Safer Sex: 7 Facts und Tipps, die ich gern früher gewusst hätte?

Safer Sex: 7 Facts und Tipps, die ich gern früher gewusst hätte?

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© R. Kossmann/cusilife 

Stelle dir vor du steigst aus einem FKK Pool und willst dir deine Badeshorts wieder anziehen.
Nach wenigen Minuten löst sich deine Hose auf und zerfällt in einzelne Teile. 

Schön blöd. 

Klingt danach, als ob du in Säure gebadet hättest?

Die Geschichte wurde mir so erzählt. Es war allerdings ein Pool voll mit Öl und die Shorts waren aus Latex. Latex und Öl finden sich nämlich gar nicht geil. Das passiert nicht nur bei Latexshorts, sondern auch bei Kondomen aus Latex. Das Öl macht das Latex porös und es reißt schneller.  Ich wusste das super lange nicht.

Das hätte doch mal jemand im Aufklärungsunterricht erwähnen können, oder?

In diesem Artikel möchte ich das Thema Safer Sex nochmal aufgreifen. Ich habe bereits zwei Artikel zu STIs (Sexual transmitted infections / dt. sexuell übertragbare Krankheiten) geschrieben.

Seitdem bekomme ich immer mal wieder Anfragen, dazu, wo man sich am besten auf STIs testen lässt oder wie man über sexuelle Gesundheit in einer Beziehung spricht.  

Ich lerne immer selbst dazu und es gibt einige Dinge, die ich in den letzten Artikeln nicht angesprochen habe, die mir aber wichtig erscheinen. In den letzten Artikeln ging es vor allem über Symptome, Übertragung und zwei Meinungen von Expert*innen. In diesem Beitrag möchte ich einen kurzen Überblick geben, was du für deine persönliche sexuelle Gesundheit machen kannst. 

Doch zuerst will ich erzählen, warum ich einige Dinge in den letzten Artikeln nicht erwähnt habe. Einige Dinge wusste ich selbst noch nicht oder wusste nicht, wie wichtig es ist, sie hervorzuheben,  z.B. Krätze ( en. Scabies).

Es war neu für mich so öffentlich über safer sex und sexuelle Gesundheit zu schreiben. Auch für mich noch schambehaftet.  Wie konkret kann ich über safer sex schreiben, was traue ich mich zu sagen?  Denkt jemand ich übertreibe total?

In den letzten Monaten ist mein Selbstbewusstsein rund um das Thema gewachsen und damit auch der Mut darüber zu sprechen. Ich werde im folgenden den Begriff 'Safer Sex' benutzen. Er soll deutlich machen, dass Sex nicht safe (sicher) ist, aber safer (sicherer) sein kann. Allerdings bleibt immer ein Restrisiko, sich mit einer Krankheit anzustecken oder schwanger zu werden/eine Person zu schwängern.

Das anzuerkennen ist wichtig. STIs sind keine Bestrafung oder Folge von schlechter Hygiene. Die meistens Menschen haben im Laufe ihres Lebens eine sexuell übertragbare Krankheiten.

 Alles halb so wild! 

Je aufgekläter und ehrlicher wir sind, desto einfacher und sicherer können wir damit umgehen.

Also hier 7 Facts & Tipps, die ich gerne früher über safer sex und sexuelle Gesundheit gewusst hätte.

 
1) Testen gehen! Mutig sein.

Lass dich  alle 3/6/12 Monate auf STIs testen. In Deutschland ist es leider schwerer sich kostenfrei testen zu lassen als in anderen Ländern. Normalerweise wird erst getestet, wenn man schon Symptome zeigt. Bisschen spät für Vorsorge.  Infektionologische Praxen oder Gesundheitszentren testen meistens kostenfrei. Ansonsten kannst du dich bei deinem Hausarzt auch kostenpflichtig auf verschiedene STIs testen lassen.  
Wie oft und auf was du testen lassen solltest,  kommt darauf auf, wie dein Sexualleben aussieht.
Wenn du eher risky unterwegs bist, dann ist ein regelmäßiges Durchchecken eine gute Idee. 
Falls du gerade in einer sexuell monogamen Beziehung bist, dann reicht vermutlich einmal im Jahr. Allerdings kommt das auch auf dein Verhalten davor an.
Falls du unsicher bist, sprich am besten mit einem Arzt/Ärztin darüber. 

