Sextalk – Lass uns gemeinsam über Sexualität reden

Sextalk – Lass uns gemeinsam über Sexualität reden

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Mit 13 habe ich das erste mal einen Porno gesehen. Gemeinsam mit drei pubertierenden Jungs. 
Das hat mich ziemlich geschockt. Ich dachte mir, das kann es doch nicht sein, was Jungs wollen und wie „Sex“ abläuft…

Danach habe ich die Finger von Pornos gelassen. Mein Interesse an „sich entdecken und ausprobieren“ ist natürlich nicht kleiner geworden.

Doch schon lange bevor ich mein erstes Mal hatte, dachte ich mir, dass das es doch eigentlich darum geht, zusammen Spaß zu haben, sich wohl zu fühlen, sich schön zu fühlen, und das das alles überhaupt nicht peinlich, eklig oder schmutzig ist.

Natürlich hatte ich auch andere Gedanken, denn vor allem als Mädchen hatte ich Angst davor, als Schlampe abgestempelt zu werden.

 

Im Sexualunterricht saß ich einerseits Kopfschütteln im Unterricht, weil ich diesen Holzpenis einfach nur peinlich fand. Andererseits hatte ich tausend Fragen, vor allem zu sexueller Orientierung. Eine der beiden Frauen, die den Unterricht für uns gestaltet hat, war eine Lesbe und es hätte mich vieles dazu interessiert.

Doch eine entspannte Atmosphäre, in der ich mich wohl gefühlte hätte, alles zu fragen, hat sich nicht eingestellt.

Kein Wunder, dass ich auch heute noch oft erlebe, wie es Menschen schwer fällt über ihre Sexualität, sexuelle Erfahrungen, Fantasien, Körper, Menstruation, Masturbation, Ängste und Wünsche zu sprechen. 
Auch ich brauche da immer wieder Mut auszusprechen, was mich gerade beschäftigt.

 

Doch ich habe gemerkt, wie sehr es mir hilft, wenn andere Menschen offen sind.

Bei einer „GeniTalk SexTalk Meditation“ von Jura organisiert, hat ein Mädchen ganz offen erzählt, dass sie in den letzten Tagen ein Jucken in ihrer Vagina gespürt hat und Angst davor hat, dass sie sich Bakterien o. Ä. eingefangen hat. Ich war so dankbar in dem Moment, dass endlich mal jemand darüber spricht.

Geschlechtskrankheiten sind auch nur Krankheiten und behandelbar. Doch wenn niemand darüber spricht oder man sich dafür schämt und nicht zum Arzt geht, ist die Wahrscheinlich höher, dass sie sich weiter verbreiten. In diesem Post habe ich erzählt, dass ich mich gerade auf STDs (Sexual Transmitted Diseases) testen habe lassen. Ich freue mich über die Resonanz.

 

TALK ABOUT IT! Let’s have a Sextalk together. 

Doch nicht nur bei Geschlechtskrankheiten
ist Kommunikation wichtig.

Obwohl wir schon offener sind und viele Themen einfacher angesprochen werden können, gibt es auch noch viel Scham und Tabus rund um unsere Körper und Sexualität.

 

Ich habe Lust über all das zu reden, zu philosophieren, Gedanken, Übungen, Ideen und Erfahrungen zu teilen. Mit dir ( :  Du auch?

 

Im letzten Jahr durfte ich viel neues kennen lernen zu den Themen Sexualität, Intimität, Liebe und Beziehungen. Ich habe gemerkt, dass das was uns gezeigt wird in Medien oder gesellschaftlichen Normen nicht alles ist, was es gibt. Das ahnte ich zwar schon vorher, doch wie ich zu einem anderen Umgang und anderen Miteinander komme, konnte ich mir nicht vorstellen.

Ich glaube und durfte selbst schon erleben, dass sexuelle Erfahrungen sehr heilsam sein können. 
Heilsam, in dem Sinne, dass wir altes loslassen können, dass Emotionen hoch kommen, die wir unterdrückt haben, dass wir neues kennen lernen und mutig sind. Das wir uns fallen lassen können und dass wir selbst unsere Stärke erkennen und selbstlos geben können.

 

Drei weitere Punkte, die meine Welt und meine Beziehung zu Sexualität&Intimität gedreht haben:

  • Sex ist nicht das Ziel.
    Wir lernen oft, dass es dieses Ziel gibt, am Ende mit einander Sex zu haben. Ob das jetzt nach einer Party ist oder innerhalb einer Beziehung. 
Lass es los. Sex ist nicht das Ziel. Denn dabei verlieren wir den Weg. 
Sei im Moment und genieß das was gerade da ist und wenn Sex ein Teil davon 
ist, wunderbar, wenn nicht, genauso wunderbar.

 

  • Intimität ist sehr verschiedenen.

    Das hängt viel mit dem ersten zusammen. Intimität entsteht vor allem durch Verletzlichkeit, sich zeigen, sich gegenseitig öffnen und ganz im Moment zu sein mit einander. Zum Beispiel kann ein Gespräch, gemeinsames meditieren oder sich um einander kümmern, wenn man krank ist, sehr intim und verbinden sein.

 

  • Es lohnt sich mutig zu sein und es gibt nichts zu bereuen.
    Auf einer Goa Party ist mir dieser schöne Typ hinter der Bar gleich am Anfang aufgefallen. Am Ende habe ich mir noch einen kleinen Schubs gegeben, ihm gesagt, dass er wirklich sehr schön aussieht und ob ich seine Nummer haben kann. Er zeigt auf das Mädchen neben sich und sagt, dass sei seine Freundin, aber dass es total schön ist, dass ich ihm das gesagt habe.
Und genau das ist es. 
In den letzten Monaten durfte ich viele aufregende, schöne Begegnungen haben und meistens braucht es am Anfang ein bisschen Mut. Es lohnt sich.

 

Es ist wahre Magie, wenn sich Menschen offen und verletzlich auf einander einlassen. 
Dabei müssen intime Erfahrungen, nicht unbedingt sexuell sein.

 

Langsam und bewusst sein sind zwei der ausschlaggebenden Punkte, die ich meiner Erfahrung nach, nennen würde, für magische Momente. 
Mehr dazu habe ich in diesem Blogpost geschrieben.

Das Thema Beziehung beschäftigt mich gerade sehr. 
In dem Interview erzähle ich, was Polyamorie für mich heißt und hier nehme ich 10 Vorurteile über Polyamorie auseinander. Wenn du noch weitere Fragen dazu hast, 
stelle sie gerne.

 

Es gibt auch noch einiges, was mich wütend macht

oder Unsicherheit bei mir auslöst bei dem Thema Sextalk .

