Was ist die Natur des Menschen?
Das ist oft die Frage, die gestellt wird, wenn es um Beziehungen geht.
Monogamie oder Polyamorie?
Was entspricht unserem Wesen? Was ist „normal“?
Das nervt mich. Denn es impliziert, dass es am Ende einen richtigen Weg gibt, wie es „wirklich“ geht.
Welche Beziehungsform gut für den Menschen ist. Diese Herangehensweise nimmt an, dass wir alle gleich sind.
Ich glaube aber, dass wir alle unterschiedlich sind
und das wir erstmal das Übernehmen, was wir kennen gelernt haben.
Doch manchmal merken wir, dass das was wir kennen gelernt haben
nicht unbedingt das richtige für uns ist.
Das heißt nicht, dass es allen Menschen so geht.
Die Diskussion über Polyamorie und Monogamie zeigt, dass Menschen mehr und mehr anfangen zu fragen, ist das was gerade als „normal“ gilt, das richtige für mich. Und welche andere Formen von Beziehungen zu Menschen gibt es, die vielleicht besser zu mir passen?
„Polyamorie (Kunstwort aus griechisch πολύς polýs „viel, mehrere“ und lateinisch amor „Liebe“) ist ein Oberbegriff für die Praxis, mehr als einen Menschen zur selben Zeit zu lieben. Dies geschieht mit vollem Wissen und dem Einverständnis aller beteiligten Partner.“ ¹
Ich konnte mich noch nie richtig mit dem Gedanken einer monogamen, heteronormative Beziehung identifizieren und gleichzeitig hatte ich den Wunsch danach, weil es das war, was ich kannte.
Weil es das war, was ich als erstrebenswert empfunden habe.
Ich kannte keine Menschen, die andere Beziehungskonzepte lebten und konnte mir nicht vorstellen, wie das funktioniert.
Inzwischen durfte ich viele Menschen kennen lernen, die abseits der monogamen, hetero Beziehung leben.
Mein Verständnis von Beziehung, Intimität, Sex, Liebe, Verliebt sein, Vertrauen und Ehrlichkeit hat sich sehr verändert, seit ich mehr auf mich höre und das was ich will, anstatt mich selbst in ein Konzept zu pressen, dass vielleicht für viele Menschen funktioniert, aber sich für mich nicht richtig anfühlt.
So here I am. Living polyamorous. Und ich inzwischen kann ich offen damit umgehen. Ich habe keine Angst mehr verurteilt zu werden, weil ich weiß, es geht darum, ehrlich zu sein: zu mir und zu anderen.
Das Studentenradio in München hat
ein Interview mit mir zu dem Thema gemacht.
Der eigentlich Beitrag ist leider nur 2 Minuten lang und ich dachte mir, ich hab ja jetzt meine eigene Plattform, um darüber zu quatschen 😉
1. Seit wann lebst du polyamor
2. Was bedeutet es für dich polyamor zu leben?
3. Wie gehen monogame Freunde damit um?
4. Wie war es von dem monogamen Beziehungsmodell in ein polyamores zu wechsel für dich? Befreiend?
5. Auf welchem Weg bist du mit der Polyamorie in Kontakt gekommen?
6. Welchen Rat würdest du jemanden geben der sich für Polyamorie entscheidet, wo findet er Kontakt?
7. Wie sieht das Leben in einer polyamoren Beziehung aus?
Es gäbe noch sehr viel dazu zu sagen. Ist es nicht eins der schönsten Dinge über die Liebe zu philosophieren? ♥
Vor kurzem habe ich Kimchi Cuddels entdeckt. Ein wunderbares Mädchen hat mir den Comic „Ask me about polyamory“ geschenkt. Es kam genau zum richtigen Zeitpunkt in mein Leben. Es hat mich zum Lachen gebracht und mir viel geholfen, zu verstehen, dass eine Beziehung nicht richtig, falsch oder echt sein kann.
Sondern es ist das was es ist und alle involvierten Personen gestalten die Beziehung, so wie es sich gut anfühlt für alle. Ich will dich ermutigen, zu leben und zu lieben, dass du die beste Version von dir bist.