 

2) Mund auf - ein Gespräch über Safer Sex.  

 Great. Du hast deine Testergebnisse. Das heißt du kannst deine SexualpartnerInnen bei einem Safer Sex Talk über deinen Status informieren und damit auch ein Vorbild sein, das andere Menschen ermutigt sich testen zu lassen.

Weitere Fragen können sein:

  • Wie willst du dich in sexuellen Situationen schützen?
    z.b. mit Kondomen, Handschuhe für Fingern (siehe Punkt 4), Lecktücher
  • Welche Verhütungsmethode benutzt ihr?
  • Wie ist safe seid ihr sonst unterwegs?
  • Habt ihr gerade noch andere sexuelle PartnerInnen?

Hier ein Flowchart, wie so eine Unterhaltung ablaufen kann: 

Safer Sex Talk and sexual health

by Marc Seestaedt 2019 


Das ganze klinkg noch klinisch für dich und eher unsexy?

Yep. I get it. Anfangs fande ich das alles auch schwierig und unangenehm. Und das ist auch heute noch manchmal so. Doch es wird leichter.
Auf mich und meine Gesundheit zuachten und damit auch auf die Gesundheit anderer gibt mir ein gutes Gefühl. Ich mache mir weniger Sorgen und habe selten Angst vor einem Test, weil ich weiß, dass ich die die "Vorkehrungen" getroffen habe, die ich für wichtig erachte.

 

3) Gleitgel, Öl, Spielzeug und Kondome – Was geht mit was?

Hmm eine schöne Massage mit Öl. Kokosnuss, Mandel oder mit Aroma. Ich liebe Öl. 
Was ich lange nicht wusste: Latex und Öl vertragen sich kein bisschen! 
Öl zersetzt das Latex und das Kondom kann leicht reißen.  

Hier ein Überblick - was geht mit was?

  • Latexkondome + Gleitgel auf Wasserbasis
  •  
    Latexkondome + Gleitgel auf Silikonbasis
  •  
     
    Latexfreie Kondome + jede Art von Gleitgel/Öl
  •  
     
    Nitril Handschuhe + jede Art von Gleitgel/Öl
  • Latexxondome + Öl / Gleitgel mit Ölanteil
  • Not so great, aber geht schon mal: Silikon Spielzeug + Gleitgel auf Silikonbasis  

Silikon mit Silikon lässt das Material des Spielzeugs langsam kaputt gehen. Also am besten nur mit wasserbasiertem Gleitgel oder mit Öl benutzen. 
Wenn du mehr über Öl als Gleitmittel lesen willst, hat beducated ein ausführlichen Artikel dazu geschrieben. 


Kennst du schon Einhornkondome? Sie sind fair produziert und ihre Verpackungen sind lustig. Latexfreie Kondome sind in der Regel etwas teurer, lohnen sich aber für Spaß mit Öl.

Find your size: Von Menschen mit Penis wurde mysize in letzter Zeit empfohlen. Die Kondomfirma mysize bietet viele verschiedene Größen (Umfang und Länge) an. Es gibt auch Probepackungen, wo du ausprobieren kannst, welche Größe sich am besten anfühlt.


4) Cover your hands – Handschuhe

Im letzten Artikel habe ich vor allem über Kondome als Schutz vor STIs gesprochen. Und ja, das ist für Penise und penisähnliches Spielzeug der beste Schutz. Allerdings auch für sexy Fingerkrams sollte man wissen, wie man sich schützen kann.

Handschuhe aus Nitril!
Die gibt es in vielen Farben und Größen. In  schwarz oder pink sehen die ziemlich sexy aus und verlieren den sterilen Charakter.  Sie sollten möglichst eng sitzen und nicht schlabbern. Probier verschiedenen Größen aus. Falls sie zu klein sind,  wird es schwierig sie anzuziehen.
Insider Tipp: Falls ihr mal nur kleine Größen habt, bisschen Gleitgel auf die Hände und das Anziehen geht leichter.

