Nein heißt Nein. Darüber müssen wir nicht reden.
Doch es sollte mehr Dialog geben über sexuelle Selbstbestimmung, wenn sich zwei (oder mehr) Menschen annähern wollen.
Denn vielleicht heißt es ‚Nein, ich will nicht mit dir schlafen. Aber ja, ich will dich küssen.‘
Wo ist der Raum zum Entdecken?
Knutschen führt zu Fummeln.
Fummeln führt zu Ausziehen.
Ausziehen führt zu Sex.
Schön, dass es NICHT so ist und nicht so sein muss.
Diese Erwartung zerstört die Reise. Die magische Reise, wenn sich Menschen körperlich annähern.
Ich möchte hier nicht über Situationen sprechen, wo Grenzen klar überschritten werden.
Das ist in keinem Fall schön oder recht zu fertigen.
Ich wünsche mir, dass jeder Mensch seine Grenzen selbst klar machen kann und dass das in jeder Situation urteilsfrei akzeptiert wird.
Über Sexuelle Selbstbestimmung sollte sich jeder Gedanken machen. Und zwar nicht erst dann, wenn in den Medien darüber berichtet wird.
Ich möchte über sexuelle Selbstbestimmung sprechen in einem Kontext des Ausprobierens und Entdecken der eigenen Sexualität.
Was ist wichtig dafür?
– Einen Raum, in dem alle wissen, es darf alles geäußert werden.
– Ehrlichkeit und Mut deine eigenen Wünsche und Grenzen zu akzeptieren.
– Langsamkeit, um in jedem Moment fühlen zu können, wie es dir geht.
– Eine Verbindung zu dir und deinem Körper.
– Das Loslassen von Bildern und Idealen, wie Sex funktionieren sollte und wie ein schöner
Körper aussieht.
Wie oft hab ich mich wieder gefunden in dem inneren Konflikt,
dass ich selbst nicht wusste, was ich will.
Und wenn ich es wusste, dann konnte ich es nicht äußern.
Ich bin ein selbstbewusstes Mädchen und doch prasseln, während ich eigentlich
genießen will, alle möglichen Gedanken und Szenarien auf mich nieder.
Wenn alles zu schnell geht, bin ich eine Schlampe. Wenn ich aber langsam mache, ein
Mauerblümchen. Wenn ich mich nicht traue, denkt mein Gegenüber vielleicht ich bin
prüde. Wenn ich nur Spaß haben will, aber keine Beziehung, bin ich dann leicht zu haben?
So viele Gedanken, Verurteilungen, Schuld und doch der Drang, dazu, mich auszuprobieren.
Die eigentliche Frage, die du dir immer stellen solltest: Wie fühlt es sich an?
Wie viele Geschichten kenne ich von Freund/innen, dass sie etwas getan oder nicht getan
haben, weil sie glauben, dass „man das eben so macht.“ Alles geht schnell und läuft nach
einem Schema ab. Es bleibt keine Zeit und Raum, um wirklich zu fühlen, was schön ist.
Wir lieben mit Erwartung.
Davor hab ich Angst, weil der Raum für Grenzen nicht mehr gegeben ist.
Geht dabei nicht unglaublich viel verloren?
Stell dir vor du gehst auf eine Entdeckungsreise. Du weißt allerdings schon wo du am Ende ankommen wirst. Du bist so fokussiert auf das Ziel, dass du all die wunderbaren Begegnungen und Ereignisse auf dem Weg nicht mehr wahrnimmst. Du hättest Umwege gehen können und noch mehr entdecken. Doch du stiefelst nur schnurstracks auf das Ziel hin.
Es lohnt sich vermutlich immer noch, wenn das ein schöner Ort ist.
Doch wie wundervoll kann der Weg sein, wenn du langsam bist, wenn du wahrnimmst und alle Sinne offen sind, für das was passiert.
Das Gleiche gilt für die magische Reise, sich gegenseitig anzunähern.
Es wundert mich nicht, dass unser Bild von körperlicher Nähe so sexualisiert ist.
Wir werden tagtäglich bombardiert mit „schönen“, „sexy“ Körpern.
Den großen Teil von Aufklärung übernehmen amerikanischen Teenie-Filme.
Das gibt es in unserer Gesellschaft. Ich merke, dass Menschen eine Unstimmigkeit in sich
entdecken, wenn sie sich nicht wohlfühlen mit den allgemeinen Vorstellungen
wie, wann und wo wir Sex haben sollten.
Doch wie kann es anders gehen?
Eine Übung fürs Fühlen.
Allein, zu Zweit oder mehr.
Verbindet eure Augen. Stellt euch ein wenig auseinander im Raum.
Atmet ruhig und tief. Fühlt in euren Körper hinein. Wie geht es euch, was spürt ihr?
Wenn ihr euch mit euch selbst verbunden fühlt, findet euch im Raum und kommt euch langsam näher.
Entdeckt eure ganzen Körper. Langsam. Seit sanft und neugierig.
Wie fühlt es sich an, wie riecht der andere, wie schmeckt der andere?
Seid liebevoll.
Fühlt euch selbst und die andere(n) Person(en).
Sexuelle Selbstbestimmung heißt meine Grenzen und die aller involvierten Personen zu wahren.
Jederzeit und nicht erst dann, wenn es unangenehm wird.
Einen Raum schaffen, in dem klar ist: Ich darf alle Grenzen und Wünsche äußern.
Ich will nicht erst einen inneren Dialog führen, bei dem ich mich selbst überrede, zusagen,
was ich will. Ich wünschte selbst, es würde sich so einfach anfühle, wie es ausgesprochen ist.