Zwei davon möchte ich noch mit dir teilen, die mich gerade beschäftigten:

Slutshaming – „Slut Shaming greift Frauen für ihr sexuelles Verhalten, Gebahren oder auch Kleidungsweise an, oder redet ihnen hierfür Schamgefühle ein.“¹

Warum habe ich Angst davor, als Schlampe zu gelten?

Es könnte mir ja egal sein, was andere denken. Einerseits ist es das auch.

Andererseits verbinde ich mit dem Begriff Schlampe, dass jemand unsensibel und unehrlich ist. 
Das versuche ich nicht sein.
Sondern ehrlich, liebevoll und respektvoll mit mir selbst und mit anderen. Auch das klappt nicht immer.
Doch für eine gemeinsame Basis ist es unverzichtbar, dass man sich sicher fühlt, ehrlich ist und sich mit seinen Gefühlen, Wünschen und Ängsten zeigt. 
Slutshaming erzeugt Angst und Unsicherheit davor nicht mehr akzeptiert zu sein oder was falsch gemacht zu haben.
You are okay, the way you are.

 

Homophobie und Diskriminierung

„Man kann die Welt nicht in Schafe und Ziegen einteilen. Nicht alle Dinge sind schwarz oder weiß. Es ist ein Grundsatz der Taxonomie, daß die Natur selten getrennte Kategorien aufweist. Nur der menschliche Geist führt Kategorien ein und versucht, die Tatsachen in getrennte Fächer einzuordnen. Die lebendige Welt ist ein Kontinuum in all ihren Aspekten. Je eher wir uns dessen in bezug auf menschliches Sexualverhalten bewußt werden, um so eher werden wir zu einem wirklichen Verständnis der Realitäten gelangen.“

– Alfred C. Kinsey: 1948

Alfred Kinsey war Sexualforscher und hat die Kinsey Skala entwickelt, die vereinfacht versucht, das Spektrum und die Fluidität von sexueller Orientierung darzustellen.
Die Skala geht von 0 bis 6. 0 steht für ausschließlich heterosexuell und 6 für ausschließlich homosexuell. Da zwischen gibt es dann verschiedene Formen von sexueller Anziehung zu unterschiedlichen Geschlechtern.

 

Ich habe in dem Artikel über Coming Out geschrieben. Momentan würde ich mich als pansexuell und polyamor identifizieren. 
Mich macht es wütend, dass viele Menschen, die sich in heterosexuellen Normen wieder finden, die inneren Konflikte der LGBT+* Community nicht nachvollziehen können. Oft heißt es, es ist ja schon alles gut in Deutschland und es gibt wenig Diskriminierung. 
Wir haben viele Fortschritte gemacht, das finde ich toll. 

Gleichzeitig ist es oft noch ein langer innerer Kampf, bis man sich sicher und wohl fühlt, in dem wie man lebt und liebt.
Auch Diskriminierung, Verurteilung oder Unsicherheit ist noch Alltag für viele Menschen aus der LGBT+* Community.

Ich erlebe viel Unsicherheit bei mir selbst und kenne das auch von anderen, dass bi/pansexuelle Menschen sich oft nicht ernst genommen fühlen in ihrer sexuellen Orientierung und damit kommen andere Probleme einher, vor allem, weil je nach dem welches Geschlecht man gerade datet interpretiert wird, welche sexuelle Orientierung man hat. Ich wünsche mir mehr Offenheit und Mut bei diesen Themen für die vielen tollen, aufregenden Seiten, aber auch Platz um Herausforderungen und Konflikte anzusprechen. 
Hier findest du einen sehr guten Artikel dazu, wie du deine queerness behältst, auch in einer straight aussehenden Beziehung.

 

Ich freue mich darüber, dass ich erlebe, dass wir offener, toleranter und liebevoller sind.
Und wir können diesen Weg weiter gehen.

Was sind deine Erfahrungen? Was interessiert dich zum Sextalk?
Was verbindest du mit Sexualität?

Ich möchte dir hier einen Raum geben, in dem du dich entdecken kannst.
Schreib es in die Kommentare oder schreib mir eine Nachricht. 
Ich freue mich davon zu hören.

 

Cosima ♥

 

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¹ Definition Slutshaming    – Die ursprüngliche Seite der Definition ist leider nicht mehr online.
Mit dem Link findest du die englische Version in Wikipedia. Ich finde die deutsche Übersetzung aber sehr passend und verständlich. 
Bild 2 © Michael Kreuzwieser

Was wolltest du schon immer über Sex wissen? – Interview mit einer Sexualtherapeutin  Part II

Was wolltest du schon immer über Sex wissen? – Interview mit einer Sexualtherapeutin Part II

 

„Das ist das Tabu der heutigen Zeit: keinen Sex zu haben.“

Letze Woche wurden schon acht Fragen zum Thema Sexualität von Gerlinde Harth beantwortet.
Sie ist Sexualtherapeutin in Würzburg und ich durfte ihr einige Fragen stellen.

Wenn du den ersten Teil noch nicht gelesen hast, dann kannst du das hier machen.
Weiter geht’s mit den nächsten zehn Fragen:

 

Die Gesellschaft polarisiert bei den Themen Sexualität, Beziehung und Liebe sehr zwischen den Geschlechtern. Welche Unterschiede gibt es da wirklich?
Zum Beispiel beim Trennen von romantischen Gefühl &Sex.

Das ist ein weites Feld und die Meinungen gehen oft weit auseinander.
Untersuchungen aus Studien haben ergeben, dass es kaum Unterschiede gibt zwischen Männern und Frauen gibt, beim Trennen von romantischen Gefühlen und Sex. Wir haben so eine Bandbreite an unterschiedlichen Menschen, da gibt weniger Unterschiede zwischen den Geschlechtern, als uns die Gesellschaft oft glauben machen will.
Das wäre jetzt auch mein subjektiver Eindruck.

 

Ich erlebe oft, dass „Sex“ (Penetration) das Ziel, einer Begegnung, darstellt. Das empfinde ich manchmal als belastend und habe dann auf gar nichts mehr Lust.
Wieso sind wir so zielorientiert und wie können wir da auch andere Wege gehen?

Grundsätzlich erlebe ich dieses Ziel als nicht problematisch für viele. Meistens wünschen sich beide, dass am Ende eine innige und angenehme Penetration möglich ist, weil es eine noch tiefere Verschmelzung der Körper und der Seele bedeutet.
Allerdings kommt es zu Problemen, wenn ein Muss dahintersteht, genauso, wenn man einen Orgasmus(s) haben muss. Liebe und Sexualität sind Kinder der Freiheit.
Manchmal verhänge ich (mit Augenzwinkern) für Paare ein „Koitus-Verbot“. Alles andere ist aber erlaubt. Daraus entsteht oft eine neue Aufregung und Spannung, wieder zu entdecken, was sonst alles möglich ist und Spaß machen kann.