Für Pussys oder Anal: Handschuh an, Gleitgel (oder Öl) drauf und du kannst mit sicherem Fingerspiel loslegen.
Vor allem in Situationen mit mehreren Menschen gleichzeitig oder auf einer Playparty können Handschuhe dabei helfen alles sauber und einfach zu halten. Du musst nicht darüber nachdenken, wo deine Hände schon waren. Einfach Handschuhe ausziehen und alles ist wieder clean.
Du solltest besonders darauf achten, dass Finger nicht von Anal zurück zu Pussy oder Penis kommen. 

Safer sex supplies


5) Lecken mit Lecktüchern oder Frischhaltefolie 

 

Mehr und mehr kommen sog. Lecktücher auf (auch dental dams genannt). Wie bei Kondomen gibt es sie auch mit Geschmack. Man legt sie über die Stelle , die man lecken will und hat damit eine sicherer Barriere. Lecktücher bestellt man am besten online, weil es sie noch nicht in allen Drogeriemärkten gibt. Aber man kann auch Kondome aufschneiden oder mit Frischhaltefolie improvisieren (dabei solltest du darauf achten, dass es keine Mikrowellengeeignete Folie ist, da diese kleine Löcher haben, damit die Feuchtigkeit in der Mikrowelle verdampfen kann). 

Unsexy as fuck oder was? 

Lecktücher haben noch keinen so guten Ruf, vor allem weil sie noch weniger repräsentiert werden als Kondome oder Handschuhe. Sie gehören nicht dazu, wenn wir über Sex nachdenken. Allerdings kann es wie ein tolles neues Spielzeug sein mit dem man eben rumprobiert, wie es sich anfühlt.

Und lieber safe than sorry.

Video entstanden für https://sex-positive.com


6) Hefepilz & Krätze

 Diese beiden Krankheiten habe ich im letzten Artikel nur am Rande erwähnt. Daher möchte ich den beiden etwas Aufmersamkeit schenken. 

Hefepilz (Candidose): Jede Frau mit der ich darüber spreche hatte schon mal eine vaginale Hefepilzinfektion. Das kann durch übertriebene Intimhygiene (zu viel Seife), ein schwaches Immunsystem oder einen pH-Wert Schwankung kommen. Es ist also ganz normal, das manchmal zu bekommen. Es kann sich natürlich auch sexuell übetragen. 

Mir wurde gesagt auf Penise überträgt es sich nicht oder eher selten, weil der Penis zu wenig Schleimhaut für den Pilz bietet, um sich festzusetzten. Aber mir ist es schon passiert, dass ich jemanden damit angesteckt habe. Wir haben dann beide die Creme benutzt (gibt es rezeptfrei in der Apotheke) und nach ein paar Tagen ist alles wieder schick. 

Krätze oder auch Skabies genannt sind Krätzemilben, die sich auf der Haut befinden und Juckreiz auslösen. Krätze ist leicht übertragbar durch engen Hautkontakt oder indirekt über Bettwäsche oder Handtücher. Daher ist es schwer sich davor zu schützen. Krätze kommt häufiger vor als ich dachte, vor allem weil es so leicht übertragbar ist. Außerdem kann die Inkubationszeit mehrere Wochen sein. Aber auch die Behandlung geht leicht durch eine Creme, die auf dem ganzen Körper aufgetragen wird.  


7) Dein Safer Sex Täschen to go

Das Kondom im Geldbeutel ist zwar ein Anfang, aber nicht der beste Platz dafür. Durch die ständige Reibung wird es weniger stabil. Am besten du stellst dir ein Safer Sex Täschen zusammen, das du leicht mitnehmen kannst.

Möglicher Inhalt:

*Kondome (latex und latexfreie) 

*Handschuhe (z.B. pink (Größe S) und schwarz (Größe M oder L) 

*Lecktuch 

*kleines Desinfektionsgel 

*Gleitgel (silikon oder wasserbasiert)
(My favourite: Eros Bodyglide)

*Taschentücher und/oder Feuchtetücher  

Natürlich muss nicht immer alles dabei sein, je nach dem, wie deine sexuellen Präferenzen sind, kannst du dir dein individuelles Täschen zusammen stellen oder eine größere Beutelversion  mit Handtuch , Spielzeug, Öl und allem, was du sonst noch gern dabei hast. 

Because safer sex is better sex. 

