz im Gegenteil. Es zeigt, dass du Verantwortung für dich übernimmst, wenn du zu einem Arzt gehst und über deinen Verdacht ansprichst. Wenn du nicht alleine gehen willst, frag jemanden, den du gerne dabei hättest, ob er oder sie dich begleitet.

Wo kannst du dich Beraten und Testen lassen?

Es ist leider so, dass es in Deutschland nicht so einfach ist, wie in anderen Ländern sich vorsorglich regelmäßig auf STIs testen zu lassen. Du kannst dich z.B. bei deinem Hausarzt, deinem Gynäkologen oder Urologen auf unterschiedliche Krankheiten testen lassen. Die Kosten dafür übernimmt die Krankenkasse leider nicht. Falls du bereits Anzeichen oder Symptome zeigst, übernimmt die Krankenkasse im Normalfall den Test und die Behandlung. HI-Viren können erst (je nach Test) 6 Wochen-6 Monate nach der Ansteckung nachgewiesen werden. Daher ist in solch einem Fall oft ein mehrmaliges testen nötig. 
In verschiedenen Gesundheitzentren- oder Ämtern gibt es offene Sprechstunden oder Termine für STIs-Beratung und Tests.
Hier findest du eine Karte mit einer Übersicht.  
Hier findest du eine Onlineberatung. 

Für Frauen unter 25 wird 1x im Jahr kostenlos auf Chlamydien getestet.

Wenn du dich angesteckt hast, solltest du je nach STI erstmal keinen Sex haben, bis die Behandlung zu Ende ist. Auch dazu kannst du gezielt nochmal mit deiner Ärzt/in sprechen. 

 

STIs in monogamen Beziehungen? 

Dein Partner/in hat eine Geschlechtskrankheit, obwohl ihr in einer monogamen Beziehung seid? - Das kann nur eins heißen: er oder sie hat dich betrogen.
Nein, nicht unbedingt! STIs können über Monate unentdeckt bleiben und so aus einer vorherigen Beziehungen oder einem sexuellen Kontakt „mitgebracht“ werden  und erst später bemerkt werden.
Herbes z.B. kann immer wieder auftreten ohne erneuten Kontakt mit dem Virus zu haben.
Sprecht mit einander und zieht keine voreiligen Schlüsse. 

 

 

STIs in polyamoren/offenen Beziehungen: 

Das Risiko sich mit einer STI anzustecken steigt natürlich, wenn man mehrere Partner hat mit denen man sexuell ist. Doch gerade hier ist es umso wichtiger einen offenen Umgang mit den Thema zu lernen! Sprecht mit einander ab, wie ihr ungeschützten Sex  innerhalb der verschiedenen Beziehungen handhaben wollt. 

Hier 3 Tipps um entspannter mit dem Thema STIs umzugehen: 

 

1) Lasst euch zusammen testen - Macht ein Date daraus. Zum Arzt gehen klingt nicht so romantisch? - Klar, aber zusammen macht es trotzdem mehr Spaß. Ihr könnt total verliebt, verklemmt im Wartezimmer sitzen und das ganze gemeinsam erleben.

2) Redet darüber - Es ist schwer, aber es wird einfacher mit der Zeit. Besonders hilft mir mich daran zu erinnern, dass es mir wichtig ist, offen darüber reden zu können und ich mir das auch von meinem Partner/in wünsche.
Fragen können sein:

  • Wann hast du dich das letzte Mal testen lassen?
  • Hattest du seit dem ungeschützten Sex mit jemanden?
  • Sprichst du mit anderen Partnern darüber?

Es soll natürlich kein Verhör sein. Es geht um die Gesundheit von euch beiden. Lasst da nicht locker. 

3) Verurteilung und Glaubenssätze loslassen
"Wenn ich ein Kondom benutzen will, versaut das die Stimmung." "STIs bekommen nur Menschen, die viele verschiedene Partner haben."
Das habe ich schon oft gehört. Hinterfrage deine Gedanken über STIs. Das Thema kann einen unter Druck setzten. Verurteil dich nicht, wenn es dir noch schwer fällt darüber zu reden oder wenn du bestimmte Glaubenssätze über STIs hast. Aber lass dich nicht davon abbringen, auf deine Gesundheit zu achten! Das Thema geht jeden und jede etwas an, der Sex hat. 

 

Warum ist das Thema wichtig?

„Die Zahl der sexuell übertragbaren Infektionen ist in den letzten Jahren weltweit, aber auch in Europa und Deutschland deutlich gestiegen.“ ²

Zum Beispiel wird geschätzt, dass sich pro Jahr ca. 1 Million Menschen neu mit Chlamydia in Deutschland anstecken. Bei HIV liegt die Neuansteckungsrate bei ca. 2.000 Menschen pro Jahr!

Meine erste Hefepilzinfektion hatte sich nicht durch Sex Übertragung, sondern ist gekommen, nach dem ich Antibiotikum genommen hatte. Doch ich erinnere mich noch, wie unangenehm mir das war. Ich wusste nicht, dass sowas ganz normal ist (vor allem nach Einnahme von Antibiotikum).
Ich wünsche mir, dass mehr Menschen über STIs Bescheid wissen, sich schützen und darüber reden!
Es gibt auch sonst noch einige Mythen über STIs, z.B. im Zusammenhang mit Hygiene. 