 

Wenn ich jemanden wirklich toll finde, charakterlich, vom Aussehen und dann passt es aber im Bett einfach nicht zusammen. Wie geht man mit dem Moment um, wenn die Magic auf einmal weg ist, beim ersten Kuss oder Körperkontakt. Macht es Sinn sich da gemeinsam anzunähern oder es einfach sein zu lassen?

Ich glaube es gibt schon ein gewisses Maß an Kompatibilität, sozusagen „für einander geschaffen sein“. Neben dem Aussehen oder dem Charakter gibt es auch noch Dinge, die uns anziehen. Wir verstehen noch nicht gänzlich, wie verschiedene Hormone oder Pheromone wirken und uns beeinflussen, wenn wir anziehend finden oder nicht. Wenn die Magie beim erstes Kuss oder weiteren Berührungen weg ist, dann glaube ich nicht, dass die später auf einmal kommt. Aber, wenn man sich trotzdem gut versteht, kann daraus ja eine schöne Freundschaft werden.

 

Wenn jemand eine Grenze überschreitet, wie spreche ich das am besten an?

Wichtig ist zu betonen, dass du das Verhalten und nicht die Person missbilligst.
Man kann z.B. sagen: „Ich möchte dir etwas sagen, dass mich beschäftigt, möchte aber betonen, dass es um dein Verhalten geht und nicht um dich als Person.“

 

Wie kann man jemandem auch ohne dem laut Stöhnen die nötige Sicherheit vermitteln, dass er gut im Sex ist? Einer Freundin von mir wurde gesagt sie sei zu leise. Sie hat aber trotzdem ihren Spaß, aber Männer, die sie nicht gut kennen sind dann verunsichert.

Nicht nur mit lautem Stöhnen kann man jemanden zeigen, dass es Spaß macht. Wenn man als Person präsent ist, Augenkontakt hat, mit einander spricht, auch mal lacht, dann merkt man eigentlich, ob die andere Person genießen kann. Auch da ist Kommunikation wichtig. Verbal, aber auch mit dem ganzen Körper.

 

Viele Frauen hatten noch nie einen Orgasmus und glauben das sie es einfach nicht können. Kann man es trainieren einen Orgasmus zu haben?

Tatsächlich ist es so, dass einige Frauen noch nie einen Orgasmus hatten. Doch normalerweise rein anatomisch kann jede Frau einen Orgasmus haben, wegen der Existenz der Klitoris. Psychologisch kommen da aber noch weitere Aspekte dazu. Wenn das „nicht haben eines Orgasmus“ nicht thematisiert wird, zieht sich das meistens über Jahre.

Trainieren kann man das vor allem durch Selbstbefriedigung und den eigenen Körper kennen lernen. Manchmal hängt es auch damit zusammen, dass sich eine Frau nicht fallen lassen kann durch Gewalterfahrung oder Missbrauch oder Angst vor dem Kontrollverlust hat, in dem Moment der Ekstase eines Orgasmus.
Hier kann man langsam daran arbeiten, sich selbst zu trauen, die Kontrolle abzugehen und sich verletzlich zu zeigen.

Wenn ich etwas Neues ausprobieren möchte? – Wie taste ich mich am besten ran?

Am besten erstmal den Partner fragen: Gibt es etwas, was du gerne ausprobieren möchtest?
Außerdem sollte man sich überlegen, welche Gründe dahinter stecken, etwas neues auszuprobieren. Macht man es, weil jemand anders davon vor geschwärmt hat und man das Gefühl hat, mithalten zu müssen oder fragt man, weil man wirklich einen Wunsch hat und neugierig ist. Wenn man weiß, warum man etwas ausprobieren will, ist es einfacher, das dem Partner zu kommunizieren.

 

Wie kann ich meinen Partner eröffnen,
dass ich eine offene Beziehung möchte oder polyamor bin?

Wenn das während der Beziehung aufkommt, kann man betonen, dass es auch für einen selbst ein Experiment ist. Wichtig ist offen zu besprechen, was man in der anderen Beziehung bekommt, was man vielleicht vermisst und versuchen, den Partner mit einzubinden in den Prozess. Es geht ja darum, gemeinsam etwas auszuprobieren.
Falls du das schon vorher weißt, am besten so früh, wie möglich mit offenen Karten spielen und vielleicht von bisherigen positiven Erfahrungen erzählen.

→ Hier findest du einen Blogposts über Polyamorie

 

Kannst du uns noch eine Übung erklären, die man gemeinsam oder alleine ausprobieren kann?

Ja gerne. Das ISS – ideales sexuelles Szenario.
Das mache ich mit vielen Paaren.
Jeder soll sein ISS aufschreiben. Wenn er ganz frei wäre und nur die eigenen Wünsche und Fantasien beachten soll, was würde dabei rauskommen. Jeder ist auch ganz frei, wie ausführlich oder in welcher Form er das aufschreibt.
Danach setzt man sich zusammen und entscheidet, was damit passiert.
Nur einer zeigt, oder liest vor, oder man liest es gegenseitig laut oder leise.
Oder es wird nicht offenbart und bleibt ein Geheimnis. Aber auch dadurch kann sich eine Dynamik verändert, z.B. das der Partner neugieriger wird.
Da gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Willst du sonst noch etwas mit uns teilen?

Sexualität ist eine tolle Methode sich selbst lebenslang kennen zu lernen. Es ist ein Spiegel für uns. So lange der Mensch lebt, ist er ein sexuelles Wesen.
Wir entwickeln uns immer weiter und Sexualität kann etwas Tolles sein, dass uns viel über uns selbst zeigt.

 

 

Danke dir, Gerlinde, dass du dir Zeit genommen hast für das Interview.

Hier gehts zum ersten Teil.

 

Hast du dir schon das Video zu den „Five S of Sexuality“ angeschaut?
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Love,
Cosima

 

*  alle Formen von Personen, sind auf alle Geschlechter bezogen

 

 

Was wolltest du schon immer über Sex wissen? – Interview mit einer Sexualtherapeutin  Part II

Was wolltest du schon immer über Sex wissen? – Interview mit einer Sexualtherapeutin Part I

„Jungs, was wolltet ihr schon immer über Sex wissen?“

 

Gemeinsam sitzen wir am Küchentisch in unserer WG. Die beiden schauen mich an, überlegen und sagen doch erstmal nichts. „Na gut, ich les mal die Fragen vor, die ich schon habe.“
Nach dem ich also loslege, entsteht ein offenes, lustiges und interessantes Gespräch.
Wir finden viele Fragen, teilen Turn ons und Turn offs miteinander, überwinden uns bei manchen Themen, sie anzusprechen und regen uns auch über einiges auf.

