Stelle dir vor du steigst aus einem FKK Pool und willst dir deine Badeshorts wieder anziehen.
Nach wenigen Minuten löst sich deine Hose auf und zerfällt in einzelne Teile.
Schön blöd.
Klingt danach, als ob du in Säure gebadet hättest?
Die Geschichte wurde mir so erzählt. Es war allerdings ein Pool voll mit Öl und die Shorts waren aus Latex. Latex und Öl finden sich nämlich gar nicht geil. Das passiert nicht nur bei Latexshorts, sondern auch bei Kondomen aus Latex. Das Öl macht das Latex porös und es reißt schneller. Ich wusste das super lange nicht.
Das hätte doch mal jemand im Aufklärungsunterricht erwähnen können, oder?
In diesem Artikel möchte ich das Thema Safer Sex nochmal aufgreifen. Ich habe bereits zwei Artikel zu STIs (Sexual transmitted infections / dt. sexuell übertragbare Krankheiten) geschrieben.
Seitdem bekomme ich immer mal wieder Anfragen, dazu, wo man sich am besten auf STIs testen lässt oder wie man über sexuelle Gesundheit in einer Beziehung spricht.
Ich lerne immer selbst dazu und es gibt einige Dinge, die ich in den letzten Artikeln nicht angesprochen habe, die mir aber wichtig erscheinen. In den letzten Artikeln ging es vor allem über Symptome, Übertragung und zwei Meinungen von Expert*innen. In diesem Beitrag möchte ich einen kurzen Überblick geben, was du für deine persönliche sexuelle Gesundheit machen kannst.
Doch zuerst will ich erzählen, warum ich einige Dinge in den letzten Artikeln nicht erwähnt habe. Einige Dinge wusste ich selbst noch nicht oder wusste nicht, wie wichtig es ist, sie hervorzuheben, z.B. Krätze ( en. Scabies).
Es war neu für mich so öffentlich über safer sex und sexuelle Gesundheit zu schreiben. Auch für mich noch schambehaftet. Wie konkret kann ich über safer sex schreiben, was traue ich mich zu sagen? Denkt jemand ich übertreibe total?
In den letzten Monaten ist mein Selbstbewusstsein rund um das Thema gewachsen und damit auch der Mut darüber zu sprechen. Ich werde im folgenden den Begriff 'Safer Sex' benutzen. Er soll deutlich machen, dass Sex nicht safe (sicher) ist, aber safer (sicherer) sein kann. Allerdings bleibt immer ein Restrisiko, sich mit einer Krankheit anzustecken oder schwanger zu werden/eine Person zu schwängern.
Das anzuerkennen ist wichtig. STIs sind keine Bestrafung oder Folge von schlechter Hygiene. Die meistens Menschen haben im Laufe ihres Lebens eine sexuell übertragbare Krankheiten.
Alles halb so wild!
Je aufgekläter und ehrlicher wir sind, desto einfacher und sicherer können wir damit umgehen.
Also hier 7 Facts & Tipps, die ich gerne früher über safer sex und sexuelle Gesundheit gewusst hätte.
1) Testen gehen! Mutig sein.
Lass dich alle 3/6/12 Monate auf STIs testen. In Deutschland ist es leider schwerer sich kostenfrei testen zu lassen als in anderen Ländern. Normalerweise wird erst getestet, wenn man schon Symptome zeigt. Bisschen spät für Vorsorge. Infektionologische Praxen oder Gesundheitszentren testen meistens kostenfrei. Ansonsten kannst du dich bei deinem Hausarzt auch kostenpflichtig auf verschiedene STIs testen lassen.
Wie oft und auf was du testen lassen solltest, kommt darauf auf, wie dein Sexualleben aussieht.
Wenn du eher risky unterwegs bist, dann ist ein regelmäßiges Durchchecken eine gute Idee.
Falls du gerade in einer sexuell monogamen Beziehung bist, dann reicht vermutlich einmal im Jahr. Allerdings kommt das auch auf dein Verhalten davor an.
Falls du unsicher bist, sprich am besten mit einem Arzt/Ärztin darüber.
2) Mund auf - ein Gespräch über Safer Sex.