Welche Erfahrung hast du mit dem Thema gemacht?
Hast du noch Fragen? – Dann schreib mir oder poste es in die Kommentare.
Mit Liebe
Cosima ♥
© Foto Psychedelic Theatre Berlin
Liebe Cosima,
ich glaube Deine offene und positive Art, mit der Du in diesem Interview Deinen Umgang mit Polyamorie und Beziehungen im Allgemeinen beschreibst, kann Menschen wirklich Mut machen, die sich für das Thema interessieren. Ich hab mich in vielen Deiner Antworten wiedergefunden.
Danke 🙂
Susann
Liebe Susann,
danke! Das ist so schön zu hören.
Freut mich, dass du dich wieder findest.
Allerliebste Grüße
Cosima
Hi Cosima,
schöne Sachen sagt du über die wunderbare Welt der Polyamorie! Hat mir auch schon einiges Neues gezeigt. Wie schön es ist eine Beziehung nicht in ein Korsett aus Erwartungen zu pressen, sondern als einzigartig wahrzunehmen. Was für ein schönes Gefühl es ist, sich für das Glück eines geliebten Menschen (mit-) zu freuen und wie das einen selbst bereichert. In welch vielfältigen Formen sich die eigene Eifersucht zeigt und welche verborgenen Ängste dadurch sichtbar und begreifbar werden.
Und wie die Nähe und das Vertrauen zu einem Menschen wachsen kann wenn man sich Gegenseitig Freiheit gibt, und auch darüber sprechen kann.
Deswegen, trotz einiger Tiefschläge: ich möcht das Poly-leben nicht mehr missen!
jan
Lieber Jan,
Danke dir für den schönen Kommentar.
Was für wunderbare Worte. Da stimme ich dir sehr zu.
Voll schön, dass du das Poly-Leben für dich entdeckt hast.
Ganz liebe Grüße
Cosima
Hallo ihr Lieben,
offen gesagt erschreckt mich gerade das Interview. Hat nich gerade die Polyamorie eben doch genau die „ungeschriebenen“ Regeln, deren Fehlen die Interviewpartnerin geradezu als das Besondere forumuliert?! Schon in der Einleitung wird ja die Wikipedia zitiert. Nur der ERSTE Satz. Den zweiten, dass die Beziehungen 1. einvernehmlich (Regel Nr.1), transparent (Regel Nr. 2) und langfristig angelegt sind (Regel und Erwartung, die sich aus dem Kennenlernen ergibt, sobald mal „polyamor“ sagt) ergibt, diesen zweiten Satz lasst ihr einfach weg. Sowohl im Text, als auch im Interview.
Das ist so etwa wie mit dem Zitat der Friedensbewegung „Stell Dir vor es ist Krieg und niemand geht hin.“ Und, auch wenn dem Urheber dieser Satz nicht nachgwiesen werden kann, steht da doch auch noch ein zweiter Satz dahinter: Dann wirst Du sehen, kommt der Krieg zu Dir.
So ähnlich ist es doch mit der Polyamorie. Das gänzliche Fehlen von ungeschriebenen Regeln (die drei Grundregeln in der P. sind dagegen ja soager verschriftlicht) entspricht dafür aber ganz genau dem Beziehungsmodell der Beziehungsanarchie, bei dem genau das was Du sagst gilt, nämlich dass alle Regeln frei ausgehandelt werden. Wenn sich mir jedoch ein potentieller Parnter vorstellt und sagt, ich bin polyamor, dann darf ich davon ausgehen, dass die drei (sexual-)ehtischen Grundwerte nicht verhandelt werden müssen, da sie a priori sozusagen zum Gen-Code der Polyamrie gehoren.
Und wenn das mein Gegenüber nicht so meint, und ich das erst nach dem Verlieben herausbekomme, fühle ich mcih, gelinde gesagt, verarscht.