Die Fragen habe ich gesammelt für das Interview mit Gerlinde Harth.
Danke auch an ein paar Leser*innen, die mir Fragen geschickt haben.
Gerlinde ist Sexualtherapeutin in Würzburg und hat ihre Ausbildung
dazu am Institut für Beziehungsdynamik in Berlin gemacht.

 

Hallo liebe Gerlinde, schön, dass du dir Zeit nimmst für mich und die Fragen.
Legen wir gleich los:

Ich habe das Gefühl, wir haben fest gefahrene Bilder und Meinungen über Sex.
Welches Bild wird durch die Gesellschaft und die Medien vermittelt?

 

Meine erste Assoziation dazu ist, dass das Bild in unserer Gesellschaft ist: Jeder muss Sex haben.
Das ist mir aufgefallen, als ich eine Patientin hatte, die sich als asexuell definiert. Sie selbst findet das normal und hat kein Problem damit. Doch ihr soziales Umfeld kann das nicht verstehen und glaubt es stimmt etwas nicht mit ihr.
Das ist das Tabu der heutigen Zeit: keinen Sex zu haben.

Das Bild von Sex in der Gesellschaft verändert sich jedes Jahrzehnt. Während es letztes Jahrhundert noch ein Tabu war, Sex zu haben, ist es heute andersrum.

Doch es kommt auch sehr darauf in welcher Schicht, Kulturkreis oder Region man aufwächst und lebt. Große Unterschiede gibt es zwischen Stadt und Land. Während z.B. das Transvestitentum in Berlin seine Szene hat, gilt das in ländlichen Regionen immer noch als Skandal.
Auch bei den Generationen gibt es einen großen Unterschied. Meine Eltern z.B. wurden kaum bis gar nichts aufgeklärt und die Frauen waren „auf einmal“ schwanger und haben es oft erst spät gemerkt. Vor allem mit der Einführung der Pille in den 60iger Jahren hat sich einiges verändert in Bezug auf Sexualität und der Dynamik zwischen Mann und Frau.

 

Du bist Sexualtherapeutin. Was macht man als solche und wie arbeitest du?

Ich orientiere mich immer daran, mit was für Anliegen der Patient kommt. Ich habe keine Standardmethode. Es kommt darauf an, ob der Patient mit einer Depression kommt und der sexuelle Bezug, nur ein Teil davon ist. Oft sind Probleme mit der Lust, eine Auswirkung von anderen Probleme oder Belastungen. Ähnlich wie bei Schlafstörungen, die von Stress kommen können.
Ob die Therapie dann einzeln erfolgt oder eine Paartherapie sein wird, lasse ich den Patienten entscheiden.

 

Mit welchen Problemen und Anliegen kommen die Menschen zu dir?

Männliche Patienten kommen oft mit Erektionsstörungen. Eher selten, wegen vorschnellem Orgasmus. Wichtig ist dabei, die Partner*in mit einzubeziehen. Denn oft sind Erektionsprobleme eine Folge von Problemen in einer Beziehung. Manchmal arbeiten wir auch mit Urologen zusammen und die Therapie kann medikamentös unterstützt werden.
Erektionsstörungen werden meistens als Versagen wahrgenommen. Das kann zu höher psychischer Belastung und Depression führen. Da beginnt ein Teufelskreis, weil sich das gegenseitig wieder bedingt.
Auch bei den jeweiligen Partner*innen führt das zu Zweifel und Gedanken, wie „Er will mich nicht.“
Wenn das über einen längeren Zeitraum geht, kann das große Spannungen in einer Beziehung auslösen, vor allem wenn darüber geschwiegen wird.

Viele Frauen kommen mit Luststörungen. Auch hier ist es so, dass es ganz unterschiedliche Gründe dafür geben kann. Probleme in der Beziehung, Stress oder ein gering ausgeprägtes Körpergefühl.
In vielen Fällen wir eine Luststörung als „gegeben“ angesehen und mit einer „das ist halt so“ Mentalität angenommen.
Erst nach Jahren merken, viele Frauen, dass sie ihr Lustempfinden eigentlich doch vermissen und wollen dann wieder daran arbeiten.

Inzwischen habe ich auch einige Frauen als Patientinnen, mit Missbrauchserfahrungen. Sie haben oft Angst vor Körperkontakt oder Penetration und gleichzeitig eine Sehnsucht danach, sich wieder nah und geborgen zu fühlen. Dort ist der Fokus dann auf einer Angsttherapie, sich langsam wieder ran tasten an den Körperkontakt und das Eindringen, erst einmal von einem Selbst mit einem Finger oder Dildos. Das sind dann quasi „Hausaufgaben“, die wir zusammen in den Sitzungen besprechen und die Patienten dann zuhause ausprobieren.

Eher selten kommen Menschen zu mir mit speziellen sexuellen Neigungen oder Orgasmusstörungen.
Kommt aber auch mal vor.

 

 

Viele schieben die Schuld an mangelndem Lustgefühl ihrem Partner zu. Ich habe gemerkt, dass auch viel Arbeit bei mir selbst liegt und ich mich mit meinem Körper auseinandersetzten muss.
Wie kann man damit anfangen, sich mit sich selbst und seiner Sexualität zu beschäftigen?

Den eigenen Körper kennen zu lernen ist ein wichtiger Teil für eine ausgelebte Sexualität. Da gibt es ganz unterschiedliche Wege, z.B. etwas lesen oder Filme schauen. Doch am Ende lernt man sich selbst am besten kennen, wenn man sexuell aktiv ist (alleine und mit anderen), experimentierfreudig bleibt und offen über Erfahrungen und Wünsche spricht.

Man kann ausprobieren z.B. mit offenen Augen durch einen Sexshop zu gehen und zu schauen, was einen interessiert oder neugierig macht oder dann merken, dass das überhaupt nichts für einen ist. Auch das ist komplett in Ordnung.
Auch ohne Partner kann man den eigenen Körper entdecken, sich massieren oder streicheln. Jegliche Art von Körperarbeit stärkt die Verbindung zum eigenen Körper. Fragen, die man sich immer wieder stellen kann, sind:
Wann fühle ich mich wohl? Wann gibt es ein Lustgefühl und was turnt mich eher ab?

 

Ab wann spricht man von einer „sexuellen Störung“,
z.B. Erektions- oder Orgasmusstörung?

Es gibt von der ICD einen Diagnosekatalog, in dem Diagnosekriterien stehen,
wann man von einer bestimmten Störung spricht.
Die Frage ist immer, wie der Patient, die Situation erlebt. Erst wenn es einen Leidensdruck und ein Behandlungsbedürfnis gibt, kommt ein Patient in die Therapie.