Danke, dass du bis zum Ende gelesen hast. Ich hoffe du konntest etwas für deine persönliche sexuelle Gesundheit mitnehmen. Hast du noch Fragen? Schreibs gern in die Kommentare oder schicke mir eine Nachricht. 

with love.


STI II: Was tun bei Ansteckung? + 2 Experten*innen im Interview

STI II: Was tun bei Ansteckung? + 2 Experten*innen im Interview

"Dein Ex juckt dich immer noch?" - "Ab zum Arzt!"

Mit verschiedenen Kampagnen hat die Initiative des BZgA¹ "Liebesleben" mehr Aufmerksam auf STIs und HIV gelenkt. Mit lustigen Sprüchen und Zeichnen wurde ein bisschen die Schwere des Themas genommen. 

Und genau das finde ich wichtig: Entspannt über STIs und HIV reden! 

 

Alle Cartoons kannst du dir hier anschauen und runterladen.

Im letzten Artikel habe ich dir einige sexuell übertragbare Krankheiten (STIs) vorgestellt. Du findest dort was über ihre Symptome, Übertragungswege und wie du dich schützen kannst. 

 

Jetzt wollen wir aber mal zu den anderen wichtigen Fragen kommen.

Denn eine Infotafel über STIs hilft nur bedingt. 

Was tun, wenn du denkst du könntest dich angesteckt haben?

Panik! Eh klar oder? - Natürlich nicht.

Wie du im ersten Artikel (STI Teil 1) gesehen hast, sind alle STIs außer HIV heilbar, wenn sie nicht unentdeckt bleiben.
Und auch HIV ist inzwischen behandelbar. Um auf dich und deine Partner*innen zu achten, solltest du mit einer Ärzt/in deines Vertrauen darüber reden. 

Du musst dich nicht schämen. Ganz im Gegenteil. Es zeigt, dass du Verantwortung für dich übernimmst, wenn du zu einem Arzt gehst und über deinen Verdacht ansprichst. Wenn du nicht alleine gehen willst, frag jemanden, den du gerne dabei hättest, ob er oder sie dich begleitet.

Wo kannst du dich Beraten und Testen lassen?

Es ist leider so, dass es in Deutschland nicht so einfach ist, wie in anderen Ländern sich vorsorglich regelmäßig auf STIs testen zu lassen. Du kannst dich z.B. bei deinem Hausarzt, deinem Gynäkologen oder Urologen auf unterschiedliche Krankheiten testen lassen. Die Kosten dafür übernimmt die Krankenkasse leider nicht. Falls du bereits Anzeichen oder Symptome zeigst, übernimmt die Krankenkasse im Normalfall den Test und die Behandlung. HI-Viren können erst (je nach Test) 6 Wochen-6 Monate nach der Ansteckung nachgewiesen werden. Daher ist in solch einem Fall oft ein mehrmaliges testen nötig. 
In verschiedenen Gesundheitzentren- oder Ämtern gibt es offene Sprechstunden oder Termine für STIs-Beratung und Tests.
Hier findest du eine Karte mit einer Übersicht.  
Hier findest du eine Onlineberatung. 

Für Frauen unter 25 wird 1x im Jahr kostenlos auf Chlamydien getestet.

Wenn du dich angesteckt hast, solltest du je nach STI erstmal keinen Sex haben, bis die Behandlung zu Ende ist. Auch dazu kannst du gezielt nochmal mit deiner Ärzt/in sprechen. 

 

STIs in monogamen Beziehungen? 

Dein Partner/in hat eine Geschlechtskrankheit, obwohl ihr in einer monogamen Beziehung seid? - Das kann nur eins heißen: er oder sie hat dich betrogen.
Nein, nicht unbedingt! STIs können über Monate unentdeckt bleiben und so aus einer vorherigen Beziehungen oder einem sexuellen Kontakt „mitgebracht“ werden  und erst später bemerkt werden.
Herbes z.B. kann immer wieder auftreten ohne erneuten Kontakt mit dem Virus zu haben.
Sprecht mit einander und zieht keine voreiligen Schlüsse. 

 

 

STIs in polyamoren/offenen Beziehungen: 

Das Risiko sich mit einer STI anzustecken steigt natürlich, wenn man mehrere Partner hat mit denen man sexuell ist. Doch gerade hier ist es umso wichtiger einen offenen Umgang mit den Thema zu lernen! Sprecht mit einander ab, wie ihr ungeschützten Sex  innerhalb der verschiedenen Beziehungen handhaben wollt. 

