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coming out day

 

 

„Ich bin transident¹. Ich wurde als Mädchen geboren.“

Im Sommer habe ich einen wunderbaren Jungen kennen gelernt und als er mir das gesagt hat, war meine Reaktion „ Ah cool.“ und unser Gespräch ging weiter.

Ich weiß, dass das nicht immer so abläuft. Aber so sollte es sein.

In meinem Inneren hat es noch etwas ausgelöst: Mit meinem ganzen Herzen wollte ich sagen:
„Danke dir, dass du das  mit mir teilst. Ich weiß, dass nicht alle Menschen offen reagieren.  Aber ich finde dich interessant und wunderschön.“

 

Heute ist Internationaler Coming Out Day.

Die offizielle Seite findest du hier.

Das möchte ich als Anlass nehmen, um meine Gedanken dazu mit dir zu teilen.

Einmal zur Erklärung LGBTIQ*
L steht für Lesben
G steht für Gay
B steht für Bi
T steht für Transident/Transgender
I steht für Intersex
Q steht für Queer.
* steht für alle weiteren Bezeichnungen für Gruppen von sexueller Orientierung oder Geschlechteridentifikation (z.B. Asexualität)
Ich höre viele tolle Geschichten über Outings oder dem generellen Umgang mit Homosexualität und Transidentität mit Unterstützung, Liebe und Akzeptanz. Das ist wunderbar.
Gleichzeitig ist es ein Thema, wo es immer noch Diskriminierung gibt.
Ich höre auch Geschichten von Jugendlichen, die Angst davor haben sich zu outen.

Laut einer neuen Studie in den USA haben 42% der homosexuellen Jugendlichen Suizidgedanken.

Sie haben Angst auf ihre sexuelle Orientierung reduziert und/ oder nur über diese definiert zu werden, Angst verurteilt zu werden, Angst sich für das eigenen Selbst zu schämen.

Angst, dass sie ihre Freunde verlieren, dass ihre Eltern sie ablehnen, dass sie, mit dem wie sie sich fühlen, alleine bleiben, dass ihre sexuelle Orientierung als krank angesehen wird, dass sie sich Spott und Gewalt aussetzen, dass sie sich ständig erklären und rechtfertigen müssen, dass sie nicht mehr einfach nur als Mensch, sondern ab dem Zeitpunkt des Outens, als „besonderer“, „spezieller“ Mensch oder ExotIn behandelt werden.

 

 

Nur einmal Coming Out Day? – Es bleibt nicht bei „einem Outing“.

 

Immer wieder aufs neue wird deine Sexuelle Orientierung als heterosexuell angenommen. Und immer wieder aufs neue wirst du dich outen.

Mein erstes Outing war per Zufall und sehr unvorbereitet bei meiner Mama.
Obwohl ich in meinem Umfeld nie negatives zu meiner sexuellen Orientierung gehört habe,
war es doch ein Thema, was mir manchmal Unbehagen bereitet hat.

 

Bin ich eine Lesbe?
Ist das eine Phase?
Kann ich auch auf beide Geschlechter stehen?

Viele Fragen kamen mir während meiner Pubertät immer wieder in den Kopf.

 

Ich habe mich irgendwo dazwischen gefühlt.
Nicht heterosexuell und nicht homosexuell…

 

Andere Regenbogenjugendliche in meinem Freundeskreis kannte ich nicht und konnte mich nicht zu dem Thema austauschen.

Wenn wir in meiner Mädels-Clique darüber sprachen, dass wir auch gerne mal was mit einem anderen Mädchen ausprobieren wollen würden, nur so der Erfahrung halber, habe ich eine Unsicherheit in mir aufkommen gespürt.
Für mich war es eben nicht nur der Wunsch einer Erfahrung halber, sondern ich finde Mädchen auch schön und interessant im romantischen Sinne.

Zögerlich hab ich das manchmal anklingen lassen.

Ich war mein eigener Richter. Nie hat jemand etwas dagegen gesagt.
Ich hab mich hinter der Einfachheit des hetero-sein versteckt. 

Es ist leichter mit Jungs zu flirten, es ist leichter mit Jungs zu knutschen, es ist leichter mit Jungs zu schlafen…

Ich hatte Angst davor abgestempelt und verurteilt zu werden.
Ich hatte Angst davor, dass nur eine Seite von mir gesehen wird.

 

Wenn ich mit einem Jungen knutsche, will ich mir am liebsten ein Schild umhängen:
Ich steh immer noch auf Mädchen und Jungs.
Und andersrum, wenn ich mit einem Mädchen knutsche, will ich, dass immer noch gesehen wird, dass ich alle Geschlechter mag.