 

Schleim, Blut, Körperflüssigkeiten, Haare,…

Oft wird das als „eklig“ bezeichnet. Doch es gehört genauso zu unseren Körpern. Warum finden wir das eklig?

Ich erlebe eigentlich selten, dass das jemand eklig findet.
Sobald ein Gefühl der Lust dem anderen Gegenüber dazu kommt, empfinden wir das nicht als eklig.
Dann gehört es, wie du sagst dazu.

 

Kommunikation macht einen großen Unterschied.
Wie kann ich meine Wünsche ausdrücken und meinem Gegenüber unterstützen,
zu sagen, was er möchte?

Kommunikation ist auf jeden Fall ein wichtiger Teil. Nicht nur im sexuellen Kontext. Hier gibt es verschiedenen Methoden, um seine Wünsche zu äußern. Ganz klassisch Ich-Botschaften benutzen, und die eigenen Gefühle beschreiben. Das setzt natürlich ein gewisses Maß an Selbstwahrnehmung voraus. „Ich wünsche mir, …“
Im Streit kann es auch mal zu ganz anderen Äußerungen kommen. Am Ende ist es hilfreich, wieder zurück zu sich zu kommen und deutlich zu machen, so wollte ich das eigentlich nicht ausdrücken, eigentlich habe ich gemeint, dass,…

 

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich mich erstmal selbst wohlfühlen muss in meinem Körper, so dass ich Kontakt und Berührungen mit anderen Menschen wirklich genießen kann. Wie siehst du das und wie kann man sich selbst mehr mit seinem Körper anfreunden?

Das macht einen großen Unterschied. Am Anfang jeder Therapie erstellen wir eine „sexuelle Landkarte“.
Ein Bereich ist die Selbstwahrnehmung und das Körpergefühl.

Muss ich mich z.B. immer wieder von mir selbst überzeugen? Bin ich empfindsam und verletzlich?
Habe ich Glaubensätze, wie: ‚Ich muss perfekt sein, um geliebt zu werden?’
Solche Haltungen erschweren es sich fallen zu lassen und zu genießen.

Mit Zeit, unterschiedlichen Partnern und Erfahrungen kann man auch an seinem Selbstbildarbeiten. Doch nicht nur im sexuellen Kontext kann sich die Selbstwahrnehmung verändern. Wenn du z.B. in anderen Bereichen deines Lebens Erfolg hast oder neues Selbstbewusstsein bekommst, wirkt sich das auch auf deine Sexualität aus.

 

 

Danke dir, liebe Gerlinde. Das war der erste Teil des Interviews.
Wir haben noch zehn weitere Fragen mit spannenden Antworten.
Die findest du nächste Woche auf cusilife.

 

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Love,
Cosima

*  alle Formen von Personen, sind auf alle Geschlechter bezogen

Liebe, wie du willst – Interview zu Polyamorie

Liebe, wie du willst – Interview zu Polyamorie

polyamorie lieben

Was ist die Natur des Menschen?
Das ist oft die Frage, die gestellt wird, wenn es um Beziehungen geht.
Monogamie oder Polyamorie?
Was entspricht unserem Wesen? Was ist „normal“? 

Das nervt mich. Denn es impliziert, dass es am Ende einen richtigen Weg gibt, wie es „wirklich“ geht.
Welche Beziehungsform gut für den Menschen ist. Diese Herangehensweise nimmt an, dass wir alle gleich sind.

Ich glaube aber, dass wir alle unterschiedlich sind
und das wir erstmal das Übernehmen, was wir kennen gelernt haben.

 

Doch manchmal merken wir, dass das was wir kennen gelernt haben
nicht unbedingt das richtige für uns ist.
Das heißt nicht, dass es allen Menschen so geht.

 

Die Diskussion über Polyamorie und Monogamie zeigt, dass Menschen mehr und mehr anfangen zu fragen, ist das was gerade als „normal“ gilt, das richtige für mich. Und welche andere Formen von Beziehungen zu Menschen gibt es, die vielleicht besser zu mir passen?

„Polyamorie (Kunstwort aus griechisch πολύς polýs „viel, mehrere“ und lateinisch amor „Liebe“) ist ein Oberbegriff für die Praxis, mehr als einen Menschen zur selben Zeit zu lieben. Dies geschieht mit vollem Wissen und dem Einverständnis aller beteiligten Partner.“ ¹

Ich konnte mich noch nie richtig mit dem Gedanken einer monogamen, heteronormative Beziehung identifizieren und gleichzeitig hatte ich den Wunsch danach, weil es das war, was ich kannte.
Weil es das war, was ich als erstrebenswert empfunden habe.
Ich kannte keine Menschen, die andere Beziehungskonzepte lebten und konnte mir nicht vorstellen, wie das funktioniert.

 

Inzwischen durfte ich viele Menschen kennen lernen, die abseits der monogamen, hetero Beziehung leben.
Mein Verständnis von Beziehung, Intimität, Sex, Liebe, Verliebt sein, Vertrauen und Ehrlichkeit hat sich sehr verändert, seit ich mehr auf mich höre und das was ich will, anstatt mich selbst in ein Konzept zu pressen, dass vielleicht für viele Menschen funktioniert, aber sich für mich nicht richtig anfühlt. 

 

So here I am. Living polyamorous. Und ich inzwischen kann ich offen damit umgehen. Ich habe keine Angst mehr verurteilt zu werden, weil ich weiß, es geht darum, ehrlich zu sein: zu mir und zu anderen.

 

Das Studentenradio in München hat
ein Interview mit mir zu dem Thema gemacht.

Der eigentlich Beitrag ist leider nur 2 Minuten lang und ich dachte mir, ich hab ja jetzt meine eigene Plattform, um darüber zu quatschen 😉

 

1. Seit wann lebst du polyamor

 

 

2. Was bedeutet es für dich polyamor zu leben?

 

3. Wie gehen monogame Freunde damit um?

 

 

4. Wie war es von dem monogamen Beziehungsmodell in ein polyamores zu wechsel für dich? Befreiend?

 

 

5. Auf welchem Weg bist du mit der Polyamorie in Kontakt gekommen?

 

 

6. Welchen Rat würdest du jemanden geben der sich für Polyamorie entscheidet, wo findet er Kontakt?

 

7. Wie sieht das Leben in einer polyamoren Beziehung aus?

 

 

Es gäbe noch sehr viel dazu zu sagen. Ist es nicht eins der schönsten Dinge über die Liebe zu philosophieren? ♥
Vor kurzem habe ich Kimchi Cuddels entdeckt. Ein wunderbares Mädchen hat mir den Comic „Ask me about polyamory“ geschenkt. Es kam genau zum richtigen Zeitpunkt in mein Leben. Es hat mich zum Lachen gebracht und mir viel geholfen, zu verstehen, dass eine Beziehung nicht richtig, falsch oder echt sein kann.
Sondern es ist das was es ist und alle involvierten Personen gestalten die Beziehung, so wie es sich gut anfühlt für alle. Ich will dich ermutigen, zu leben und zu lieben, dass du die beste Version von dir bist.
Welche Erfahrung hast du mit dem Thema gemacht?
Hast du noch Fragen? – Dann schreib mir oder poste es in die Kommentare.