Ich kann die Seite liebesleben.de wirklich empfehlen. Es wird sehr offen und ermutigend über das Thema Safer Sex, Liebe, Beziehungen, sexuelle Orientierung & Coming Out geschrieben. 

 

STI_Interview

Nachgefragt

2 Expert*innen im Interview

Jetzt möchte ich noch  Dr. med. Jutta Pliefke (Fachärtzin für Gynäkologie bei profamilia Berlin) und
Daniel Nagel ( Vorsitzender vom Jugend gegen Aids e.V.) 
 zu Wort kommen lassen. 

Frau Dr. Pliefke, schön, dass Sie sich Zeit nehmen für meine Fragen.
Vielen Menschen fällt es noch schwer über STIs zu sprechen. Wenn sich jemand schämt darüber zu reden, was können Sie ihm oder ihr sagen?

 Es ist ein Thema, dass wenig öffentlich besprochen wird. Es gibt viele schlechte oder falsche Informationen darüber.
Viele Menschen verbinden STIs immer noch damit, etwas falsch gemacht zu haben. Allerdings sind STIs ein weites Feld. Manche kommen häufiger vor als andere, z.B. Chlamydien. Dabei gibt es auch keinen 100%igen Schutz. Wenn man Sex hat, dann kann es mal passieren, dass man sich mit einer STI ansteckt. Auch das ist nicht so schlimm. Wenn man sich informiert und weiß, was für Symptome es geben kann, kann man zu einem Arzt oder einer Beratungsstelle gehen, falls man den Verdacht hat sich angesteckt zu haben. Wenn man zu einem Arzt geht, wird dort alles vertraulich behandelt und es gibt keinen Grund sich zu schämen.

Wenn ich einen Verdacht habe, mich mit einer STI oder HIV angesteckt zu haben, übernimmt die Krankenkasse dann die Tests dafür, wie bei einer anderen Untersuchung?

Es gibt in Deutschland keine Routineuntersuchung für STIs. Das ist schade. Das ist in anderen Ländern anders.
Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Untersuchung, sobald Beschwerden oder Symptome auftreten. Allerdings wird keine Screeninguntersuchung übernommen. Das muss privat bezahlt werden. Je nach Einrichtung kostet ein HIV aber weniger als 20€. Für Frauen unter 25 wird einmal im Jahr ein Test auf Chlamydien übernommen. Für Männer ist es einfacher einen HIV Test umsonst/günstiger zu bekommen. Es gibt z.B. HIV Sprechstunden bei Beratungsstellen. Dort kann der Test auch anonym abgegeben werden. Es sind keine „Allrounder“ Test möglich, da unterschiedliche STIs auf verschiedene Weise untersucht werden (z.B. Abstrich, Urin, Blutuntersuchung)

Hat sich Ihrem Eindruck nach, der Umgang mit STIs in den letzten 10 Jahren geändert?

Ja und Nein. Insgesamt hat sich bei manchen Krankheiten etwas getan. Zum Beispiel weiß man jetzt, dass HPV und Chlamydien häufiger vorkommen als man dachte und hat das Screening für Frauen unter 25 zu Chlamydien eingeführt. Doch grundsätzlich gibt es immer noch sehr viele Informationslücken.
Auch das Internet ist das eine zweischneide Sache. Es gibt viele Informationen, aber auch einiges was nicht stimmt oder einen eher verunsichert.
Verlässliche Seiten sind z.B. bzga.de oder www.liebesleben.de

Es werden gerade neue Heimtest für HIV vom Bundesgesundheitsministerium geprüft, die anscheinend sehr viel zuverlässiger sein sollen als frühere Modelle. Was halten Sie von solchen Heimtests, die man in der Apotheke kaufen kann?³ 

Das hat auch zwei Seiten. Es gibt diese Schnelltests und die sind auch relativ verlässlich. Wenn man damit Leute erreicht, die man sonst nicht erreichen kann, ist das immer ein Vorteil. Es kann auch dazu führen, dass keine Behandlung in Anspruch genommen wird oder falsche Behandlung, wenn man nicht gleich mit einem Arzt spricht. Solch eine Situation kann sehr belastend sein, wenn man keine Beratungsperson hat. Doch wenn dadurch mehr Menschen wissen, dass sie HIV+ sind, ist das natürlich gut. 

Was finden Sie bei dem Thema sonst noch wichtig?

Es ist nötig darüber zu sprechen, was heißt safer sex eigentlich. Durch die unterschiedlichen Übertragungswege von STIs ist es wichtig zu wissen, wie man sich am besten Schützen kann. Dabei ist das Kondom natürlich eine wichtige Möglichkeit. Doch bei Herpes kann auch ein Kondom nicht unbedingt schützen, wenn man mit offenen Hautstellen oder Schleimhäuten im Mund bei Oralverkehr an die Herpesbläschen kommt.