Bitte versteht meine Kritik nicht als Kritik an einer Person oder am Modell der BA. Die Beziehungsanarchie ist ganz wunderbar, genau für Menschen, die eben keine „Regeln“ oder „Grundwerte“ wie Einvernehmlichkeit oder Transparenz UND langsfristige Orientiereung als gesetzt akzeptieren, sondern sich das bei jedem Menschen offen halten wollen individuell zu verhandeln. Es ist nur eine Kritik an dem Umgang mit der Geschichte der Polyamroie, die sich ja mal von der „Freien Liebe-Bewegung“ genau aus dem Grund abgespalten hat, weil viele Leute in der Freien Liebe einfach nicht genug Verbindlichkeitserwartung spüren konnten und sich das jedes mal erkämpfen mussten, dass sie es „ernst“ meinen mit ihren Partnern und auch für die Kinder ein stabiles Umfeld haben wollten. Das war in der Freien Liebe ja geadezu verpöhnt am Anfang.
Die Polyamroie ist daher sozusagen die „spießigste“ der offenen Beziehungsformen, für Leute, die sich nicht exklusiv binden möchten, tiefe emotinale Bindung suchen und nicht bei jedem Date erst noch verhandeln wollen, ob es nun um den Moment, die Nacht oder das Wochenende geht oder wie lange es eben schön ist , sondern ohne darüber noch groß reden zu müssen, beid erwarten eine feste Beziehung aufzubauen, sich also dem Thema Beziehungsarbeit zu stellen, eine gemeinsame Zukunft zu suchen mit mehreren Partnern, soweit das eben möglich ist. Liebe im Sinne der tiefen emotionalen Bindung und nicht im Sinne der offenen Beziehung, wo jeder prinzipiell nur das macht, was ihm gerade Genuss und Verngnügen bereitet. Ob das dann mit dem Partner geht, das sieht man ja immer erst später. Doch die Absicht dazu, die gehört zur P. wie die Hierarchiefreheit zur BA und die Ungebundenheit zur Freien Liebe. Und das ist jetzt nicht meie private, spießige Aussenseitermeinung, sondern enspricht den Quellen der Polyamorie, so wie es auch historisch belegt ist (und ja auch Sinn macht, wenn man die anarchistischen Tendenzen der Freien Liebe mit den Augen von Eltern sieht zum Beispiel).
Ich finde es mega-schade, dass durch sochle Verwerfungen die P. in den Medien einfach mit anderen offenen Formaten durcheinander gebracht wird. Man kann den historischen Teil auch in der Wikipedia nachlesen und auch in den Foren-Archiven der Neunziger Jahre, wo P. ja wie gesagt quasi als Konter-Revulotion der Freien Liebe geboren wurde.
Ehrlich gesagt weiß ich aber nicht, wie man dabei helfen kann, dass solche Missverständnisse weniger werden, außer man recherchiert einfach mal etwas besser.
Lieben Gruß aus Berlin
Hey Atman,
danke dir erstmal für den langen und ausführlichen Kommentar.
Diesen historischen Hintergrund kannte ich nicht und bin froh, dass du mir da was neues zeigst.
Ich kann auch diese Sehnsucht nachvollziehen nach der tieferen, stabileren Beziehung in der BA. Ich finde das auch überhaupt nicht spießig.
Ich hatte nicht die Intention Polyamorie als total frei oder als BA darzustellen. Falls ich das getan habe oder da mit verschiedenen Beschreibungen, Missverständnisse erzeugt habe, dann werde ich da in Zukunft versuchen, mehr darauf zu achten.
Polyamorie bedeutet ja, wie du sagst, auch feste, emotionale Beziehungen haben. Doch auch die, so empfinde ich, sind oft individuell gestaltet und entsprechen nicht unbedingt einem bestimmten Beziehungsmuster.
Ich glaube, was ich mit der Betonung auf Freiheiten und individuelle Gestaltung sagen möchte, ist, dass es darum geht, dass sich jeder wohl fühlt. Das heißt für mich aber nicht, dass es immer nur freier werden sollte.
Liebe Grüße
Cosima
Wuhu. Das Interview wurde im Polyamorie Magazin erwähnt.
Danke dafür 🙂
Gerne geschehen, ist ja ein gutes Interview.
Herzliche Grüße, Viktor