Mit Liebe 
Cosima ♥

 

¹ Definition Wikipedia 

© Foto Psychedelic Theatre Berlin 

Zwischen homo und hetero: Pansexualität – Internationaler Coming-out Day

Zwischen homo und hetero: Pansexualität – Internationaler Coming-out Day

coming out day

 

 

„Ich bin transident¹. Ich wurde als Mädchen geboren.“

Im Sommer habe ich einen wunderbaren Jungen kennen gelernt und als er mir das gesagt hat, war meine Reaktion „ Ah cool.“ und unser Gespräch ging weiter.

Ich weiß, dass das nicht immer so abläuft. Aber so sollte es sein.

In meinem Inneren hat es noch etwas ausgelöst: Mit meinem ganzen Herzen wollte ich sagen:
„Danke dir, dass du das  mit mir teilst. Ich weiß, dass nicht alle Menschen offen reagieren.  Aber ich finde dich interessant und wunderschön.“

 

Heute ist Internationaler Coming Out Day.

Die offizielle Seite findest du hier.

Das möchte ich als Anlass nehmen, um meine Gedanken dazu mit dir zu teilen.

Einmal zur Erklärung LGBTIQ*
L steht für Lesben
G steht für Gay
B steht für Bi
T steht für Transident/Transgender
I steht für Intersex
Q steht für Queer.
* steht für alle weiteren Bezeichnungen für Gruppen von sexueller Orientierung oder Geschlechteridentifikation (z.B. Asexualität)
Ich höre viele tolle Geschichten über Outings oder dem generellen Umgang mit Homosexualität und Transidentität mit Unterstützung, Liebe und Akzeptanz. Das ist wunderbar.
Gleichzeitig ist es ein Thema, wo es immer noch Diskriminierung gibt.
Ich höre auch Geschichten von Jugendlichen, die Angst davor haben sich zu outen.

Laut einer neuen Studie in den USA haben 42% der homosexuellen Jugendlichen Suizidgedanken.

Sie haben Angst auf ihre sexuelle Orientierung reduziert und/ oder nur über diese definiert zu werden, Angst verurteilt zu werden, Angst sich für das eigenen Selbst zu schämen.

Angst, dass sie ihre Freunde verlieren, dass ihre Eltern sie ablehnen, dass sie, mit dem wie sie sich fühlen, alleine bleiben, dass ihre sexuelle Orientierung als krank angesehen wird, dass sie sich Spott und Gewalt aussetzen, dass sie sich ständig erklären und rechtfertigen müssen, dass sie nicht mehr einfach nur als Mensch, sondern ab dem Zeitpunkt des Outens, als „besonderer“, „spezieller“ Mensch oder ExotIn behandelt werden.

 

 

Nur einmal Coming Out Day? – Es bleibt nicht bei „einem Outing“.

 

Immer wieder aufs neue wird deine Sexuelle Orientierung als heterosexuell angenommen. Und immer wieder aufs neue wirst du dich outen.

Mein erstes Outing war per Zufall und sehr unvorbereitet bei meiner Mama.
Obwohl ich in meinem Umfeld nie negatives zu meiner sexuellen Orientierung gehört habe,
war es doch ein Thema, was mir manchmal Unbehagen bereitet hat.

 

Bin ich eine Lesbe?
Ist das eine Phase?
Kann ich auch auf beide Geschlechter stehen?

Viele Fragen kamen mir während meiner Pubertät immer wieder in den Kopf.

 

Ich habe mich irgendwo dazwischen gefühlt.
Nicht heterosexuell und nicht homosexuell…

 

Andere Regenbogenjugendliche in meinem Freundeskreis kannte ich nicht und konnte mich nicht zu dem Thema austauschen.

Wenn wir in meiner Mädels-Clique darüber sprachen, dass wir auch gerne mal was mit einem anderen Mädchen ausprobieren wollen würden, nur so der Erfahrung halber, habe ich eine Unsicherheit in mir aufkommen gespürt.
Für mich war es eben nicht nur der Wunsch einer Erfahrung halber, sondern ich finde Mädchen auch schön und interessant im romantischen Sinne.

Zögerlich hab ich das manchmal anklingen lassen.

Ich war mein eigener Richter. Nie hat jemand etwas dagegen gesagt.
Ich hab mich hinter der Einfachheit des hetero-sein versteckt. 

Es ist leichter mit Jungs zu flirten, es ist leichter mit Jungs zu knutschen, es ist leichter mit Jungs zu schlafen…

Ich hatte Angst davor abgestempelt und verurteilt zu werden.
Ich hatte Angst davor, dass nur eine Seite von mir gesehen wird.

 

Wenn ich mit einem Jungen knutsche, will ich mir am liebsten ein Schild umhängen:
Ich steh immer noch auf Mädchen und Jungs.
Und andersrum, wenn ich mit einem Mädchen knutsche, will ich, dass immer noch gesehen wird, dass ich alle Geschlechter mag.

 

Umso aufgeregter war ich als ich mein erstes Date mit einem Mädchen hatte.
Mir wurde ordentlich der Kopf verdreht und mein Herz ein paar Wochen später gebrochen.
Nichts desto trotz war es schön und komisch mit meinen Mädels darüber zu sprechen.

 

Ich hatte Angst, dass sie denken ich könnte mich in sie verlieben.

 

Und bis heute gibt es dieses blöde Gefühl in mir, dass andere Mädchen automatisch denken ich stehe auf sie, nur weil ich generell auch an Mädchen interessiert bin.

 

Von einigen Wochen hat mich jemand gefragt:
„Auf was stehst du eigentlich?“

 

Dem Fragenden war es leicht unangenehm diese Frage zu stellen. Doch sein Interesse hat überwogen. Voller Begeisterung habe ich geantwortet: „Danke, dass du nicht annimmst, dass ich heterosexuell bin.
Momentan würde ich mich am meisten mit den Label pansexuell identifizieren können.
Hier spielt das Geschlecht nicht eine so vordergründige Rolle. Ich mag Menschen.“

 

Es kann durchaus sinnvoll sein und Unterstützung geben sich einem Label der sexuellen Orientierung zugehörig zu fühlen.

Sexualität, Anziehung und Geschlecht haben aber eine Bandbreite.