Experteninterview #2 mit Daniel Nagel, Vorsitzender von Jugend gegen Aids e.V.

An meinem ersten Tag an der Uni bin ich noch leicht verwirrt über den Campus gestratzt. Ich wollte eigentlich zur Mensa. Bin dann aber über das Jugend gegen Aids Team gestolpert und dachte mir: Mit denen quatsch ich mal. Weil ich über Sex reden nicht nur für mich wichtig finde, sondern für alle, die Sex haben (oder auch nicht haben 😉 ) gibts hier noch ein Interview für euch: 

Daniel, was macht ihr als Verein genau?

Wir setzen uns für eine aufgeklärte Gesellschaft für heute und morgen ein, in der Sexualität niemals ein Grund für Ausgrenzung, Angst und Stigma ist. Das heißt, dass wir Schulworkshops geben und Jugendliche dort erreichen, wo sie auch sind: Bei Social Media, auf Festivals oder eben in der Schule und auf dem Campus.

 

Wie erlebst du den Umgang mit dem Thema STIs, HIV und safer sex bei Jugendlichen? Was würdest du dir für die Zukunft wünschen?

Das ist sehr unterschiedlich. Aber generell ist AIDS für die Jugend in Deutschland extrem weit weg, andere sexuell übertragbare Krankheiten sind kaum bekannt. Ich würde mir wünschen, dass niemand mehr bei Syphillis an ein Pokémon denkt und wir uns alle vor STI’s schützen. Das geht oft leichter als man denkt - mit einem Kondom.

Ihr habt gerade eine Kooperation mit Mate Mate und seid auf Tour an verschiedenen Unis. Wie läuft das bisher? Wie reagieren die Menschen auf eure Aktionen?

Wir sind sehr zufrieden mit unserer Campus Tour. Viele Studenten reagieren sehr interessiert und unterhalten sich mit uns bei einer Flasche Mate Mate über sexuell übertragbare Krankheiten, aber auch andere Themen wie Body Issues oder Nacktfotos. Sex ist heute so präsent wie nie, und dennoch ist der Umgang oft nicht offen genug. Viele junge Menschen wünschen sich einen Ansprechpartner, dann kommen wir ins Spiel.

Ganz ehrlich: Manchmal kann das ganz schön schwierig sein über STIs und safer sex zu reden. Es wird einfacher mit der Zeit, aber was hast du für Tipps für uns?

Findest Du? Sex gehört immerhin zu den schönsten Dingen der Welt, und wenn er Safe ist, gibt es keine unschönen Überraschungen. Unangenehm sind sexuell übertragbare Krankheiten, aber diese können verhindert werden. Bei One Night Stands solltet ihr immer ein Kondom verwenden. Bevor ihr ungeschützten Sex habt, solltet ihr euch bei einem Arzt checken lassen. Denn die Pille verhindert keine STI’s, wie manche vielleicht denken.

Wie bist du persönlich dazu gekommen, dich für safer sex und Aufklärungsarbeit zum Thema Sex, zu engagieren?

Ich kann mich an meinen Sexualkunde-Unterricht fast nicht mehr erinnern. Das waren 45 Minuten in der 7. Klasse, danach kam nie mehr etwas. Obwohl ich mich selbst als aufgeklärt bezeichnet hätte, habe ich bei Jugend gegen AIDS sehr viel gelernt. Wusstest Du, dass laut unserer gemeinsamen Umfrage mit Lovoo ein Drittel der deutschen Jugendlichen nicht verhütet? Das sollte Motivation genug sein, sich zu engagieren.

Wenn jetzt jemand auch Bock hat bei euch mit zu machen. Welche Möglichkeiten gibt es da?

Bei uns kann jeder junge Mensch zwischen 14 und 26 Jahren mitmachen, der auf unsere Arbeit Lust hat. Das Schöne ist, dass sich bei uns jeder mit seinen Stärken einbringen kann. Wir haben Schreiberlinge, Bio-Experten, IT-Nerds oder Handwerker, die anpacken können. Besonders ist, dass wir mehrmals im Jahr in unserer Academy Peers ausbilden, die später an Schulen Aufklärungs-Workshops geben. Aber auch so freuen wir uns immer über Helfer an Ständen bei unseren Events oder Festivals in Deutschland, Österreich oder Schweiz. Am besten ihr schreibt uns einfach bei Social Media oder meldet euch auf unserer Website an: www.jugend-gegen-aids.de

Was möchtest du uns sonst noch mit geben?

Do what you want. Do it with love, respect and condoms.

Eieiei - Ganz schön viel zu lesen oder? 

Danke, dass du bis zum Ende durchgehalten hast. 

Du willst auch, dass deine Freundinnen und Freunde mehr wissen über STIs?

Dann teile jetzt den Artikel! 

Much love. With condoms. 

¹ BZgA: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
² Quelle: Broschüre "Safer Sex" von Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
³ Quelle: http://www.br.de/nachrichten/neuer-hiv-schnelltest-aids-100.html)
Bilder Interview mit Daniel by Deniz Saylan
Beitragsbild by Zineta