Hier 3 Tipps um entspannter mit dem Thema STIs umzugehen: 

 

1) Lasst euch zusammen testen - Macht ein Date daraus. Zum Arzt gehen klingt nicht so romantisch? - Klar, aber zusammen macht es trotzdem mehr Spaß. Ihr könnt total verliebt, verklemmt im Wartezimmer sitzen und das ganze gemeinsam erleben.

2) Redet darüber - Es ist schwer, aber es wird einfacher mit der Zeit. Besonders hilft mir mich daran zu erinnern, dass es mir wichtig ist, offen darüber reden zu können und ich mir das auch von meinem Partner/in wünsche.
Fragen können sein:

  • Wann hast du dich das letzte Mal testen lassen?
  • Hattest du seit dem ungeschützten Sex mit jemanden?
  • Sprichst du mit anderen Partnern darüber?

Es soll natürlich kein Verhör sein. Es geht um die Gesundheit von euch beiden. Lasst da nicht locker. 

3) Verurteilung und Glaubenssätze loslassen
"Wenn ich ein Kondom benutzen will, versaut das die Stimmung." "STIs bekommen nur Menschen, die viele verschiedene Partner haben."
Das habe ich schon oft gehört. Hinterfrage deine Gedanken über STIs. Das Thema kann einen unter Druck setzten. Verurteil dich nicht, wenn es dir noch schwer fällt darüber zu reden oder wenn du bestimmte Glaubenssätze über STIs hast. Aber lass dich nicht davon abbringen, auf deine Gesundheit zu achten! Das Thema geht jeden und jede etwas an, der Sex hat. 

 

Warum ist das Thema wichtig?

„Die Zahl der sexuell übertragbaren Infektionen ist in den letzten Jahren weltweit, aber auch in Europa und Deutschland deutlich gestiegen.“ ²

Zum Beispiel wird geschätzt, dass sich pro Jahr ca. 1 Million Menschen neu mit Chlamydia in Deutschland anstecken. Bei HIV liegt die Neuansteckungsrate bei ca. 2.000 Menschen pro Jahr!

Meine erste Hefepilzinfektion hatte sich nicht durch Sex Übertragung, sondern ist gekommen, nach dem ich Antibiotikum genommen hatte. Doch ich erinnere mich noch, wie unangenehm mir das war. Ich wusste nicht, dass sowas ganz normal ist (vor allem nach Einnahme von Antibiotikum).
Ich wünsche mir, dass mehr Menschen über STIs Bescheid wissen, sich schützen und darüber reden!
Es gibt auch sonst noch einige Mythen über STIs, z.B. im Zusammenhang mit Hygiene. 

Ich kann die Seite liebesleben.de wirklich empfehlen. Es wird sehr offen und ermutigend über das Thema Safer Sex, Liebe, Beziehungen, sexuelle Orientierung & Coming Out geschrieben. 

 

STI_Interview

Nachgefragt

2 Expert*innen im Interview

Jetzt möchte ich noch  Dr. med. Jutta Pliefke (Fachärtzin für Gynäkologie bei profamilia Berlin) und
Daniel Nagel ( Vorsitzender vom Jugend gegen Aids e.V.) 
 zu Wort kommen lassen. 

Frau Dr. Pliefke, schön, dass Sie sich Zeit nehmen für meine Fragen.
Vielen Menschen fällt es noch schwer über STIs zu sprechen. Wenn sich jemand schämt darüber zu reden, was können Sie ihm oder ihr sagen?

 Es ist ein Thema, dass wenig öffentlich besprochen wird. Es gibt viele schlechte oder falsche Informationen darüber.
Viele Menschen verbinden STIs immer noch damit, etwas falsch gemacht zu haben. Allerdings sind STIs ein weites Feld. Manche kommen häufiger vor als andere, z.B. Chlamydien. Dabei gibt es auch keinen 100%igen Schutz. Wenn man Sex hat, dann kann es mal passieren, dass man sich mit einer STI ansteckt. Auch das ist nicht so schlimm. Wenn man sich informiert und weiß, was für Symptome es geben kann, kann man zu einem Arzt oder einer Beratungsstelle gehen, falls man den Verdacht hat sich angesteckt zu haben. Wenn man zu einem Arzt geht, wird dort alles vertraulich behandelt und es gibt keinen Grund sich zu schämen.