Es gibt nicht nur hetero und homo…

 

 

lovehasnolabels

 

Doch ein Label bist nicht du. Sexuelle Orientierung, wie Geschlechteridentifikation sind fließend.

Ein Kunstprojekt und passenden TedTalk dazu von Tillett Wright: 50 shades of gay

 

 

Ich bin dankbar dafür, dass ich mich inzwischen so wohl fühle darüber zu sprechen.

Zu lieben und zu leben, wie ich will. 

Ich höre auf mich und meinen Körper. Auf mein Herz und meine Wünsche.
Darüber habe ich hier geschrieben.

Das wünsche ich mir auch für jeden anderen Menschen auf dieser Welt und in diesem Universum!

 

 

coming out day_tolerance_cusilife

 

Noch haben Menschen der LGBTIQ* Community nicht die gleichen Rechte.
Selbst in Deutschland ist eine eingetragene Lebenspartnerschaft der Ehe nicht gleichgestellt.
[Update 30. Juni 2017: Für die #Ehefüralle wurde im Bundestag mit „ja“ gestimmt]

Wichtig zu erkennen ist: Jede und Jeder ist richtig – genau wie er oder sie ist.

Leider wir uns oft das Gegenteil vermittelt.
Von Eltern, dem Umfeld,  LehrerInnen, ArbeitskollegInnen, der gesellschaftlichen „Norm“.

Doch es tut sich was!

Seit Juni 2015 z.B. gibt es in USA die Gleichstellung der Ehe für alle Paare.

 

 

Wenn du selbst über dein Outing nachdenkst, was kann dich dabei unterstützen?

  • Bitte sei dir bewusst, du bist wunderbar genau so wie du bist. Sag es dir vor.
    Glaube und fühle es.
  • Informier dich über andere Geschichten und lass dich inspirieren. Du bist nicht alleine.
  • Schule ist ein geschlossener Rahmen. Doch die Welt wartet auf dich. Vernetzte dich mit anderen Menschen in der LGBTIQ* Community.
  • Es gibt viele Anlaufstellen, Vereine, Hilfestellungen zum Outing, Beratung sowie die diversesten  Gruppen. Es kann sehr hilfreich sein, Gleichgesinnte zu treffe, sich auszutauschen und dein Bewusstsein zu stärken, dass du nich alleine oder verkehrt bist. Hier z.B. der Coming out Day e.v. 
  • Du musst dich keinem Label zu ordnen, um dich auszuprobieren. Du bestimmst über deine Wünsche, Grenzen, Fantasien und Vorlieben.

Hier einige Seiten zur Inspiration:

 

 

Probier dich aus und sei wunderbar, so wie du bist.

 

coming out day_csd_2016_cusilife

Dieses Jahr beim Christopher Street Day in München.

 

Erzähl mir deine Outing-Geschichte.
Hast du Erfahrungen damit in deinem Umfeld gemacht?

Wenn du Fragen hast oder mir persönlich deine Geschichte oder Gedanken erzählen willst, schreibe mir.

Teile gerne diesen Beitrag und zeige Unterstützung und Liebe für alle wunderbaren Menschen da draußen.
Deine Cosima

 

 

Beitragsbild & „lovehasnolabels“ by Have a Gay Day

andere Bilder by cusilife

 

1: Transident wird inzwischen häufiger als transsexuell benutzt, da der Fokus auf Identität anstatt Sexualität gelegt werden soll.

Sexuelle Selbstbestimmung für mehr Magie – Nicht mehr zwischen Schlampe und Mauerblümchen

Sexuelle Selbstbestimmung für mehr Magie – Nicht mehr zwischen Schlampe und Mauerblümchen

 Sexuelle Selbstbestimmung

 

Nein heißt Nein. Darüber müssen wir nicht reden.

Doch es sollte mehr Dialog geben über sexuelle Selbstbestimmung, wenn sich zwei (oder mehr) Menschen annähern wollen.

 

Denn vielleicht heißt es ‚Nein, ich will nicht mit dir schlafen. Aber ja, ich will dich küssen.‘

Wo ist der Raum zum Entdecken?

Knutschen führt zu Fummeln.
Fummeln führt zu Ausziehen.
Ausziehen führt zu Sex.

Schön, dass es NICHT so ist und nicht so sein muss.

Diese Erwartung zerstört die Reise. Die magische Reise, wenn sich Menschen körperlich annähern.

Ich möchte hier nicht über Situationen sprechen, wo Grenzen klar überschritten werden.

Das ist in keinem Fall schön oder recht zu fertigen.

 

Ich wünsche mir, dass jeder Mensch seine Grenzen selbst klar machen kann und dass das in jeder Situation urteilsfrei akzeptiert wird.

 

Über Sexuelle Selbstbestimmung  sollte sich jeder Gedanken machen. Und zwar nicht erst dann, wenn in den Medien darüber berichtet wird.

Ich möchte über sexuelle Selbstbestimmung sprechen in einem Kontext des Ausprobierens und Entdecken der eigenen Sexualität.

 

Was ist wichtig dafür? 

– Einen Raum, in dem alle wissen, es darf alles geäußert werden.
– Ehrlichkeit und Mut deine eigenen Wünsche und Grenzen zu akzeptieren.
– Langsamkeit, um in jedem Moment fühlen zu können, wie es dir geht.
– Eine Verbindung zu dir und deinem Körper.
– Das Loslassen von Bildern und Idealen, wie Sex funktionieren sollte und wie ein schöner
Körper aussieht.

 

Wie oft hab ich mich wieder gefunden in dem inneren Konflikt,

dass ich selbst nicht wusste, was ich will.

Und wenn ich es wusste, dann konnte ich es nicht äußern.

Ich bin ein selbstbewusstes Mädchen und doch prasseln, während ich eigentlich

genießen will, alle möglichen Gedanken und Szenarien auf mich nieder.

 

 

Wenn alles zu schnell geht, bin ich eine Schlampe. Wenn ich aber langsam mache, ein

Mauerblümchen. Wenn ich mich nicht traue, denkt mein Gegenüber vielleicht ich bin

prüde. Wenn ich nur Spaß haben will, aber keine Beziehung, bin ich dann leicht zu haben?

So viele Gedanken, Verurteilungen, Schuld und doch der Drang, dazu, mich auszuprobieren.

 

 

Die eigentliche Frage, die du dir immer stellen solltest: Wie fühlt es sich an?

 

Wie viele Geschichten kenne ich von Freund/innen, dass sie etwas getan oder nicht getan

haben, weil sie glauben, dass „man das eben so macht.“ Alles geht schnell und läuft nach

einem Schema ab. Es bleibt keine Zeit und Raum, um wirklich zu fühlen, was schön ist.

 

Wir lieben mit Erwartung. 