Great. Du hast deine Testergebnisse. Das heißt du kannst deine SexualpartnerInnen bei einem Safer Sex Talk über deinen Status informieren und damit auch ein Vorbild sein, das andere Menschen ermutigt sich testen zu lassen.
Weitere Fragen können sein:
- Wie willst du dich in sexuellen Situationen schützen?
z.b. mit Kondomen, Handschuhe für Fingern (siehe Punkt 4), Lecktücher - Welche Verhütungsmethode benutzt ihr?
- Wie ist safe seid ihr sonst unterwegs?
- Habt ihr gerade noch andere sexuelle PartnerInnen?
Hier ein Flowchart, wie so eine Unterhaltung ablaufen kann:
Das ganze klinkg noch klinisch für dich und eher unsexy?
Yep. I get it. Anfangs fande ich das alles auch schwierig und unangenehm. Und das ist auch heute noch manchmal so. Doch es wird leichter.
Auf mich und meine Gesundheit zuachten und damit auch auf die Gesundheit anderer gibt mir ein gutes Gefühl. Ich mache mir weniger Sorgen und habe selten Angst vor einem Test, weil ich weiß, dass ich die die "Vorkehrungen" getroffen habe, die ich für wichtig erachte.
3) Gleitgel, Öl, Spielzeug und Kondome – Was geht mit was?
Hmm eine schöne Massage mit Öl. Kokosnuss, Mandel oder mit Aroma. Ich liebe Öl.
Was ich lange nicht wusste: Latex und Öl vertragen sich kein bisschen!
Öl zersetzt das Latex und das Kondom kann leicht reißen.
Hier ein Überblick - was geht mit was?
Silikon mit Silikon lässt das Material des Spielzeugs langsam kaputt gehen. Also am besten nur mit wasserbasiertem Gleitgel oder mit Öl benutzen.
Wenn du mehr über Öl als Gleitmittel lesen willst, hat beducated ein ausführlichen Artikel dazu geschrieben.
Kennst du schon Einhornkondome? Sie sind fair produziert und ihre Verpackungen sind lustig. Latexfreie Kondome sind in der Regel etwas teurer, lohnen sich aber für Spaß mit Öl.
Find your size: Von Menschen mit Penis wurde mysize in letzter Zeit empfohlen. Die Kondomfirma mysize bietet viele verschiedene Größen (Umfang und Länge) an. Es gibt auch Probepackungen, wo du ausprobieren kannst, welche Größe sich am besten anfühlt.
4) Cover your hands – Handschuhe
Im letzten Artikel habe ich vor allem über Kondome als Schutz vor STIs gesprochen. Und ja, das ist für Penise und penisähnliches Spielzeug der beste Schutz. Allerdings auch für sexy Fingerkrams sollte man wissen, wie man sich schützen kann.
Handschuhe aus Nitril!
Die gibt es in vielen Farben und Größen. In schwarz oder pink sehen die ziemlich sexy aus und verlieren den sterilen Charakter. Sie sollten möglichst eng sitzen und nicht schlabbern. Probier verschiedenen Größen aus. Falls sie zu klein sind, wird es schwierig sie anzuziehen.
Insider Tipp: Falls ihr mal nur kleine Größen habt, bisschen Gleitgel auf die Hände und das Anziehen geht leichter.
Für Pussys oder Anal: Handschuh an, Gleitgel (oder Öl) drauf und du kannst mit sicherem Fingerspiel loslegen.
Vor allem in Situationen mit mehreren Menschen gleichzeitig oder auf einer Playparty können Handschuhe dabei helfen alles sauber und einfach zu halten. Du musst nicht darüber nachdenken, wo deine Hände schon waren. Einfach Handschuhe ausziehen und alles ist wieder clean.
Du solltest besonders darauf achten, dass Finger nicht von Anal zurück zu Pussy oder Penis kommen.