 

Umso aufgeregter war ich als ich mein erstes Date mit einem Mädchen hatte.
Mir wurde ordentlich der Kopf verdreht und mein Herz ein paar Wochen später gebrochen.
Nichts desto trotz war es schön und komisch mit meinen Mädels darüber zu sprechen.

 

Ich hatte Angst, dass sie denken ich könnte mich in sie verlieben.

 

Und bis heute gibt es dieses blöde Gefühl in mir, dass andere Mädchen automatisch denken ich stehe auf sie, nur weil ich generell auch an Mädchen interessiert bin.

 

Von einigen Wochen hat mich jemand gefragt:
„Auf was stehst du eigentlich?“

 

Dem Fragenden war es leicht unangenehm diese Frage zu stellen. Doch sein Interesse hat überwogen. Voller Begeisterung habe ich geantwortet: „Danke, dass du nicht annimmst, dass ich heterosexuell bin.
Momentan würde ich mich am meisten mit den Label pansexuell identifizieren können.
Hier spielt das Geschlecht nicht eine so vordergründige Rolle. Ich mag Menschen.“

 

Es kann durchaus sinnvoll sein und Unterstützung geben sich einem Label der sexuellen Orientierung zugehörig zu fühlen.

Sexualität, Anziehung und Geschlecht haben aber eine Bandbreite.

Es gibt nicht nur hetero und homo…

 

 

lovehasnolabels

 

Doch ein Label bist nicht du. Sexuelle Orientierung, wie Geschlechteridentifikation sind fließend.

Ein Kunstprojekt und passenden TedTalk dazu von Tillett Wright: 50 shades of gay

 

 

Ich bin dankbar dafür, dass ich mich inzwischen so wohl fühle darüber zu sprechen.

Zu lieben und zu leben, wie ich will. 

Ich höre auf mich und meinen Körper. Auf mein Herz und meine Wünsche.
Darüber habe ich hier geschrieben.

Das wünsche ich mir auch für jeden anderen Menschen auf dieser Welt und in diesem Universum!

 

 

coming out day_tolerance_cusilife

 

Noch haben Menschen der LGBTIQ* Community nicht die gleichen Rechte.
Selbst in Deutschland ist eine eingetragene Lebenspartnerschaft der Ehe nicht gleichgestellt.
[Update 30. Juni 2017: Für die #Ehefüralle wurde im Bundestag mit „ja“ gestimmt]

Wichtig zu erkennen ist: Jede und Jeder ist richtig – genau wie er oder sie ist.

Leider wir uns oft das Gegenteil vermittelt.
Von Eltern, dem Umfeld,  LehrerInnen, ArbeitskollegInnen, der gesellschaftlichen „Norm“.

Doch es tut sich was!

Seit Juni 2015 z.B. gibt es in USA die Gleichstellung der Ehe für alle Paare.

 

 

Wenn du selbst über dein Outing nachdenkst, was kann dich dabei unterstützen?

  • Bitte sei dir bewusst, du bist wunderbar genau so wie du bist. Sag es dir vor.
    Glaube und fühle es.
  • Informier dich über andere Geschichten und lass dich inspirieren. Du bist nicht alleine.
  • Schule ist ein geschlossener Rahmen. Doch die Welt wartet auf dich. Vernetzte dich mit anderen Menschen in der LGBTIQ* Community.
  • Es gibt viele Anlaufstellen, Vereine, Hilfestellungen zum Outing, Beratung sowie die diversesten  Gruppen. Es kann sehr hilfreich sein, Gleichgesinnte zu treffe, sich auszutauschen und dein Bewusstsein zu stärken, dass du nich alleine oder verkehrt bist. Hier z.B. der Coming out Day e.v. 
  • Du musst dich keinem Label zu ordnen, um dich auszuprobieren. Du bestimmst über deine Wünsche, Grenzen, Fantasien und Vorlieben.

Hier einige Seiten zur Inspiration:

 

 

Probier dich aus und sei wunderbar, so wie du bist.

 

coming out day_csd_2016_cusilife

Dieses Jahr beim Christopher Street Day in München.

 

Erzähl mir deine Outing-Geschichte.
Hast du Erfahrungen damit in deinem Umfeld gemacht?

Wenn du Fragen hast oder mir persönlich deine Geschichte oder Gedanken erzählen willst, schreibe mir.

Teile gerne diesen Beitrag und zeige Unterstützung und Liebe für alle wunderbaren Menschen da draußen.
Deine Cosima

 

 

Beitragsbild & „lovehasnolabels“ by Have a Gay Day

andere Bilder by cusilife

 

1: Transident wird inzwischen häufiger als transsexuell benutzt, da der Fokus auf Identität anstatt Sexualität gelegt werden soll.

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