Davor hab ich Angst, weil der Raum für Grenzen nicht mehr gegeben ist. 

 

Geht dabei nicht unglaublich viel verloren?

Stell dir vor du gehst auf eine Entdeckungsreise. Du weißt allerdings schon wo du am Ende ankommen wirst. Du bist so fokussiert auf das Ziel, dass du all die wunderbaren Begegnungen und Ereignisse auf dem Weg nicht mehr wahrnimmst. Du hättest Umwege gehen können und noch mehr entdecken. Doch du stiefelst nur schnurstracks auf das Ziel hin.
Es lohnt sich vermutlich immer noch, wenn das ein schöner Ort ist.
Doch wie wundervoll kann der Weg sein, wenn du langsam bist, wenn du wahrnimmst und alle Sinne offen sind, für das was passiert. 

 

Das Gleiche gilt für die magische Reise, sich gegenseitig anzunähern.

Es wundert mich nicht, dass unser Bild von körperlicher Nähe so sexualisiert ist.

Wir werden tagtäglich bombardiert mit „schönen“, „sexy“ Körpern.

Den großen Teil von Aufklärung übernehmen amerikanischen Teenie-Filme.

Das gibt es in unserer Gesellschaft. Ich merke, dass Menschen eine Unstimmigkeit in sich

entdecken, wenn sie sich nicht wohlfühlen mit den allgemeinen Vorstellungen

wie, wann und wo wir Sex haben sollten.

 

Doch wie kann es anders gehen?

 

Eine Übung fürs Fühlen.

Allein, zu Zweit oder mehr.

Verbindet eure Augen. Stellt euch ein wenig auseinander im Raum.
Atmet ruhig und tief. Fühlt in euren Körper hinein. Wie geht es euch, was spürt ihr?
Wenn ihr euch mit euch selbst verbunden fühlt, findet euch im Raum und kommt euch langsam näher.
Entdeckt eure ganzen Körper. Langsam. Seit sanft und neugierig.
Wie fühlt es sich an, wie riecht der andere, wie schmeckt der andere?
Seid liebevoll.

Fühlt euch selbst und die andere(n) Person(en).

 

Magic_of_love sexuelle Selbstbestimmung üben mehr sexuelle selbstbestimmung

Magic_of_love3

 

Sexuelle Selbstbestimmung heißt meine Grenzen und die aller involvierten Personen zu wahren.

Jederzeit und nicht erst dann, wenn es unangenehm wird.

Einen Raum schaffen, in dem klar ist: Ich darf alle Grenzen und Wünsche äußern.

Ich will nicht erst einen inneren Dialog führen, bei dem ich mich selbst überrede, zusagen,

was ich will. Ich wünschte selbst, es würde sich so einfach anfühle, wie es ausgesprochen ist.

Katzen tun nicht lange rum. Sie schnurren, wenn es ihnen gefällt und sie fauchen, wenn sie etwas nicht mögen. Und wollen wir nicht alle eine schnurrende Katze sein?

 

Doch ich finde mich in der Angst wieder, verurteilt zu werden, Ablehnung zu erfahren oder die andere Person zu verletzten.

 

Doch ist es nicht viel verletzender, nicht aufrichtig mit meinem Gegenüber zu sein?

Stell dir vor, dein/e Partner/in verschweigt dir, was er/sie will oder nicht will?

Würdest du dir wünschen, dass er oder sie es dir sagt?

Ich weiß trotzdem und erlebe auch bei mir selbst immer wieder, dass es Übung braucht.

Selbstsicher mit meinen Wünschen und Grenzen umzugehen.

Gleichzeitig, weiß ich wie wichtig es ist.

 

Wie kannst du deiner sexuellen Selbstbestimmung näher kommen ?

 

Höre auf deinen Körper.

Du hast eine Verbindung zu deinem Körper. Je mehr du diese Verbindung nutzt um

wirklich zu Fühlen, was gerade passiert, desto leichter wird es dir fallen, zu spüren,

was du willst und was nicht.

 

Rede mit anderen Menschen darüber.

Es ist wichtig über deine Wünsche und Grenzen zu sprechen, genauso wie deine Ängste, vielleicht dafür verurteilt zu werden.
Bevor du es mit deinem Partner/in tust, kannst du dich jemand anderen anvertrauen. Sprich es laut vor dir selbst aus.
Wenn es sich komisch oder ungewohnt anfühlt, habe ein wenige Geduld. Du wirst merken, dass du immer sicherer darin werden wirst über deine Wünsche, Grenzen und deinen Körper zu sprechen.

 

Sei langsam.

Dann kannst du spüren, was passiert und was sich verändert.
Was sich gerade vielleicht noch gut angefühlt hat, kann im nächsten Moment schon anders sein. Und das ist vollkommen in Ordnung.

 

Während meines Tantra Retreats bei ‚magic of love‘ haben wir über das Körper-Gedächtnis gesprochen.
Wenn unsere Grenzen überschritten werden, merkt sich unser Körper das. Wir spüren Schmerzen, Blockaden, können schwer Atmen, wenn wir an den Stellen erneut berührt werden.
Das heißt nicht, dass wir dort nie wieder Liebe erfahren können.
Genau das Gegenteil:
Eben diese Blockaden können wir nur lösen, indem wir sie annehmen. Ohne Scham, Schuld und Verurteilung gegen uns oder andere Personen.
Langsam kannst du dich annähern, was sich gut anfühlt für dich.
Sprich offen darüber, was du fühlst.

 

Vertrau dir selbst.

Nur du kannst fühlen, was in dir los ist. Alles was du fühlst ist ok.
Dein Körper ist wertvoll und er will dir zeigen, was ihm gefällt und was nicht.
Das kannst du wertschätzen und wahren, in dem du auf ihn hörst und dir vertraust.

 

Manchmal hab ich das Gefühl wir glauben, es gibt einen Weg Sex zu haben und wie bei fast

allem das eine Ideal, wie es zusammen funktioniert. Das ist Blödsinn.

Jeder Körper, jede Situation, jede Kombination an Menschen ist anders, fühlt sich anders an und will entdeckt werden.

Deswegen trau dich über deine Erfahrungen, deine Wünsche und deine Grenzen zu sprechen.

Denn auch Grenzen sind nicht beständig. Sie können sich jederzeit ändern und das ist in Ordnung.

 

Erwartungen haben keinen Platz, wenn es um Liebe, Magie und sexuelle Selbstbestimmung geht.

 

Wie fühlst du in deinen Körper hinein? Was für Erfahrungen hast du mit dem Thema gemacht?

Ich freue mich auf deinen Kommentar. 

Wenn du das Thema auch wichtig findest, teile gerne den Beitrag.

Cosima

 

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Fotos by Cosima Siegling & magic of love