5) Lecken mit Lecktüchern oder Frischhaltefolie
Mehr und mehr kommen sog. Lecktücher auf (auch dental dams genannt). Wie bei Kondomen gibt es sie auch mit Geschmack. Man legt sie über die Stelle , die man lecken will und hat damit eine sicherer Barriere. Lecktücher bestellt man am besten online, weil es sie noch nicht in allen Drogeriemärkten gibt. Aber man kann auch Kondome aufschneiden oder mit Frischhaltefolie improvisieren (dabei solltest du darauf achten, dass es keine Mikrowellengeeignete Folie ist, da diese kleine Löcher haben, damit die Feuchtigkeit in der Mikrowelle verdampfen kann).
Unsexy as fuck oder was?
Lecktücher haben noch keinen so guten Ruf, vor allem weil sie noch weniger repräsentiert werden als Kondome oder Handschuhe. Sie gehören nicht dazu, wenn wir über Sex nachdenken. Allerdings kann es wie ein tolles neues Spielzeug sein mit dem man eben rumprobiert, wie es sich anfühlt.
Und lieber safe than sorry.
Video entstanden für https://sex-positive.com
6) Hefepilz & Krätze
Diese beiden Krankheiten habe ich im letzten Artikel nur am Rande erwähnt. Daher möchte ich den beiden etwas Aufmersamkeit schenken.
Hefepilz (Candidose): Jede Frau mit der ich darüber spreche hatte schon mal eine vaginale Hefepilzinfektion. Das kann durch übertriebene Intimhygiene (zu viel Seife), ein schwaches Immunsystem oder einen pH-Wert Schwankung kommen. Es ist also ganz normal, das manchmal zu bekommen. Es kann sich natürlich auch sexuell übetragen.
Mir wurde gesagt auf Penise überträgt es sich nicht oder eher selten, weil der Penis zu wenig Schleimhaut für den Pilz bietet, um sich festzusetzten. Aber mir ist es schon passiert, dass ich jemanden damit angesteckt habe. Wir haben dann beide die Creme benutzt (gibt es rezeptfrei in der Apotheke) und nach ein paar Tagen ist alles wieder schick.
Krätze oder auch Skabies genannt sind Krätzemilben, die sich auf der Haut befinden und Juckreiz auslösen. Krätze ist leicht übertragbar durch engen Hautkontakt oder indirekt über Bettwäsche oder Handtücher. Daher ist es schwer sich davor zu schützen. Krätze kommt häufiger vor als ich dachte, vor allem weil es so leicht übertragbar ist. Außerdem kann die Inkubationszeit mehrere Wochen sein. Aber auch die Behandlung geht leicht durch eine Creme, die auf dem ganzen Körper aufgetragen wird.
7) Dein Safer Sex Täschen to go
Das Kondom im Geldbeutel ist zwar ein Anfang, aber nicht der beste Platz dafür. Durch die ständige Reibung wird es weniger stabil. Am besten du stellst dir ein Safer Sex Täschen zusammen, das du leicht mitnehmen kannst.
Möglicher Inhalt:
*Kondome (latex und latexfreie)
*Handschuhe (z.B. pink (Größe S) und schwarz (Größe M oder L)
*Lecktuch
*kleines Desinfektionsgel
*Gleitgel (silikon oder wasserbasiert)
(My favourite: Eros Bodyglide)
*Taschentücher und/oder Feuchtetücher
Natürlich muss nicht immer alles dabei sein, je nach dem, wie deine sexuellen Präferenzen sind, kannst du dir dein individuelles Täschen zusammen stellen oder eine größere Beutelversion mit Handtuch , Spielzeug, Öl und allem, was du sonst noch gern dabei hast.
Because safer sex is better sex.
Danke, dass du bis zum Ende gelesen hast. Ich hoffe du konntest etwas für deine persönliche sexuelle Gesundheit mitnehmen. Hast du noch Fragen? Schreibs gern in die Kommentare oder schicke mir eine Nachricht.
with love.
Vielen Dank für die wertvolle Auflistung von Tipps zur Verbesserung der sexuellen Gesundheit! Ich habe zwar am Brennen beim Wasserlassen gelitten und dachte, dass ich mir eine sexuell übertragene Krankheit angezogen habe. Glücklicherweise hat es sich nach Besuch meines Urologen herausgestellt, dass es sich dabei nur um eine Blasenentzündung handelte, die nach einer kurzen Therapie mit Antibiotika spurlos verschwunden ist.