Katzen tun nicht lange rum. Sie schnurren, wenn es ihnen gefällt und sie fauchen, wenn sie etwas nicht mögen. Und wollen wir nicht alle eine schnurrende Katze sein?
Doch ich finde mich in der Angst wieder, verurteilt zu werden, Ablehnung zu erfahren oder die andere Person zu verletzten.
Doch ist es nicht viel verletzender, nicht aufrichtig mit meinem Gegenüber zu sein?
Stell dir vor, dein/e Partner/in verschweigt dir, was er/sie will oder nicht will?
Würdest du dir wünschen, dass er oder sie es dir sagt?
Ich weiß trotzdem und erlebe auch bei mir selbst immer wieder, dass es Übung braucht.
Selbstsicher mit meinen Wünschen und Grenzen umzugehen.
Gleichzeitig, weiß ich wie wichtig es ist.
Wie kannst du deiner sexuellen Selbstbestimmung näher kommen ?
Höre auf deinen Körper.
Du hast eine Verbindung zu deinem Körper. Je mehr du diese Verbindung nutzt um
wirklich zu Fühlen, was gerade passiert, desto leichter wird es dir fallen, zu spüren,
was du willst und was nicht.
Rede mit anderen Menschen darüber.
Es ist wichtig über deine Wünsche und Grenzen zu sprechen, genauso wie deine Ängste, vielleicht dafür verurteilt zu werden.
Bevor du es mit deinem Partner/in tust, kannst du dich jemand anderen anvertrauen. Sprich es laut vor dir selbst aus.
Wenn es sich komisch oder ungewohnt anfühlt, habe ein wenige Geduld. Du wirst merken, dass du immer sicherer darin werden wirst über deine Wünsche, Grenzen und deinen Körper zu sprechen.
Sei langsam.
Dann kannst du spüren, was passiert und was sich verändert.
Was sich gerade vielleicht noch gut angefühlt hat, kann im nächsten Moment schon anders sein. Und das ist vollkommen in Ordnung.
Während meines Tantra Retreats bei ‚magic of love‘ haben wir über das Körper-Gedächtnis gesprochen.
Wenn unsere Grenzen überschritten werden, merkt sich unser Körper das. Wir spüren Schmerzen, Blockaden, können schwer Atmen, wenn wir an den Stellen erneut berührt werden.
Das heißt nicht, dass wir dort nie wieder Liebe erfahren können.
Genau das Gegenteil:
Eben diese Blockaden können wir nur lösen, indem wir sie annehmen. Ohne Scham, Schuld und Verurteilung gegen uns oder andere Personen.
Langsam kannst du dich annähern, was sich gut anfühlt für dich.
Sprich offen darüber, was du fühlst.
Vertrau dir selbst.
Nur du kannst fühlen, was in dir los ist. Alles was du fühlst ist ok.
Dein Körper ist wertvoll und er will dir zeigen, was ihm gefällt und was nicht.
Das kannst du wertschätzen und wahren, in dem du auf ihn hörst und dir vertraust.
Manchmal hab ich das Gefühl wir glauben, es gibt einen Weg Sex zu haben und wie bei fast
allem das eine Ideal, wie es zusammen funktioniert. Das ist Blödsinn.
Jeder Körper, jede Situation, jede Kombination an Menschen ist anders, fühlt sich anders an und will entdeckt werden.
Deswegen trau dich über deine Erfahrungen, deine Wünsche und deine Grenzen zu sprechen.
Denn auch Grenzen sind nicht beständig. Sie können sich jederzeit ändern und das ist in Ordnung.
Erwartungen haben keinen Platz, wenn es um Liebe, Magie und sexuelle Selbstbestimmung geht.
Wie fühlst du in deinen Körper hinein? Was für Erfahrungen hast du mit dem Thema gemacht?
Ich freue mich auf deinen Kommentar.
Wenn du das Thema auch wichtig findest, teile gerne den Beitrag.
Cosima
PS. Hast du dich schon für meinen kostenlosen Newsletter angemeldet?- Hier geht’s lang.
Fotos by Cosima Siegling & magic of love
Sehr interessantes Thema liebe Cosima. Da ich mit meiner Sexualität schon lange im Reinen bin, aber sicher noch die ein oder andere Ecke entdecken könnte, gebe ich dir da auf jeden Fall Recht. Die Menschen sollten sich bewusster mit ihrer Sexualität auseinander setzen. Ich habe mir ehrlich gesagt darüber noch nie wirklich viele Gedanken gemacht, sondern nur gefühlt.
LG Andi
Lieber Andi,
freut mich, dass du da für dich schon einen guten Umgang gefunden hast
und im Fühlen drin bist. Das ist sehr wertvoll.
Danke fürs Teilen deiner Gedanken.
Viele Grüße
Cosima
Es ist interessant, dass etwas wie Langsamkeit und „in sich hineinspüren“ für mich in so vielen Situationen mehr und mehr zur Selbstverständlichkeit gehört und beim Thema körperliche Nähe und Sex bin ich zwar mittlerweile bewusster unterwegs aber hätte es doch noch nicht so gesehen, wie es Dein Eintrag beschreibt.
Lieben Dank für Deine Gedanken und Erfahrungen dazu.
Thomas
Lieber Thomas,
freut mich sehr, dass du die Langsamkeit und das Fühlen für dich schon entdeckt
und integrierst hast.
Denn letztlich ist es nicht nur das einmal Lesen, sondern wirklich das annehmen,
sich selbst beobachten und Gewohnheiten verändern, damit wir auch wirklich anders lieben und leben,
so wie es sich schöner für uns anfühlt.
Cosima
Wow….tolle Beitrag Cosima!
Weiter so!
lg Georg
Danke dir, Georg 🙂
Liebe Grüße
Cosima