Wenn ich einen Verdacht habe, mich mit einer STI oder HIV angesteckt zu haben, übernimmt die Krankenkasse dann die Tests dafür, wie bei einer anderen Untersuchung?

Es gibt in Deutschland keine Routineuntersuchung für STIs. Das ist schade. Das ist in anderen Ländern anders.
Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Untersuchung, sobald Beschwerden oder Symptome auftreten. Allerdings wird keine Screeninguntersuchung übernommen. Das muss privat bezahlt werden. Je nach Einrichtung kostet ein HIV aber weniger als 20€. Für Frauen unter 25 wird einmal im Jahr ein Test auf Chlamydien übernommen. Für Männer ist es einfacher einen HIV Test umsonst/günstiger zu bekommen. Es gibt z.B. HIV Sprechstunden bei Beratungsstellen. Dort kann der Test auch anonym abgegeben werden. Es sind keine „Allrounder“ Test möglich, da unterschiedliche STIs auf verschiedene Weise untersucht werden (z.B. Abstrich, Urin, Blutuntersuchung)

Hat sich Ihrem Eindruck nach, der Umgang mit STIs in den letzten 10 Jahren geändert?

Ja und Nein. Insgesamt hat sich bei manchen Krankheiten etwas getan. Zum Beispiel weiß man jetzt, dass HPV und Chlamydien häufiger vorkommen als man dachte und hat das Screening für Frauen unter 25 zu Chlamydien eingeführt. Doch grundsätzlich gibt es immer noch sehr viele Informationslücken.
Auch das Internet ist das eine zweischneide Sache. Es gibt viele Informationen, aber auch einiges was nicht stimmt oder einen eher verunsichert.
Verlässliche Seiten sind z.B. bzga.de oder www.liebesleben.de

Es werden gerade neue Heimtest für HIV vom Bundesgesundheitsministerium geprüft, die anscheinend sehr viel zuverlässiger sein sollen als frühere Modelle. Was halten Sie von solchen Heimtests, die man in der Apotheke kaufen kann?³ 

Das hat auch zwei Seiten. Es gibt diese Schnelltests und die sind auch relativ verlässlich. Wenn man damit Leute erreicht, die man sonst nicht erreichen kann, ist das immer ein Vorteil. Es kann auch dazu führen, dass keine Behandlung in Anspruch genommen wird oder falsche Behandlung, wenn man nicht gleich mit einem Arzt spricht. Solch eine Situation kann sehr belastend sein, wenn man keine Beratungsperson hat. Doch wenn dadurch mehr Menschen wissen, dass sie HIV+ sind, ist das natürlich gut. 

Was finden Sie bei dem Thema sonst noch wichtig?

Es ist nötig darüber zu sprechen, was heißt safer sex eigentlich. Durch die unterschiedlichen Übertragungswege von STIs ist es wichtig zu wissen, wie man sich am besten Schützen kann. Dabei ist das Kondom natürlich eine wichtige Möglichkeit. Doch bei Herpes kann auch ein Kondom nicht unbedingt schützen, wenn man mit offenen Hautstellen oder Schleimhäuten im Mund bei Oralverkehr an die Herpesbläschen kommt.

Experteninterview #2 mit Daniel Nagel, Vorsitzender von Jugend gegen Aids e.V.

An meinem ersten Tag an der Uni bin ich noch leicht verwirrt über den Campus gestratzt. Ich wollte eigentlich zur Mensa. Bin dann aber über das Jugend gegen Aids Team gestolpert und dachte mir: Mit denen quatsch ich mal. Weil ich über Sex reden nicht nur für mich wichtig finde, sondern für alle, die Sex haben (oder auch nicht haben 😉 ) gibts hier noch ein Interview für euch: 

Daniel, was macht ihr als Verein genau?

Wir setzen uns für eine aufgeklärte Gesellschaft für heute und morgen ein, in der Sexualität niemals ein Grund für Ausgrenzung, Angst und Stigma ist. Das heißt, dass wir Schulworkshops geben und Jugendliche dort erreichen, wo sie auch sind: Bei Social Media, auf Festivals oder eben in der Schule und auf dem Campus.

 

Wie erlebst du den Umgang mit dem Thema STIs, HIV und safer sex bei Jugendlichen? Was würdest du dir für die Zukunft wünschen?

Das ist sehr unterschiedlich. Aber generell ist AIDS für die Jugend in Deutschland extrem weit weg, andere sexuell übertragbare Krankheiten sind kaum bekannt. Ich würde mir wünschen, dass niemand mehr bei Syphillis an ein Pokémon denkt und wir uns alle vor STI’s schützen. Das geht oft leichter als man denkt - mit einem Kondom.

Ihr habt gerade eine Kooperation mit Mate Mate und seid auf Tour an verschiedenen Unis. Wie läuft das bisher? Wie reagieren die Menschen auf eure Aktionen?

Wir sind sehr zufrieden mit unserer Campus Tour. Viele Studenten reagieren sehr interessiert und unterhalten sich mit uns bei einer Flasche Mate Mate über sexuell übertragbare Krankheiten, aber auch andere Themen wie Body Issues oder Nacktfotos. Sex ist heute so präsent wie nie, und dennoch ist der Umgang oft nicht offen genug. Viele junge Menschen wünschen sich einen Ansprechpartner, dann kommen wir ins Spiel.

Ganz ehrlich: Manchmal kann das ganz schön schwierig sein über STIs und safer sex zu reden. Es wird einfacher mit der Zeit, aber was hast du für Tipps für uns?

Findest Du? Sex gehört immerhin zu den schönsten Dingen der Welt, und wenn er Safe ist, gibt es keine unschönen Überraschungen. Unangenehm sind sexuell übertragbare Krankheiten, aber diese können verhindert werden. Bei One Night Stands solltet ihr immer ein Kondom verwenden. Bevor ihr ungeschützten Sex habt, solltet ihr euch bei einem Arzt checken lassen. Denn die Pille verhindert keine STI’s, wie manche vielleicht denken.

Wie bist du persönlich dazu gekommen, dich für safer sex und Aufklärungsarbeit zum Thema Sex, zu engagieren?

Ich kann mich an meinen Sexualkunde-Unterricht fast nicht mehr erinnern. Das waren 45 Minuten in der 7. Klasse, danach kam nie mehr etwas. Obwohl ich mich selbst als aufgeklärt bezeichnet hätte, habe ich bei Jugend gegen AIDS sehr viel gelernt. Wusstest Du, dass laut unserer gemeinsamen Umfrage mit Lovoo ein Drittel der deutschen Jugendlichen nicht verhütet? Das sollte Motivation genug sein, sich zu engagieren.

Wenn jetzt jemand auch Bock hat bei euch mit zu machen. Welche Möglichkeiten gibt es da?

Bei uns kann jeder junge Mensch zwischen 14 und 26 Jahren mitmachen, der auf unsere Arbeit Lust hat. Das Schöne ist, dass sich bei uns jeder mit seinen Stärken einbringen kann. Wir haben Schreiberlinge, Bio-Experten, IT-Nerds oder Handwerker, die anpacken können. Besonders ist, dass wir mehrmals im Jahr in unserer Academy Peers ausbilden, die später an Schulen Aufklärungs-Workshops geben. Aber auch so freuen wir uns immer über Helfer an Ständen bei unseren Events oder Festivals in Deutschland, Österreich oder Schweiz. Am besten ihr schreibt uns einfach bei Social Media oder meldet euch auf unserer Website an: www.jugend-gegen-aids.de

Was möchtest du uns sonst noch mit geben?

Do what you want. Do it with love, respect and condoms.

Eieiei - Ganz schön viel zu lesen oder? 

Danke, dass du bis zum Ende durchgehalten hast. 

Du willst auch, dass deine Freundinnen und Freunde mehr wissen über STIs?

Dann teile jetzt den Artikel! 

Much love. With condoms. 

¹ BZgA: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
² Quelle: Broschüre "Safer Sex" von Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
³ Quelle: http://www.br.de/nachrichten/neuer-hiv-schnelltest-aids-100.html)
Bilder Interview mit Daniel by Deniz Saylan
Beitragsbild by Zineta